Sumerki - Daemmerung Roman
Puschkin-Museum
Großes Museum für bildende Kunst in Moskau mit einer der bedeutendsten Sammlungen europäischer Gemälde in Russland.
S. 441: Kaschtschenko-Klinik
Heute noch verbreitete Bezeichnung für die Moskauer Psychiatrische Klinik Nr. 1. Im 19. Jahrhundert errichtet, trug sie lange Zeit den Namen ihres berühmten Chefarztes Pjotr Kaschtschenko. In der Sowjetzeit sollen dort oft Dissidenten zwangsweise eingeliefert worden sein.
S. 444: Champollion
Der französische Linguist Jean-François Champollion (1790-1832) entzifferte den berühmten Stein von Rosetta und legte so den Grundstein für die Analyse der ägyptischen Hieroglyphen.
S. 486: Stalin-Hochhäuser
Gemeint sind sieben Wolkenkratzer im Zuckerbäckerstil, die Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre erbaut wurden und auch heute noch das Moskauer Stadtbild prägen.
NACHWORT DES ÜBERSETZERS
»Von diesem Gesichtspunkt aus lässt sich daher der Traum als ein kurzer Wahnsinn, der Wahnsinn als ein langer Traum bezeichnen.«
Arthur Schopenhauer: Parerga und Paralipomena
Am Ende eines Romans, dessen Protagonist Übersetzer ist, mag es nahe liegen, dass der Übersetzer des Romans das Wort ergreift. Doch nicht um Dmitri Alexejewitschs professionellen Spleen soll es hier gehen - auch wenn man sich schon wundert, wie einer im 21. Jahrhundert noch ganz ohne Computer und Fernseher auskommt, ja sogar seine Aufträge persönlich abholt und -liefert. Aber in einem Land, in dem selbst Großkonzerne ihre Löhne noch bar auszahlen und man sich die monatliche Rente bei der Post holt, ist eben vieles möglich.
Weitaus interessanter erscheinen mir einige Bezüge, die mir im Laufe der Recherchen zu diesem Roman aufgefallen sind. Wie es sich für einen braven Übersetzer gehört, habe ich mich auch über die dort genannten historischen Begebenheiten und realen Personen informiert. Was als Pflichtübung begann, wurde bald zu einer faszinierenden Reise durch mehrere »Schichten« der Vergangenheit: die mystische, scheinbar zeitlose Welt der alten Maya, die Epoche der spanischen Conquista im 16. Jahrhundert und schließlich die 1940er bis 1960er Jahre der UdSSR. Wie in Barbara
Tuchmans berühmten »fernen Spiegel« erkannte ich die von Dmitry Glukhovsky entworfene Welt wieder - bei näherem Hinsehen jedoch entsprach sie nicht mehr ganz der Wirklichkeit, sondern las sich eher als eine Art freie »Übersetzung« der Historie.
Nicht nur Dmitri Alexejewitsch - auch sein Übersetzer ist am Ende des Romans um einiges klüger. Ein kleiner, für die Geschichte des Buches aber durchaus relevanter Teil meiner Funde soll hier präsentiert werden.
Vom Saulus zum Paulus: Diego de Landas Bericht aus Yucatán
Diego de Landa, der Vorsteher des Franziskanerklosters von Izamal und spätere Bischof von Yucatán, hat tatsächlich existiert: Sein biografischer Werdegang, aus dem insbesondere die berühmte Bücherverbrennung von Maní (1561) und der darauf folgende Prozess in Madrid (1563-1569) herausragen, wird im Roman an einer Stelle wahrheitsgemäß geschildert. In seiner Funktion als Provinzial des Franziskaner-Ordens von San José, also von Yucatán und Guatemala, war er die höchste religiöse Autorität der Region und bekannt für sein hartes Vorgehen gegen jene Maya, die sich weigerten, den christlichen Glauben anzunehmen. Diese de facto inquisitorische Tätigkeit war es auch, die 1563 dazu führte, dass er der Amtsanmaßung angeklagt wurde und nach Spanien reisen musste, um sich zu verteidigen.
Vielleicht war es diese erzwungene Ruhepause, vielleicht auch späte Reue, die ihn 1566 veranlassten, seine Relación de
las cosas de Yucatán ( Bericht über die Begebenheiten in Yucatán ) niederzuschreiben. Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass genau der Mann, der durch jenes unglückselige Autodafé für die endgültige Ausrottung der Maya-Kultur und die für die heutige Wissenschaft katastrophale Vernichtung unschätzbarer Schriftstücke und Artefakte verantwortlich zeichnet, einen der Schlüsseltexte für unser heutiges Verständnis ebendieser Kultur verfasst hat. 1569 sprach eine Untersuchungskommission Landa frei, und er kehrte nach Yucatán zurück, wo er 1571 das Amt des Bischofs antrat, das er bis zu seinem Tod 1579 innehatte.
Woher aber hatte Diego de Landa seine teilweise sehr detaillierten Kenntnisse? Im Wesentlichen verdankte er sie zwei getauften Kaziken (Maya-Häuptlingen), die für ihn als Dolmetscher fungierten: Juan Nachi Cocom und Gaspar Antonio Chi.
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