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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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verdient.
    Ich schaltete das Radio ein, suchte einen Infosender und lauschte mit halbem Ohr die Morgenausgabe der Nachrichten, während ich dem Dampf nachblickte, der aus der Teetasse aufstieg.

    Der asiatische Tsunami schien niemanden mehr zu beschäftigen. Top-Thema bei den Nachrichten aus aller Welt waren nun heftige Erdbeben, die sich in den USA und den Ländern der Karibik zugetragen hatten. Ein paar ziemlich große Städte auf einigen Inseln waren komplett zerstört worden. Die Präsidenten und Militärdiktatoren, die diese Zwergstaaten regierten, baten die Weltgemeinschaft um Unterstützung, und die UN versprachen Wiederaufbauhilfe, erste Flugzeuge der »Ärzte ohne Grenzen« und Retter aus verschiedenen Ländern waren bereits im Anflug.
    Die Vereinigten Staaten waren etwas glimpflicher davongekommen: Ihr seismisches Frühwarnsystem hatte fehlerlos funktioniert, so dass die Bevölkerung der betroffenen Gebiete rechtzeitig hatte evakuiert werden können. Doch die Wissenschaftler sprachen bereits davon, dass mit neuerlichen Erdstößen zu rechnen sei … Dann lauschte ich dem Kommentar eines Experten, der etwas über Verschiebungen der Erdkruste zum Besten gab, die für sämtliche Kataklysmen der jüngsten Zeit verantwortlich seien.
    Schließlich ging der Sprecher zu den bevorstehenden Wahlen über, doch dieses Thema ließ mich kalt. Es war alles wie immer - man warf sich gegenseitig irgendetwas vor, ein Politiker war bereits aus dem Rennen, einen anderen hatte man in einem Wald bei Moskau mit einer Kugel im Kopf gefunden, während ein dritter erklärte, dass er seinen Posten als Präsident eines großen Unternehmens aufzugeben gedachte, um sich ganz dem Dienst am Vaterland zu widmen.
    An letzter Stelle - nach all den Katastrophen, Morden und Krisen - brachte die Redaktion, wohl aus Mitleid
mit den Zuhörern, noch eine positive Nachricht: Wie sich herausstellte, war eine Russin zur neuen »Miss Universe« gekürt worden. Der Sprecher nannte Maße und Geburtsjahr der Dame und verabschiedete sich dann herzlich. Aus dem Lautsprecher strömte nun John Coltrane und trug sämtlichen Schmutz mit sich fort, der in den letzten fünfzehn Minuten von dort hervorgequollen war. Eine gute Wahl - meine Finger, die ich bereits in Richtung Einschaltknopf ausgestreckt hatte, blieben unentschlossen in der Luft hängen und verschwanden dann wieder in den Falten der Wolldecke. Ich trank meinen Tee aus und schlug Kümmerlings Büchlein auf der erstbesten Seite auf.
     
    Ein großes spanisch-russisches Wörterbuch zu finden war nicht weiter schwer. Die Buchhandlungen quollen über von Sprachführern, Selbstlernkursen und eben Wörterbüchern unterschiedlichster Art, vom Taschenbuchformat mit vielleicht 5.000 Einträgen bis zu beeindruckenden, zehn Zentimeter dicken Wälzern.
    Die Suche nach einem Werk über die Kultur der Maya gestaltete sich dagegen - wie bereits befürchtet - nicht ganz so einfach. Akribisch durchforstete ich das Dom knigi am Neuen Arbat sowie einige antiquarische Buchläden und fuhr zum großen Buchmarkt, doch am Ende hatte ich nur ein paar grellbunte Prospekte erworben, deren Titel stets die Wörter »Mysterium«, »Rätsel« oder »Geheimnis« enthielten. Erst als ich zu Fuß von der Metrostation Arbatskaja nach Hause ging und erneut das Dom knigi passierte, fielen mir zufällig einige Kleinhändler auf,
die auf dem Bürgersteig allen möglichen Ramsch verkauften.
    Meist handelte es sich um wuchtige, vielfarbige Bildbände mit Titeln wie Die Lehren des Kamasutra oder Enzyklopädie der Sinnlichkeit . Ein Verkäufer hatte Esoterik aus dem Selbstverlag auf einem Tisch ausgebreitet, und ein paar seltsame, eher wie Taschendiebe aussehende Typen boten unter der Hand illegale Kopien von Mein Kampf feil. Da sie sich ihres Risikos bewusst waren, legten sie sich nie auf einen fixen Standort fest und hatten auch keinen Verkaufstisch aufgestellt. Jederzeit bereit loszuspurten und in der Menge zu verschwinden, musterten sie mit aufmerksamen, ja gierigen Blicken die Passanten, um aus dem unendlichen Menschenstrom ihre potenziellen Kunden beziehungsweise die Provokateure der Staatssicherheit herauszupicken, die gelegentlich aus unerklärlichen Beweggründen zum Kampf gegen den Faschismus antritt.
    Zuerst hielt ich den Mann für einen von dieser Sorte. Ich ging in Gedanken versunken an den Auslagen der Händler vorüber, und mein Blick glitt zerstreut über die angebotenen Bücher. Mein Eindruck rührte daher, dass er sich immer

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