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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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erstarrt auf der Schwelle des Eingangs, dann kam ich zu mir, schlug den
Mantel zu und machte mich langsam und gebückt auf den Weg nach Hause.
    Nachdem ich meine Wohnungstür mit dem schweren Kupferschlüssel aufgeschlossen hatte, ging ich schnurstracks ins Badezimmer und nahm ein heißes Bad. Doch es half nichts. Die ganze Nacht verfolgten mich bedrückende Visionen: Mal irrte ich in sengender Sonne durch eine endlose Wüste, in der ich ständig über glühenden Sand lief und doch nicht einen Schritt vorwärtskam; mal blieb ich plötzlich mitten in einem Tropenwald im Sumpf stecken. An einer besonders furchtbaren Stelle, als ich das Gefühl bekam, auf der Welt gehe die Luft aus und ich müsse ersticken, lockerte der Alp ein wenig seinen Griff, und ich tauchte aus der Tiefe des Traums auf, keuchend vor Anstrengung.
    Mein Bett war völlig durchnässt. Ich zitterte, meine Stirn brannte, und meine Kehle war ausgetrocknet. Mit letzter Kraft warf ich die Decke von mir, die mich zu ersticken drohte, und blieb einige lange Minuten auf der Matratze liegen, unfähig mich zu erheben. In meinen Ohren pochte gleichmäßig das Blut, und dieses Schlagen ließ in meiner Fantasie eine Kompanie Soldaten erstehen, die an der Tribüne vorbeimarschierten, von der aus ich eine Parade abnahm. Ich brauchte nur die Augen zu schließen, um diese gespenstische Armee näher zu betrachten, schon zog mich der Strudel des Traums erneut kopfüber hinab.
    Das nächste Mal erwachte ich, weil eine furchtbare Kälte meinen ganzen Körper durchdrungen hatte. Ich schlotterte so sehr, dass ich kaum meine Hand heben konnte, um meine Stirn zu fühlen. Ich versuchte, die Decke vom Boden
aufzuheben, doch erwischte ich sie einfach nicht. Schließlich rückte ich ganz an den Bettrand, verlor das Gleichgewicht und fiel hinunter. Jetzt hatte ich keine Wahl mehr: Wenn ich nicht die ganze Nacht auf dem kalten Parkett verbringen wollte, musste ich mich zwingen aufzustehen, die Decke ertasten, mich zumindest wieder zudecken - vielleicht schaffte ich es ja noch bis zur Küche, um ein Aspirin zu nehmen.
    Es kam jedoch alles ganz anders. Wie ich so auf allen vieren in der Dunkelheit auf dem Boden nach der Bettdecke tastete, hörte ich auf einmal aus der Tiefe des Zimmers jemanden seufzen.
    Meinem Gefühl nach war es etwa vier Uhr nachts - eine lautlose Zeit, selbst die letzten Zecher waren nach Hause gegangen, und die ehrlichen Arbeiter hatten noch ein, zwei kurze Stunden Schlaf vor sich, die Lichter waren gelöscht und die Straßen leergefegt, als befände sich die Stadt in Quarantäne. In meinem Zimmer herrschte absolute Finsternis, in der sich sowohl die Konturen der Möbel als auch das schwarze Rechteck der Tür zum Flur, der Boden, die Decke und die Wände aufgelöst hatten. Es war also völlig unmöglich zu erkennen, wer oder was sich dort - dem Gehör nach zu urteilen nur wenige Schritte von mir entfernt - befand.
    So unwahrscheinlich dieses Geräusch auch sein mochte, ich war doch absolut überzeugt, dass ich es mir nicht eingebildet hatte. Ich presste meinen Rücken gegen das Bett und streckte die Arme aus, um einen möglichen Angriff abzuwehren. Dann schluckte ich und fragte mit heiserer Stimme: »Wer ist da?«

    Damals rechnete ich ernsthaft mit einer Antwort. Das Seufzen war so echt gewesen, dass es mir gar nicht in den Sinn kam, mich zu fragen, wie der unbekannte Gast unbemerkt meine Wohnung hatte betreten können. Ich nahm dies als gegeben hin. So saß ich auf dem Boden, blind, und fuchtelte mit vor Müdigkeit und Anspannung zitternden Armen in der Dunkelheit herum. Verzweifelt versuchte ich mein aus der Brust hervorbrechendes Keuchen zu unterdrücken und horchte in die Stille hinein. Nichts. Nicht mal ein Rascheln war zu hören. Doch erst nachdem ich noch weitere zehn Minuten in dieser lächerlichen Pose zugebracht hatte, begann ich zu glauben, dass es sich bei dem Geräusch wohl doch nur um den Nachhall eines Traumfetzens gehandelt hatte. Ermutigt erhob ich mich und ertastete den Schalter der Nachttischlampe. Das aufflammende Licht bewies, dass mir meine Fantasie einen Streich gespielt hatte: Es war niemand im Raum. Besonders gründlich besah ich mir die Ecke, aus der, wie ich glaubte, das Geräusch gekommen war, danach durchsuchte ich systematisch alle Zimmer meiner Wohnung.
    Als ich mich endlich überzeugt hatte, dass ich allein war, ging ich in die Küche, nahm meine Medikamentenschachtel aus dem Geschirrschrank und setzte mich auf die Couch. Mit dem

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