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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Der Mann wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Mein Gott, wozu wollen Sie das wissen? Sie werden ihm doch nicht auflauern wollen? Vielleicht kommt er ja gar nicht mehr. Er kam gestern vorbei, kurz nachdem Sie weg waren, und hat die Mappe mitgenommen, ohne eine neue dazulassen.«
    »Und hat nichts ausrichten lassen? Ob er noch zufrieden sei? Etwas in der Art?« Ich suchte verzweifelt nach einem Strohhalm.
    Er schwankte eine Zeitlang, öffnete ein paar Mal den Mund, als wollte er etwas sagen, doch am Ende schüttelte er nur den Kopf.
    Ich setzte eine besorgte Miene auf und startete einen Versuchsballon: »Dann werde ich wohl auch zur Miliz gehen müssen, um von meiner Übersetzung zu erzählen. Wenn das so eine große Geschichte ist. Warum haben Sie den Beamten nichts von mir gesagt? Am Ende wird man Ihnen noch unangenehme Fragen stellen.«
    Seufzend tat ich gespieltes Bedauern kund und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich auf seinem verzerrten Gesicht die ersten Anzeichen einer baldigen Kapitulation abzeichneten.
    Sanft fügte ich hinzu: »Natürlich verstehe ich Sie. Der Ruf der Firma steht auf dem Spiel, und Sie könnten Ihren Job verlieren …«
    »Zum Teufel mit dem Job!«, brach es aus ihm heraus. »Der Alte hat mir doch verboten, über Sie zu sprechen! Ich meine, Ihr Auftraggeber. Kurz bevor er ging, hat er das noch
gesagt. Als hätte er gewusst, dass am nächsten Tag die Miliz auftauchen würde.«
    Verwundert bemerkte ich: »Die Anweisung eines alten Mannes haben Sie befolgt, aber die der Kriminalabteilung nicht?«
    »Das können Sie nicht verstehen.« Seine Augen starrten auf den Tisch, und die Hände waren wieder in einen Haufen Papier vergraben. »So wie er das gesagt hat, musste ich einfach gehorchen … Richtig unheimlich war das.«
    Danach brachte ich nichts mehr aus ihm heraus. Nicht ein Wort. Auf alle meine Fragen schüttelte er nur den Kopf und flüsterte unverständliche Dinge vor sich hin. Ich hatte den Eindruck, er spiele seine Unterredungen mit dem Auftraggeber und dem Kriminalbeamten noch einmal durch. Vergeblich versuchte ich mir vorzustellen, wie ein älterer Herr mit intellektueller Erscheinung diesen sonst so selbstbewussten Typen derart hatte verängstigen können.
    Schließlich gab ich es auf, ihm noch weitere Erklärungen abzuringen. Wütend verließ ich das Büro und ließ die Tür ins Schloss knallen.
     
    Ich hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Obwohl ich schon viele Stunden wach war und es mehr als vernünftig gewesen wäre, nach Hause zurückkehren, um zu einem natürlichen Schlafrhythmus zurückzufinden, machte mich allein der Gedanke an die dumpfe Leere meiner Wohnung, die ich nun wieder nicht mit Arbeit würde füllen können, so depressiv, dass ich lieber weiter durch die Straßen zog.
    Ich kannte weder das Ziel noch folgte ich einer bestimmten Route; während ich durch die überraschend verlassenen
Gassen im Zentrum Moskaus streifte, achtete ich nur auf meine Füße, so dass ich mehrmals mit einzelnen Passanten zusammenstieß; ich bemerkte weder den frostkalten Wind, noch den einsetzenden Regen. Bald wurde es dunkler. Die Häuser verschwammen ineinander, bis sie eine einzige, massive Wand bildeten, die Straße verwandelte sich in eine verwunschene Schlucht. Seltsamerweise ließen sich die Menschen Zeit, ihre Lichter anzumachen, fast alle Fenster blieben blind und schwarz. Das Ganze war absolut unnatürlich, und ich fühlte mich zunehmend unbehaglich.
    Ich bildete mir ein, dass die Wände dieser Schlucht, wie in der alten Legende, sich allmählich aufeinander zubewegten und jeden Augenblick über mir zusammenzustoßen drohten, so dass ich zu Staub zermalmt würde. Geleitet von dem völlig verrückten Gedanken, im letzten Moment zwischen ihnen hindurchzuschlüpfen, begann ich schneller zu gehen, schließlich zu laufen. Mein Mantel stand offen, der Regen schlug mir schräg gegen die Brust, und der eisige Wind drückte mein nasses Hemd an meinen Oberkörper. Panisch und ohne innezuhalten lief ich immer weiter, bis ich in der Ferne ein paar erleuchtete Fenster erblickte. Der Regen strömte mir in die Augen, dass sich die strahlenden Punkte in den Wasserlinsen brachen und in vielen Farben schillerten wie Sterne, die mir den Weg zeigten.
    Als ich endlich bei dem Haus mit den hellen Fenstern ankam, begriff ich, dass ich wieder vor jener ehemaligen Kinderbücherei stand, die jetzt mein Übersetzungsbüro beherbergte. Etwa zehn Minuten stand ich wie

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