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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Lautstärke war übrigens das Einzige, was mich hätte nachdenklich machen können. Aber eine Erklärung ließ sich für alles finden.
    Wie auch immer: Im Nebenzimmer, in dem natürlich niemand war und auch niemand sein konnte, atmete jemand schwer.
    Gespenstergeschichten habe ich nie gemocht, obwohl ich mit sechs bereits ziemlich gut lesen konnte. Meine Eltern, stets besorgt um meine Erziehung, hatten mir eher materialistische, lebensbejahende Bücher gegeben, von Gianni Rodari und Christian Pineau zum Beispiel. Erst als ich erwachsen war und meine Lieblings-Kinderbücher nochmals durchsah, entdeckte ich erstaunt und nicht ohne eine gewisse Häme, dass Christian Pineau Vorsitzender der französischen Sozialisten gewesen war. War seine Übersetzung ins Russische womöglich eher internationaler Solidarität und der damaligen politischen Konjunktur geschuldet? Die Geschichten des Vorsitzenden sind jedenfalls magisch, und zwar in jeder Hinsicht. Allerdings hatte sein hohes politisches Amt dem Autor gewisse Verpflichtungen auferlegt: Gespenster, Hexen und andere Spinnereien kommen in seinen Werken nicht vor. Das Gleiche gilt übrigens für Rodari und eine Reihe anderer staatlich sanktionierter Kinderbuchautoren. Man denke nur an Alexej Tolstoi, den Autor des
Buratino , Stepan Pissachows Märchen oder etwa Tove Jansson mit ihren Mumintrollen.
    Ich war darauf gedrillt, die Wohnung vor Gefahren von außen zu verteidigen. Unsere Eingangstür hatten meine Eltern stets als zwar nicht unüberwindbares, aber doch ernsthaftes Hindernis für potenzielle Einbrecher dargestellt. Ich war mit dieser Situation vollkommen zufrieden, und andere Möglichkeiten hatte ich nie in Betracht gezogen.
    Dass jemand nicht durch die Tür in unsere Wohnung eindrang, überstieg meine Vorstellungskraft. Von Phantomen hatte ich so gut wie keine Ahnung, und doch wusste ich mit absoluter Gewissheit, dass sich von den mir bekannten Personen zu diesem Zeitpunkt niemand in unserer Wohnung befand. Doch hatte ich nicht den Mut, die Tür zu dem Zimmer weiter aufzumachen, also hockte ich mich einfach im Flur auf den Boden und ein langgezogenes Heulen brach aus mir hervor. In den Pausen dazwischen, wenn ich Luft holte, hörte ich noch immer deutlich, wie jemand in dem Zimmer atmete.
    In den zehn Minuten, die ich auf dem Teppichboden im Flur vor mich hin flennte, gewöhnte ich mich an den Gedanken, dass es in dieser Welt übernatürliche Erscheinungen gab, und verlor für immer meine Ruhe und Selbstsicherheit. Und ich lernte, mir und anderen Fragen zu stellen, auch wenn ich dafür manchmal verwunderte Blicke erntete. Denn nur so bekam ich bereits nach kürzester Zeit meine Angst und meinen Überlebenstrieb in den Griff - und war am Ende sogar in der Lage, über mich selbst zu lachen.
    Als ich mich damals tränenüberströmt vom Boden erhob und, noch immer schluchzend, die Tür mit aller Kraft
aufstieß, erblickte ich das offen stehende Fenster. Immer wieder brachen kurze Windstöße ins Zimmer herein und lavierten zwischen den offenen Fensterflügeln und dem Mobiliar hin und her. So entstand jenes seltsame Geräusch, das ich für menschliches Atmen gehalten hatte. Das Fenster schloss ich sofort, die Tür dagegen öffnete ich weit und klemmte sie mit einem Stuhl fest. Schließlich machte ich noch in der ganzen Wohnung das Licht an, womit mein exorzistisches Ritual auch schon beendet war.
    Damals war ich zum ersten Mal einem Dämon begegnet. Erst drei Jahrzehnte später war er zurückgekehrt, und was war? Wieder saß ich auf dem Boden, kurz davor, in Tränen auszubrechen!
     
    Trotzig federten meine Beine nach oben. Auf einmal hatte ich alle Vorsichtsmaßnahmen vergessen, all die Meuchelmörder, die mir auf der anderen Seite mit ihren schallgedämpften Pistolen auflauerten. Ich spähte durch das Guckloch und wiederholte: »Wer ist da?«
    Unverändert: Es antwortete mir nicht.
    Die Sicht war schlecht, denn die Glühbirne über dem Treppenabsatz war durchgebrannt. Zwar gab es noch eine etwas weiter oben auf der Treppe, doch hatte die höchstens vierzig Watt. Um meinen unheimlichen Besucher richtig zu betrachten, musste ich das Licht bei mir im Flur ausschalten. Ich tat es, aus dieser widerlichen, schleimigen Neugier, mit der man sich Horrorfilme anschaut oder die Hinrichtung anderer Menschen beobachtet. Der gesunde Menschenverstand riet mir etwas ganz anderes: Sofort sämtliche vorhandenen Türschlösser abschließen, die Kette einhängen,
sich verbarrikadieren und

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