Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
Vom Netzwerk:
glücklichen Sammler in die Hände fallen. Doch wenn jemand tatsächlich über genügend Mittel verfügte, ein derartiges Buch zu erwerben, warum gab er es dann in die Hände eines namenlosen Übersetzers, der diesen unschätzbaren Band beschädigen oder gar verlieren konnte? Warum bestellte er nicht einen Universitätsdozenten zu sich nach Hause? Der würde die brüchigen alten Seiten sicher mit der gebotenen Ehrfurcht behandeln und wäre zudem in der Lage, nicht nur eine korrekte Übersetzung, sondern auch noch die nötigen Kommentare zu liefern. Wozu diese Arbeit einem Laien anvertrauen?
    Vollends unklar war schließlich, wie jener vermeintliche Sammler dieses Buch so gnadenlos hatte zerschneiden können. Überschätzte ich seinen Wert vielleicht? Oder hatte der Besitzer es bereits in diesem Zustand erworben? Oder wollte er nicht, dass ein allzu neugieriger Leser gleich den ganzen Band auf einmal in der Hand hielt?
     
    Endlich war der Tee fertig. Ich goss ihn durch ein kleines Sieb in meine Lieblingstasse, die wie ein Krug mit schmalem Hals geformt war (so blieb der Tee länger warm) und kehrte eilig in mein Zimmer zurück, wo im heißen Licht
der Schreibtischlampe jener edle, mir noch immer unbekannte Entdecker auf seinem knarzenden Ledersattel dahinschaukelte und würdevoll darauf wartete, dass ich meine Angelegenheiten beendete und mich erneut zu ihm begab, um seiner Erzählung zu lauschen.
     
    »Dass unsere Abteilung, je weiter wir nach Südwesten vordrangen, zusehends in Schwierigkeit geriet, und die Soldaten, obwohl wir noch genug Lebensmittel für alle hatten, bereits zu murren begannen. Dass ich einen von ihnen befragte und erfuhr, sie hätten bereits von dem Zweck unseres Unternehmens erfahren, was einige sehr verdrossen gemacht habe. Dass sowohl ich als auch die Señores Vasco de Aguilar und Gerónimo Núñez de Balboa sich darob sehr wunderten, denn all die Soldaten, die man uns mitgegeben hatte, waren an weitaus schwierigere Aufgaben gewöhnt; so waren unter ihnen auch einige, mit denen ich selbst mehrere Dörfer aufständischer Ureinwohner niedergebrannt hatte.
    Dass der von uns befragte Soldat unverhohlen gestand, dieses Unbehagen sei auf Gerüchte zurückzuführen, die indianischen Götter würden uns alle verfluchen, sollten wir Hand an ihre heiligen Bücher legen. Dass ich wohl ahnte, wer diese Gerüchte verbreitet hatte, doch beschloss, diese Menschen zunächst nicht zu bestrafen, und auch die murrenden Soldaten nicht zur Rechenschaft zu ziehen. Dass Fray Joaquín ihm nur sagte, er solle nicht die Götzenbilder fürchten, seien sie nun aus Holz oder Stein, sondern den Zorn des Herrn, der all jene mit furchtbarer Macht trifft, die vergessen, wer für alle Zeit der einzig wahre Gott ist; und er fügte hinzu, wenn es Satan aber wagen sollte, durch indianische Götter einen Anschlag auf die Christenmenschen zu verüben, so werde die Heilige Jungfrau Maria uns vor aller teuflischer Arglist bewahren.

    Dass Fray Joaquín, nachdem der Soldat beschämt von uns gegangen war, darauf beharrte, ihn auspeitschen zu lassen sowie diejenigen, die jenes gotteslästerliche Geschwätz ersonnen hatten, ausfindig zu machen und aufknüpfen zu lassen. Dass jedoch ich sowie die Señores de Aguilar und Núñez de Balboa dem nicht zustimmten, da wir einen Aufstand fürchteten und die Führer nicht zu verlieren wünschten, denn wir waren bereits tief in den Wald eingedrungen. Dass ich stattdessen gegen Abend das Halbblut Hernán González kommen ließ und ihn anwies, er und die anderen Führer sollten nicht mehr dergleichen Reden führen, als ob wir von den indianischen Göttern eine Arglist zu erwarten hätten; es stehe weder ihm noch Gaspar Xiu oder Juan Nachi Cocom als getauften Christenmenschen an, solches zu glauben, und ich drohte ihm mit dem Scheiterhaufen. Dass er mir versicherte, er habe niemals an die Götter der Maya geglaubt noch sie gefürchtet, sondern sei immer unserem Herrn Jesus Christus sowie der Heiligen Jungfrau Maria treu gewesen; doch als er von mir ging, wandte er sich noch einmal um und flüsterte mir zu, ich wisse nicht, was ich tue.
    Dass bereits am nächsten Tage das Gerede aufhörte, doch alsbald ein neues Unglück über uns hereinbrach. Dass der breite Weg, dem unsere Abteilung folgte, sich zu verengen begann, bis nur noch ein gewöhnlicher Pfad übrig blieb, auf dem zwar ein Pferd mit Reiter, jedoch kein Fuhrwerk passieren konnte. Dass wir nach einiger Beratung zunächst beschlossen, das

Weitere Kostenlose Bücher