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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Buschwerk und die Bäume am Rande des Pfades zu schlagen, um für die Fuhrwerke den Weg zu bereiten, dies jedoch so viel Zeit kostete, dass wir, selbst als die Soldaten gemeinsam mit den Indios den Weg frei machten, bis Sonnenuntergang nicht mehr als eine halbe Legua vorangekommen waren.
    Dass wir aus diesem Grunde am nächsten Tage beschlossen, die Fuhrwerke mit einer Wache und einem Führer an Ort und Stelle zurückzulassen,
nachdem wir zuvor um sie herum einen genügend großen Platz frei gemacht hatten zur Verteidigung im Falle eines unerwarteten Angriffs, woraufhin wir mit fünfundzwanzig Mann sowie zwei der Indios unseren Weg fortsetzten, um die Umgebung zu erkunden und herauszufinden, ob das Dickicht bald aufhören würde. Dass wir als Aufenthaltsort für die Fuhrwerke und Wachen einen Platz ausgewählt hatten, an dem einige steinerne Götzen standen, denn dort wuchsen weniger Bäume, was uns weniger Arbeit bescherte. Dass auf dieser Lichtung unter dem Befehl des Señor Gerónimo Núñez de Balboa zehn Armbrustschützen, drei Soldaten mit Arkebusen, zwei Berittene sowie der Indio Gaspar Xiu bei den Fuhrwerken zurückblieben, während die Übrigen mit mir und dem Señor Vasco de Aguilar aufbrachen.
    Dass wir vereinbarten, nach drei Tagen oder früher zurückzukehren, sie jedoch insgesamt mindestens eine Woche auf uns warten und sich erst dann nach Maní zurückziehen sollten. Dass Fray Joaquín beschloss, mit uns zu gehen, und die Zurückgebliebenen segnete. Dass wir uns nach Errichtung des Lagers von unseren Kameraden verabschiedeten und am Morgen des nächsten Tages aufbrachen.
    Dass ich seither weder den edlen und mutigen Señor Gerónimo Núñez de Balboa noch einen der mit ihm zurückgebliebenen Soldaten jemals wiedergesehen habe, weder tot noch lebendig.«
     
    Ich blickte erneut auf die Uhr: bereits kurz nach vier. Obwohl ich gewöhnlich um diese Zeit in die Küche gehe, um mir ein Abendessen zu machen, verspürte ich diesmal keinen Hunger; alles, was mich interessierte, war die Fortsetzung der Erzählung.
    Erst viel später sollte ich die Absicht des Verfassers dieser Seiten begreifen: Seine Geschichte glich einem Sumpf. War
man einmal hineingeraten - wozu man das Buch gar nicht unbedingt von Anfang an zu lesen brauchte -, war es schier unmöglich aufzuhören. Der Autor schien zwischen den Zeilen Fangschlingen ausgelegt zu haben, in die er den unvorsichtigen Leser mit geheimnisvollen Verheißungen hineinlockte. Immer wieder deutete er an, welch sagenhafte Dinge ihm widerfahren waren und ließ nicht eine Sekunde lang Zweifel daran aufkommen, dass sich die beschriebenen Ereignisse tatsächlich zugetragen hatten.
    Mehr und mehr juckte es mich, die Erzählung nicht weiter Absatz für Absatz zu übersetzen, sondern sie gleich bis zum Ende durchzulesen. Eigentlich tue ich das immer, um zuerst den Gesamtsinn eines Textes zu erfassen. Diesmal aber war die Sprache einfach zu kompliziert, und ich fürchtete, wenn ich über all die unbekannten Wörter hinwegsprang, die mehr als die Hälfte des Textes ausmachten, entging mir womöglich ein wichtiges Detail, das den Schlüssel zum Verständnis aller künftigen Geheimnisse enthielt.
    Je weiter ich las, desto klarer wurde mir, dass ich auf ein höchst außergewöhnliches Schriftstück gestoßen war. Aus irgendeinem Grund war ich absolut davon überzeugt, dass es sich hier nicht um irgendeinen Abenteuerroman des 18. oder gar 19. Jahrhunderts handelte, den mir womöglich einer meiner Bekannten zum Spaß untergeschoben hatte. Nein, an diesen Blättern, diesen Buchstaben, diesen Sätzen war alles echt: das ungleichmäßig beschnittene Papier, die unter der Lupe deutlich erkennbaren Unterschiede zwischen den Lettern, die spröde, exakte, militärische Art des Berichts.
    Während ich also darüber nachdachte, ob ich in die Küche gehen sollte, um Wasser für die Spaghetti aufzusetzen,
kehrten meine Augen, wie von einem Magneten angezogen, an die Stelle zurück, wo ich mit der Übersetzung aufgehört hatte. Die Frage war entschieden.
     
    »Dass wir noch vor Anbruch der Dunkelheit jenen Ort erreichten, wo die Selva aufhörte. Dass wir aus dem Wald hinaus auf das Hochufer eines unbekannten Flusses traten, der nicht sehr breit, doch schnell dahinfloss, mit durchsichtigem Wasser von grüner Farbe. Dass sich an das schräg ansteigende Ufer der anderen Seite offenes Land anschloss, wo nur kurzes Gras wuchs, und in der Ferne Berge mit steilen Felshängen zu sehen waren.
    Dass ich

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