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Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Titel: Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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Viktor Greene nicht gut genug. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wissen will. Ich trete ins Büro und halte den Umschlag in die Höhe. »Ich habe mein Stück fertig geschrieben.«
    »Sind Sie heute im Unterricht gewesen?«, fragt er mit Grabesstimme.
    »Nein. Ich wollte unbedingt fertig werden.« Ich schiebe ihm den Umschlag über den Schreibtisch zu. »Ich dachte, dass Sie es vielleicht heute Abend lesen könnten.«
    »Sicher … sicher.« Er starrt mich an, als hätte er Mühe, sich daran zu erinnern, wer ich überhaupt bin.
    »Okay, dann … vielen Dank, Mr Greene.« Ich verlasse sein
Büro, drehe mich im Flur aber noch einmal besorgt um. »Bis morgen?«
    »Mhm«, antwortet er.
    Was ist denn mit ihm los?, frage ich mich, während ich die Treppe hinunterlaufe und beschließe, ein paar Blocks zu Fuß zu gehen. Unterwegs kaufe ich mir einen Hotdog und grüble darüber nach, was ich als Nächstes tun könnte.
    L’il. Ich habe mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr mit ihr getrofen und sie nur im Unterricht gesehen. Sie ist die Einzige, mit der ich über mein Stück sprechen kann, die verstehen wird, was es für mich bedeutet. Und falls Peggy zu Hause sein sollte, ist mir das auch egal. Sie hat mich schon vor die Tür gesetzt. Was kann sie mir jetzt noch anhaben?
    Ich spaziere die Second Avenue hinauf und tauche in den Verkehrslärm und die Hektik, der zielstrebig wie Ameisen an mir vorbeieilenden Menschen, ein. Ich könnte für immer hier leben. Vielleicht sogar eines Tages eine echte New Yorkerin werden.
    Als ich vor dem Apartmentgebäude auf der Siebenundvierzigsten stehe, stürmen alle möglichen Erinnerungen auf mich ein – Peggys Nacktfotos, ihre Stoffbärensammlung, die schuhkartongroßen Zimmer mit den schmalen Feldbetten –, und ich frage mich, wie ich es dort überhaupt drei Tage ausgehalten habe. Aber damals wusste ich es einfach noch nicht besser. Ich hatte keine Ahnung, was ich erwarten sollte, und war bereit, mich mit allem abzufinden.
    Seitdem hat sich viel verändert. Am allermeisten ich selbst.
    Ich drücke so energisch auf die Klingel, als wäre ich in einer äußerst wichtigen Angelegenheit hier. »Ja?«, ertönt schließlich eine unsichere Stimme aus der Gegensprechanlage. Sie gehört
weder L’il noch Peggy, woraus ich schließe, dass es sich nur um die meiner Nachfolgerin handeln kann.
    »Ist L’il da?«, frage ich.
    »Warum?«
    »Hier ist Carry Bradshaw.«
    Ofensichtlich ist L’il zu Hause, denn eine Sekunde später wird die Tür aufgedrückt.
    Als ich oben angekommen bin, öfnet sich die Tür zu Peggys Apartment einen Spaltbreit, der gerade groß genug ist, um hinausspähen zu können ohne die Sicherheitskette lösen zu müssen. »Ist L’il da?«, frage ich noch einmal in den Spalt hinein.
    »Warum?«, fragt die Stimme erneut. Vielleicht ist »warum« das einzige Wort, das sie kennt.
    »Ich bin eine Freundin von ihr.«
    »Oh.«
    »Kann ich reinkommen?«
    »Ja, ich denke schon«, sagt die Stimme nervös. Die Tür geht ein Stückchen weiter auf, gerade breit genug, dass ich mich hindurchquetschen kann.
    Auf der anderen Seite steht eine junge Frau mit beklagenswert dünnen Haaren und den Überbleibseln pubertärer Akne. »Wir dürfen eigentlich keinen Besuch haben«, flüstert sie ängstlich.
    »Ich weiß«, sage ich mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich habe selbst mal hier gewohnt.«
    »Wirklich?« Die Augen des Mädchens weiten sich.
    »Du darfst nicht zulassen, dass Peggy dein Leben ruiniert.« Ich schiebe mich an ihr vorbei und öfne die Tür, die zu den winzigen Schlafzimmern führt. »L’il?«
    »Was machst du denn da?«, ruft das Mädchen entsetzt und kommt mir hinterher. »L’il ist nicht da.«
    »Dann hinterlasse ich ihr eben eine Nachricht.« Entschlossen betrete ich L’ils Zimmer, bleibe dann aber verwirrt stehen.
    Der Raum ist leer, das Feldbett abgezogen. Das Foto von Silvia Plath, das L’il immer auf dem Schreibtisch stehen hatte, ist verschwunden, genau wie ihre Schreibmaschine, der Papierstapel und ihre übrigen Sachen.
    »Ist sie umgezogen?«, frage ich perplex. Aber hätte sie mir das nicht erzählt?
    Das Mädchen geht in ihr eigenes Zimmer, wo sie sich mit zusammengepressten Lippen auf Pritsche setzt. »Sie ist wieder zu Hause.«
    »Was?« Das kann doch nicht sein.
    Das Mädchen nickt. »Am Sonntag. Ihr Vater ist gekommen und hat sie abgeholt.«
    »Warum?«
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnet das Mädchen. »Aber Peggy war ganz

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