Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
drückt.
Zum Glück ist Bobby genauso wabbelig und kraftlos wie er aussieht. Außerdem bin ich verzweifelter als er. Ich ducke mich blitzschnell unter seinen ausgebreiteten Armen hindurch und flüchte durch den Flur Richtung Aufzug.
»Carrie! Carrie!«, ruft er und klatscht in die Hände, während er mir hinterherläuft.
Ich erreiche atemlos die Fahrstuhltür und will ihm gerade an den Kopf werfen, was für ein widerlicher Kotzbrocken er ist und dass ich es überhaupt nicht schätze, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in eine Falle gelockt zu werden – obwohl mir gleichzeitig das Herz blutet, wenn ich daran denke, dass die Lesung dann auf gar keinen Fall stattfinden wird –, als ich plötzlich den schmerzerfüllten Ausdruck auf seinem Gesicht sehe.
»Es tut mir leid.« Er lässt den Kopf hängen wie ein unglücklicher kleiner Junge. »Ich hofe …«
»Ja?«, frage ich und bringe meine Haare wieder in Ordnung.
»Ich hofe, du … du hasst mich jetzt nicht … Und die Lesung … die müssen wir deswegen doch nicht gleich absagen, oder?«
Ich setze meinen strengsten Blick auf und mustere ihn mit hochgezogenen Brauen. »Wie soll ich dir denn jetzt noch vertrauen können?«
»Zum Beispiel, indem du diesen kleinen Zwischenfall einfach ganz schnell wieder vergisst«, sagt er und wedelt mit beiden Händen vor seinem Gesicht herum, als wolle er einen Schwarm Fliegen verscheuchen. »Bitte, Carrie. Nimm es mir nicht übel. Ich bin einfach zu impulsiv. Sind wir wieder Freunde?«, fragt er kleinlaut und streckt mir die Hand hin.
Nach kurzem Zögern strafe ich die Schultern und reiche ihm ebenfalls die Hand, die er blitzschnell an seine Lippen reißt.
Ich erlaube ihm gnädig, sie küssen, bevor ich sie ihm wieder entziehe.
»Wovon handelt dein Stück?«, fragt er. »Wenn ich dich schon nicht küssen darf, will ich wenigstens vor Donnerstag noch wissen, worauf ich mich eigentlich einlasse.«
»Ich habe es jetzt nicht dabei, aber wenn du willst, kann ich es dir morgen kurz vorbeibringen«, sage ich hastig. Ich bin gleich mit Miranda verabredet, die versprochen hat, es mir zurückgeben.
»Und bring ein paar von deinen Freundinnen zu der Lesung mit, ja?«, ruft er mir hinterher. »Aber nur die hübschen.«
Ich trete kopfschüttelnd in die Fahrstuhlkabine. Manche Männer geben nie auf.
Genau wie manche Frauen. Ich fächere mir erleichtert Luft zu, während ich nach unten fahre. Immerhin ist meine Lesung gerettet. Wahrscheinlich werde ich den ganzen Abend damit beschäftigt sein, mir Bobby vom Hals zu halten, aber angesichts meines bevorstehenden Ruhmes scheint mir das ein verhältnismäßig kleiner Preis zu sein.
34
»Wer ist dieser widerliche Mistkerl eigentlich?« Samantha reißt ein rosafarbenes Tütchen Sweet’N Low auf und verrührt den kalorienarmen Zuckerersatz in ihrem Kafee.
»Er ist eine Art Galerist, der sein Loft regelmäßig für Veranstaltungen
zur Verfügung stellt. Ich war dort auf einer Party mit Modenschau, erinnerst du dich?« Ich sammle die kleinen rosa Papierstreifen ein, die auf dem Tisch liegen, und wickle sie in meine Serviette – ich kann nicht anders. Diese rosa Papierschnipsel treiben mich in den Wahnsinn. Man kann in New York keine zwei Schritte gehen, ohne mindestens einen davon zu finden.
»Galerist, sagst du?« Samantha runzelt nachdenklich die Stirn.
»Er heißt Bobby, vielleicht kennst du ihn ja?«, frage ich. Sie muss ihn kennen. Es gibt niemanden, den Samantha nicht kennt.
Wir sitzen im Pink Tea Cup, einem unglaublich angesagten Café im West Village. Das Lokal ist ganz in Pink – was sonst? – gehalten und mit niedlichen schmiedeeisernen Stühlen und Tischen eingerichtet, auf denen altmodische Tischdecken mit aufgedruckten englischen Rosen liegen. Es hat zwar rund um die Uhr geöfnet, bietet allerdings nur Frühstück an, also kann es einem durchaus passieren, dass man dort Joey Ramone, den Sänger der Punkband The Ramones, um fünf Uhr nachmittags beim Pfannkuchenessen beobachten kann.
Samantha ist heute früher von der Arbeit nach Hause gegangen, weil sie angeblich noch unter den Nachwirkungen der Operation leidet. Aber ganz so schlecht kann es ihr nicht gehen, wenn sie es geschafft hat, ihre Wohnung zu verlassen. »Ist er klein?«, fragt sie.
»Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, als er versucht hat, mich zu küssen.« Die Erinnerung an Bobbys hinterhältigen Annäherungsversuch lässt erneut eine solche Wut in mir hochsteigen, dass ich viel zu viel Zucker
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