Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
frage ich.
Sie wirft Miranda einen genervten Blick zu, lässt sich auf die Futon-Couch fallen und verschränkt finster die Arme. »Ryan hat mich sitzen lassen.«
Ich schüttle verwirrt den Kopf. »Das verstehe ich jetzt nicht. Seid ihr denn nicht mindestens die letzten vierundzwanzig Stunden ununterbrochen zusammen gewesen?«
»Doch. Aber kaum habe ich ihn mal einen Moment aus den Augen gelassen, ist er abgehauen.«
Mir entfährt ein lautes Prusten.
»Das ist nicht witzig, Carrie. Wir lagen total lange im Bett und sind am späten Nachmittag zum Frühstücken in einen Cofee Shop. Irgendwann bin ich dann aufs Klo gegangen und als ich zurückkam, war er weg.«
»Wie weg?«
»Na wie wohl? Er war weg. Einfach weg!«
»Oh, Mags.« Ich sehe sie mitfühlend an, muss jedoch zu meiner Schande gestehen, dass meine Anteilnahme sich in Grenzen hält. Die ganze Geschichte ist einfach zu lächerlich und im Grunde nicht wirklich überraschend.
»Hallo? Kannst du vielleicht mal den Krach ausmachen?«, schreit Maggie Miranda an. »Da fallen einem ja die Ohren ab!«
»Tut mir leid«, entschuldige ich mich sowohl bei Miranda als auch bei Maggie und hechte zur Anlage, um sie leiser zu stellen.
»Was ist denn mit der los?«, fragt Miranda leise.
»Ryan ist aus dem Cofee Shop abgehauen, während sie auf dem Klo war.«
»Autsch«, sagt Miranda.
Ich setze mich wieder neben Maggie. »Weißt du, Mags, manche Typen sind einfach Arschlöcher — sagt Miranda übrigens auch und die ist auf dem Gebiet quasi Expertin«, füge ich in der Hofnung hinzu, zwischen den beiden ein bisschen das Eis zu brechen. Außerdem sind Frauen in Sachen Liebeskummer, Klamotten und körperlichen Problemzonen doch schließlich alle Komplizinnen, oder etwa nicht? Aber Maggie ist auf einem ganz anderen Trip. »Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass er ein Arschloch ist?«, fragt sie vorwurfsvoll.
»Das ist unfair, Mags. Ich habe dich von Anfang an vor ihm gewarnt. Aber dich hat ja noch nicht einmal die Tatsache abgeschreckt, dass er verlobt ist.«
»Du hast was mit einem Typen angefangen, der verlobt ist?«, fragt Miranda, deren Miene deutlich anzusehen ist, was sie davon hält.
»Eigentlich ist er gar nicht richtig verlobt. Er sagt nur, dass er es ist, weil sie es unbedingt wollte.« Maggie trinkt noch einen Schluck aus der Wodkaflasche »Glaube ich jedenfalls.«
»Ganz ehrlich? Ich finde es sogar gut, dass er abgehauen ist«, sage ich. »Jetzt weißt du wenigstens, wie er wirklich ist.«
»Das sehe ich genauso«, sagt Miranda.
»Miranda hat sich übrigens gerade frisch verliebt«, erzähle ich Maggie.
»Gratuliere«, murmelt Maggie unbeeindruckt.
»Maggie hat sogar gleich zwei Freunde«, sage ich zu Miranda, als wäre das etwas ganz Tolles.
»Wirklich? Und wie kommst du damit klar? Ich habe zwar schon öfter gehört, dass man sich nicht auf einen Kerl festlegen, sondern lieber gleich etwas mit zwei oder drei anfangen soll, aber nie so richtig verstanden, was das bringen soll«, sagt Miranda.
»Spaß«, meint Maggie nur.
»Aber ist das nicht ziemlich doppelmoralisch?«, entgegnet Miranda. »Ich meine, warum ist ein Typ, der mehrere Freundinnen gleichzeitig hat, ein Arschloch, und eine Frau, die sich genau dieselbe Freiheit herausnimmt, selbstbewusst und cool? Ich finde, was für Männer gilt, sollte auch für Frauen gelten und zwar in jeder Beziehung.«
»Willst du damit etwa sagen, dass ich eine Schlampe bin?«, fragt Maggie mit drohendem Unterton.
»Natürlich nicht!«, versuche ich hastig zu vermitteln. »Miranda ist Feministin.«
»Dann dürftest du auch kein Problem mit Frauen haben, die mit mehr als einem Mann schlafen«, sagt Maggie spitz. »Für mich ist das gelebter Feminismus.«
»Du kannst machen, was du willst, Süße«, versichere ich ihr. »Niemand verurteilt dich.«
»Ich sage nur, dass Frauen und Männer gleich sind und deswegen mit den gleichen moralischen Maßstäben gemessen werden sollten«, lässt Miranda nicht locker.
»Ich bin da anderer Meinung. Männer und Frauen sind komplett verschieden«, hält Maggie stur dagegen.
»Ich weiß nicht«, sage ich nachdenklich. »Für mich klingt das immer wie eine faule Ausrede. Jedes Mal wenn ich jemanden sagen höre, Männer sind nun mal so, würde ich am liebsten laut schreien.«
»Und ich würde am liebsten jemanden verprügeln«, stimmt Miranda mir zu.
Maggie springt von der Couch auf und faucht: »Wisst ihr was? Ihr könnt mich mal. Und zwar alle beide!« Dann
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