SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Aufzugstür öffnete und die in düsteres kaltes Kunstlicht getauchte Böden des Parkings in der Nähe erhellten. Eine Gestalt kam im Laufschritt in Takedas Richtung, das Klimpern eines Schlüssels war zu hören. Aus dem Knopf in Takedas linkem Ohr erklang leise Us vs. them von Procreation .
Seymours hallende Schritte kamen näher. Takeda schlich um den Wagen herum zum Heck. Es war das einzige verbleibende Fahrzeug im Tiefgeschoss. So, jetzt bist du dran!
Vic Seymour schien die Angst aus allen Poren zu quellen. Er schaute sich immer wieder um, hatte die Augen weit aufgerissen und stolperte zweimal um ein Haar über seine eigenen Füße. Er erreichte den Wagen und betätigte die Funktaste auf seinem Autoschlüssel. Seine Hand näherte sich der Tür auf der Fahrerseite, als sich auf einmal ein kräftiger Arm um seinen Nacken schlang. Ein kurzer Hauch von Leder stieg in Seymours Nase, eine behandschuhte Hand griff in sein Haar. Der harte Griff um seine Gurgel ließ keinen Laut zu und fast gleichzeitig spürte er einen Stich in seinem Hals.
Takeda fing den erschlaffenden Körper Seymours mit beiden Armen auf, und schleppte ihn zum Heck. Er öffnete mit einer kurzen Bewegung den Kofferraum und legte den bewusstlosen Seymour hinein. Takeda beugte sich über ihn, um sich zu vergewissern, dass er noch atmete, zog ihm eine schwarze Stoffhaube über den Kopf. Danach fesselte er seine Hände und Füsse mit Kabelbindern und legte ihn zur Seite. Dass du mir nicht krepierst, Großmaul! Ich brauche dich noch. Dein Glück dass du einen großen Wagen fährst, dann liegst du wenigstens bequem.
Er ging um den Wagen herum, öffnete die Fahrertür. Er setzte sich ans Steuer, drückte den Startknopf und fuhr los. Als er sich der Ausfahrt näherte, betätigte er die Funksteuerung der Schranke. Der schwarze Mercedes ML 350 mit dunkel getönten Scheiben passierte die Auffahrt zur Straße, bog nach rechts ab und verschwand in der Nacht von Antwerpen.
4
Lichter von Straßenlaternen, Docks, Wohntürme, Leuchtreklamen, Tankstellen zogen vorbei. Takeda schaute auf die Uhr im Cockpit des Luxuswagens. 23.48 Uhr. Sehr gut. Niemand hat etwas mitgekriegt. Bisher ist alles reibungslos verlaufen. Bis auf die Typen in London am Flughafen vor einer Woche, unmittelbar vor meinem Abflug nach Amsterdam. Ich hätte schwören können, das waren Bullen oder Staatsermittler. Vielleicht habe ich mich auch getäuscht. Spielt eh keine Rolle mehr. Die Ankunft und das Treffen mit unseren Kontaktleuten in Amsterdam hat hervorragend geklappt. Alles, was ich haben wollte, war da: Scharfschützengewehr, starkes Narkotikum, Diplomatenpass, zwei Kampfmesser, zwei Glock 9mm, Munition.
Die Gegend, die an den Seitenfenstern des Wagens vorbeizog, wurde unwirtlicher. Die Reifen holperten über Pflastersteine, keine Beleuchtung erhellte die Umgebung. Und was wenn jemand auf mich aufmerksam geworden ist? Blödsinn!
Takeda stellte Seymours Mercedes im Hinterhof des verlassenen Lagerhauses in einem entlegenen Hafenviertel ab. Er stieg aus und machte sich an die Arbeit.
5
Vic Seymour öffnete die Augen. Sein Schädel pochte heftig. Es roch nach Seetang und Meeresluft. Sein schummeriger Blick fokussierte nur langsam. Alles stand auf dem Kopf, seine Fußgelenke brannten. Er konnte den Boden kaum erkennen. Es war noch dunkel, nur ein grauer Streifen am Himmel zeugte vom nahenden Morgen.
Takeda verfolgte aufmerksam, wie Seymour sich seiner Lage nach und nach bewusst wurde. Der Mund war mit einem Knebel zugebunden, das Schnauben zeigte Takeda an, dass Seymour endlich wach war. Er wollte schreien. Erbärmlich!
Seymour hing mit den Füßen an einem Haken befestigt, mit dem Kopf nach unten, die Arme auf den Rücken gefesselt. Vierzig Meter über einer verlassenen Schrotthalde am Ufer eines Flusses, der an dem ehemaligen Industriegelände vorbeiführte. Takeda stand in Griffweite auf einem alten Podest aus Metall an der Außenseite einer alten Lagerhalle. Neben dem alten Industriekran, an dem sein Opfer wehrlos im Wind hing.
Takeda wartete, bis sich Seymour wieder beruhigt hatte, griff hinüber und löste den Knebel.
Der Manager hustete und spuckte, wand sich und keuchte. Als er endgültig begriffen hatte, dass sein Leben in der Hand des grimmig dreinschauenden, fremden Asiaten lag, der unweit von ihm entfernt an einem rostigen Geländer stand, gingen seine Äußerungen rasch in erbärmliches Flehen und Wimmern über.
Takeda begann, seine Fragen zu
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