Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
Reservierungsbüro vom Ritz-Carlton in Naples«, erklärte die Frau. »Tragischerweise hat der Akku den Geist aufgegeben, ehe sie meine Mastercard-Nummer aufnehmen konnten. Du hast was von deinem Vater gesagt – wo ist der denn hin?«
    Fry zeigte mit dem Finger. »Irgendwo da draußen.« Er schilderte ihr das Problem mit Louis Piejack.
    »Hey, jetzt mal langsam – dein alter Herr kriecht hier mitten in der Nacht in diesem gottverlassenen Dschungel herum und setzt sein Leben aufs Spiel, um seine Exfrau zu retten? Kann so was überhaupt wahr sein?« Die Frau namens Genie schien ganz hingerissen von dem Gedanken.
    »Ist da ’ne Pistole in dem Koffer drin?«, wollte Fry wissen.
    »Nur eine Videokamera«, erwiderte sie. »Aber keine Angst, Kleiner, du wirst niemanden abknallen müssen. Die Freundin von dem Indianer hat mir erzählt, er hätte so einem Perversling eine verpasst, der sich sehr nach diesem Stalker anhört, der hinter deiner Mom her ist. Sie hat gesagt, der Typ hätte mausetot ausgesehen.«
    »Jaaa! « Fry rammte die Faust in die Luft.
    Genie schmiss das nutzlose Handy ins Gebüsch. »Komm, wir suchen deine Eltern«, sagte sie. »Und dann hauen wir hier ab.«

20. Kapitel
    In der Zusammenfassung seines Berichtes für die Smithsonian Institution hatte der Reverend Clay MacCauley sich sehr umsichtig über künftige Beziehungen zwischen den Seminolen und den weißen Siedlern ausgelassen, die um 1880 bereits nach Florida strömten. Der Ethnologe sah voraus, dass »große und rapide Veränderungen« unvermeidbar sein würden und dass die Seminolen im Begriff wären, »in eine Zukunft einzutreten, die keiner Vergangenheit gleicht, die sie jemals gekannt haben«. MacCauley sprach sich für Gerechtigkeit und Fairness im Umgang mit dem Stamm aus, damit die jungen Krieger den Weißen freundlicher gesonnen wären als die abgeklärten, kriegsmüden Ältesten. Der Geistliche hegte die Hoffnung, dass die Indianer in einem Klima friedlicher Zusammenarbeit vielleicht »ihre tragische Vergangenheit« vergessen könnten, warnte jedoch, es könne ein kostspieliger Fehler werden, sie zu erzürnen. Jetzt, da der Seminole nicht länger zurückweichen kann, schrieb MacCauley, jetzt, da er sich nicht mehr erfolgreich zur Wehr setzen kann, jetzt, da ihm enger, unvermeidlicher Kontakt mit dem weißen Mann aufgezwungen wird, den er nur als Feind kennen gelernt hat, was wird jetzt aus ihm werden?
    Ein Glücksspiel-Großunternehmer wie mein Onkel Tommy, dachte Sammy Tigertail, als ihm diese Textpassage durch den Sinn ging. Oder ein kaputtes Halbblut wie ich.
    Er überdachte die Ironie von MacCauleys Frage, während Gillian ihn liebte. Dies war der engste Kontakt, den man mit einem weißen Menschen haben konnte, und tatsächlich schien er unvermeidlich zu sein. Sammy Tigertail war der Ansicht, dass der pazifistisch gesinnte Priester gutgeheißen hätte, was er und Gillian taten – den versöhnlichen Geist dieser Handlung, wenn auch nicht einige der ungestümen, eher unterwerfenden Stellungen. Immer noch besser, als eine verdammte Friedenspfeife zu rauchen, dachte er.
    Der Indianer hatte den Avancen der Studentin nachgegeben, weil es keine Kapitulation war oder der Anfang einer weiteren törichten, zum Scheitern verurteilten Affäre; es war ein Abschied. Gillian würde die Insel am nächsten Tag verlassen, ob sie wollte oder nicht. Niemals würde Sammy Tigertail sie wiedersehen. Es ging nicht anders – nicht nachdem seine verirrte Kugel Lester getroffen hatte. Ein verwundeter Weißer würde mit Sicherheit mehr Ärger machen als ein toter.
    In einem hatte Rev. MacCauley Unrecht, dachte Sammy Tigertail. Rückzug ist immer eine Option, wenn es zehntausend Verstecke gibt.
    Gillian schaukelte energisch auf ihm auf und ab, die Augen halb geschlossen und die Haut von goldenem Feuerschein beleckt.
    »Ich wünschte, du würdest mich so festhalten, wie du diese verdammte Gitarre hältst«, sagte sie gerade, »als ob du mich nie wieder loslassen willst.«
    »Still«, flüsterte Sammy Tigertail.
    »Still ist manchmal ganz okay«, meinte sie und verlangsamte ihr Tempo. »Sogar sexy.«
    »Genau.«
    »Weißt du, wer unheimlich viel redet? Ethan. Im Bett, meine ich.«
    »Nicht jetzt, bitte.«
    Sie wölbte den Rücken und spannte spielerisch einen ganz bestimmten Muskel an. »Was ist los, Thlocko, bist du eifersüchtig?«
    Sammy Tigertail wog seine Antwort ab.
    »Keine Sorge, du schlägst ihn um Längen.« Gillian drückte abermals zu. Dann fuhr sie

Weitere Kostenlose Bücher