SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
machte sich bereits am Schloss der Vitrine zu schaffen. Shanija sah sie finster an. »Finger weg! Deswegen sind wir nicht hier. Sieh dich lieber um, ob es ein Geheimversteck oder einen Safe gibt, denn ich kann das Schwert nirgends entdecken.« Sie kletterte auf den Sekretär und schob das fast lebensgroße Ölgemälde von Aridas zur Seite. Dahinter befand sich nur eine glatte Wand.
Seiya und As’mala machten sich ebenfalls auf die Suche, zunächst ergebnislos. Es gab auch keine geheime Falltür im Boden.
As’mala stieß schließlich einen leisen Pfiff aus. Sie hatte ihre Hand zwischen mehrere Pergamentrollen geschoben. »Hier ist etwas. Ein Schloss. Aber keines, das einen Schlüssel braucht.«
Seiya runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Psimagie?« Shanija trat näher.
As’mala nickte. »Ziemlich starke sogar. Viel stärker als die Illusionen der Wände. Ich werde versuchen, es zu öffnen.«
»Ist das nicht zu gefährlich?« Seiya blickte besorgt, aber As’mala hatte bereits angefangen, sich auf die magische Barriere vor sich zu konzentrieren.
Shanija und Seiya warteten in angespannter Stille. Es gab eine fühlbare Erschütterung, die Rollen in den Regalen zitterten. As’mala sank fluchend auf die Knie, Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihr Gesicht war so bleich wie nach dem Genuss der Jajamknolle. Trotzdem grinste sie. »Gefahr macht Spaß.«
Das mahagonifarbene Regal vor ihnen schwang zur Seite, vor das Bild von Aridas Balderas. Eine dunkle Öffnung wurde sichtbar.
As’mala kam mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Füße. Shanija reichte ihr die Kerze. »Willst du zuerst gehen?«
»Klar.« Der Durchgang war niedrig, sie mussten die Köpfe einziehen. Sie betraten eine kleine Kammer, die bis auf zwei Regale und einen Waffenständer leer war. Auf den Regalen lagen Edelsteine in der Größe von Melonen. As’mala stieß erneut einen leisen Pfiff aus. Shanija hatte keine Augen für die glitzernden bunten Steine. Sie blickte auf das zierliche Einhandschwert, das allein in dem hölzernen Waffenständer hing. Es erinnerte sie an Maltes’ Schwert. Zu leicht und unbrauchbar. Mehr ein Brieföffner denn eine Waffe. Drachenornamente bedeckten den birnenförmigen Knauf. Das Metall schimmerte im Licht der Kerze rötlich.
»Ein Zahnstocher«, spottete Shanija, während sie vorging und ihre Hand prüfend um den schmalen Griff legte. Sie zog die Waffe und hob sie mit der Rechten an. Ihr Blick fiel auf die Klinge. Ein angenehmes Brennen kribbelte auf ihrer Haut. Es ähnelte dem Gefühl, das sie hatte, wenn sie Pong berührte. Ihre Linke befühlte den Stahl. Er war warm wie menschliche Haut. Auf einmal wollte Shanija das Schwert nicht mehr ablegen. Ihr missfiel plötzlich der Gedanke, die gefundene Waffe zu Capus zu bringen. Das hier war
ihr
Schwert, als hätte es auf sie gewartet. Zärtlich fuhr sie mit der Fingerkuppe über die Breitseite der Klinge.
»Du kannst dem Ding später einen Antrag machen.« As’mala feixte. »Jetzt sollten wir sehen, was wir hier noch finden können und verschwinden.«
Seiya bestaunte die funkelnden bunten Kristalle. »Das ist unglaublich«, flüsterte sie. »Der Reichtum dieses Präfekten spottet jeder Beschreibung.«
»Schade, dass die Klumpen so groß sind.« As’mala seufzte sehnsüchtig. Sie trat ans Regal und griff nach einer auffälligen, einzeln liegenden Papyrusrolle, auf die sonderbare Bilder gemalt waren. Winzige Figuren überzogen das Blatt.
»Schaut mal, auch Drachen.« As’mala rollte es vorsichtig auf. »Sie haben eine Schutzschicht über den Papyrus gelegt.« Bewundernd hob sie die glänzende Rolle an. »Er muss sehr alt sein, äußerst kostbar. Seht nur das Gold an den Seiten.«
»Wir haben das Schwert.« Seiya wies auf Shanija, deren Hand immer noch die Waffe umklammerte. »Unser Teil der Abmachung ist erfüllt, also lasst uns gehen.«
As’mala steckte die Pergamentrolle ein und sah sich weiter in der Kammer um. »Hier gibt es sowieso nichts mehr zu holen. Zumindest nichts, was wir unauffällig tragen können.« Das tiefe Bedauern in ihrer Stimme ließ Seiya den Kopf schütteln.
»Gehen wir«, forderte die Prinzessin entschlossen.
Sie traten aus dem kleinen Raum und schoben das Bücherregal zurück an seinen Platz.
Vorsichtig stapften sie durch die beiden feuchten Gänge zurück. Ungehindert konnten sie den Geheimgang verlassen, alles blieb ruhig.
Glücklicherweise trugen sie gut eingefettetes Leder-Schuhwerk, sodass sie schon nach wenigen
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