SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
beiden Händen am Kopf, kaum dass die Tür zu war, und drückte ihn zu Boden. Die goldumrandete Pergamentrolle in ihrem Gürtel knisterte. As’mala zog sie beiläufig heraus und ließ sie achtlos neben sich fallen.
Maltes keuchte überrascht auf. »Ich … ich habe auch ein Bett …«
»Später.« As’mala kam auf seinem Becken zum Sitzen und berührte seinen verletzlichen Hals. Ihre Finger glitten höher, über seine Wangen. Sein Gesicht war gut rasiert, die Haut glatt und weich. Sie mochte seinen Geruch, liebte den Blick dieser sturmgrauen Augen, die sie voller Verlangen betrachteten. Nein, er war kein Arschloch wie sein Vater, der sich nahm, was er wollte, ohne zu fragen. Er quälte niemanden, so wie Borschkoj, und war gewiss kein Verräter, der sie nur benutzte. Er war genau das, was sie jetzt brauchte. Es war, als könne sie seine Seele in seinen Augen sehen: Jung, ungebrochen, freundlich und offen. Ihre Lippen berührten seine. »Wenn du mich nicht willst, brauchst du es nur zu sagen«, flüsterte sie zwischen zwei Küssen.
Seine Hände packten ihre Hüften. »Dank den Baumgöttern«, murmelte er.
Shanija schaute unbehaglich zum Himmel. Die Fiogan kreisten über ihnen wie eine drohende Sturmwolke. Es mussten inzwischen über hundert sein. Auch Seiya wirkte nervös. »Was haben die nur vor?«, murmelte sie.
»Wir sollten uns beeilen. Dort vorn ist der Hügel.«
Shanija sah Capus bereits auf sie zukommen. An der Hand führte er einen Kryphon, den er von wer weiß wo gestohlen haben mochte. Bronzefarbenes Gefieder bedeckte das anmutige Tier, vorn Adler, hinten Löwe. Shanija sah zum ersten Mal einen leibhaftigen Greif vor sich, eines der sagenhaftesten Wesen der Erde, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie fragte sich, wer einstmals vor Urzeiten auf der Erde gelandet sein mochte und diese Fabeltiere ausgesetzt hatte, damit sie nach ihrem Aussterben Eingang fanden in die Mythologie.
In diesem Moment setzten die Fiogan zum Sturzflug an. Die schwarze Wolke aus Vogelleibern jagte dem Boden entgegen. Seiya schrie auf. Capus beschleunigte und rannte auf sie zu. Er war nur noch zwanzig Meter von ihnen entfernt, als der Kryphon sich in wilder Panik losriss und die Flucht ergriff. Der Dieb fluchte deftig und rief Shanija zu: »Gib mir das Schwert!«
»In Deckung!«, schrie Shanija, während sie das Drachenschwert und ihre eigene Waffe zog. Es war bereits zu spät. Die schwarz gefiederten Vogelwesen hatten sie erreicht, und sie waren in solcher Überzahl, dass jeder Kampf aussichtslos schien.
Aber ich werde ein paar von ihnen mitnehmen
. Seiya stellte sich ihr in den Weg. Die Prinzessin streckte fordernd die Hand aus. Shanija reichte ihr das Schwert aus Mandiranei.
Sie ist wirklich mutig
.
Die Kommandantin stellte sich Rücken an Rücken mit der Prinzessin. »Schon mal ein Schwert in der Hand gehabt?«
»Die Spitze ist vorn.«
»Guter Anfang. Halte die Spitze von uns weg, und wir haben fast gewonnen.«
Capus hatte sie beinahe erreicht, als Signalhörner erklangen. Shanija blickte den Hügel hinunter und sah eine Schar von zwanzig Wachleuten mit gezückten Waffen. Weitere strömten aus dem Palasthof.
Die Fiogan krächzten laut. Eines der schwarzen Geschöpfe packte Seiya im Vorbeiflug, bevor sie das Schwert überhaupt heben konnte. Shanija schlug nach ihm und traf den Bauch, doch nicht kraftvoll genug. Da wurde sie selbst von zwei anderen Fiogan an den Armen gepackt und in die Höhe gezerrt.
Zur Hölle mit ihnen!
Sie wehrte sich nach Kräften, doch das Drachenschwert wurde ihr entrissen. Ein harter Stoß traf ihre Schläfe. Die Welt um sie her wurde kurzzeitig dunkel.
Als Shanija wieder zu sich kam, befand sie sich bereits hoch in der Luft, in den Klauen eines Fiogan. Neben sich hörte sie Seiya rufen. »Shanija! Bist du in Ordnung?«
»Ja! Wo ist …« Aber da sah sie ihn schon. Capus hatte sich an den Fiogan geklammert, der Shanija das Schwert entrissen hatte. Fluchend hielt er sich an dessen Standbein fest. Der Fiogan kreischte wütend, konnte den Mann aber nicht abschütteln.
Warum haben sie uns gefangen? Was haben sie mit uns vor?
Wenn Shanija nur mehr über diese sonderbare Psimagie wüsste, die in ihr schlummerte. Leider konnte sie die Sonnenkraft, die ihr bereits einmal aus der Gefahr geholfen hatte, im Moment überhaupt nicht spüren. Damals war die Psimagie unkontrolliert aus ihr hervorgebrochen, aber sie hatte zumindest gespürt, dass etwas mit ihr vorging. Doch jetzt – nichts. War es
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