SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
stöhnten. Keiner konnte begreifen, was hier geschah. Beide, Menschenfrau und Drache, wirkten wie Betrunkene, die um den Preis ihres Lebens kämpfen sollten, obwohl sie in ein warmes Bett gehörten. So hatten sich die Fiogan ihren Götterkampf sicher nicht vorgestellt.
Shanija torkelte weiter. Slintans Kopf fuhr zu ihr herum. Er stemmte sich erneut hoch und fixierte sie. Staub lag auf seinen weißen Schuppen. Der scharfe, armlange Schnabel stieß vor. Er verfehlte Shanija um zwei Meter. Die Kommandantin hob fluchend die Waffe. Was sollte sie mit diesem Zahnstocher ausrichten? Was hatte Jasmina sich dabei gedacht? Das Schwert war nicht nur winzig, sondern schwer wie ein verdammter Felsblock. Und Slintans Haut war dick wie die Rinde der Riesenesche.
Shanija machte einen Ausfallschritt. Sie wollte zustoßen, aber das Metall ließ sich nicht von ihr führen. Stattdessen wurden ihre Arme zur Seite gerissen, als habe die Klinge einen eigenen Willen. Die plötzliche Richtungsänderung der Waffe riss Shanija von den Füßen. Sie prallte auf den Rükken. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst, sie hustete keuchend.
Slintan war nun über ihr. Der Schnabel senkte sich bedrohlich auf ihren Kopf herab. Er würde ihn knacken wie eine Nussschale. Obwohl der Schädel schwankte, war er zu nah, um sie zu verfehlen. Shanija wollte das Schwert in die Höhe reißen. Wieder gehorchte die Waffe ihr nicht.
Tyr
, fluchte sie in Gedanken. So hatte Jasmina das Schwert bezeichnet:
Du musst seinen Namen nennen
. Sie versuchte, zu sprechen. Zischend strömte die Luft aus ihrem Mund.
Sonnenkraft, wo bist du jetzt?
Wütend rollte Shanija sich auf die Seite. Keine Sekunde zu spät. Slintans Schnabel schlug neben ihr hart in den Boden. Er durchdrang die dünne Erdschicht und traf auf Stein. Das sonderbare Brüllen war wieder zu hören, das nicht zu dem mächtigen Schnabel passte, aus dem es drang.
Slintan hob ruckartig den Kopf, senkte den Schnabel erneut zum tödlichen Stoß. Shanija wusste, dass sie ihm nicht mehr lange entkommen konnte, aber sie versuchte es trotzdem. Über sich sah sie einen Greif in der Luft vor dem Gasriesen schweben. Zwei Fiogan mit dunkelgrauen Umhängen saßen auf ihm. Der Greif war umringt von bewaffneten Fiogan, setzte seinen Weg aber unbeeindruckt fort. Auf das aufgeregte Gekrächze der Vogelwesen reagierten die beiden Reiter nicht.
»Dreh dich weg!«, schrie da eine nur allzu vertraute Stimme. As’mala! »Nach rechts!« Einer der Fioganreiter gestikulierte wild. Mit Händen!
As’mala, du Verrückte. Dein Rechts oder mein Rechts
, dachte Shanija fast belustigt, während sie sich auf
ihre
rechte Seite warf.
As’mala hatte sie gefunden, auf welche Weise auch immer. Der Anblick der verkleideten Abenteurerin gab Shanija neue Hoffnung. Gleichzeitig wusste sie, die Fiogan würden nicht zulassen, dass As’mala den Kampf unterbrach. Das hier war der Götterkampf Geschwaderkommandantin gegen Fressmaschine, und es stand Null zu Null.
Shanija versuchte, sich nicht von dem scharfen Schnabel einschüchtern zu lassen, der sie einmal mehr verfehlt hatte. Anscheinend trachtete Slintan danach, einen lebendigen Fleischspieß aus ihr zu machen.
»Sag endlich den Namen!«, rief der andere Reiter von oben. Shanija erkannte die Stimme des Präfektensohns Maltes. Was hatte der hier zu suchen? Der Greif ging auf Sturzflug. Pfeile wurden auf ihn abgeschossen. Shanija sah nicht, ob Tier oder Reiter getroffen wurden. Slintan stand nun über ihr.
As’mala ...
Ein helles Zischen erklang. Shanija rollte sich schwerfällig weiter nach rechts und versuchte sich aufzurichten. Slintan stieg mit einem wilden Brüllen auf die Hinterbeine. Maltes’ Zierschwert steckte bis zum Heft in seinem Hals. Shanija schluckte.
Vielleicht sind diese Zahnstocher doch wirkungsvoll?
Slintan setzte in einem gewaltigen Sprung über Shanija hinweg, warf sich in die Luft. Unter dem Aufschrei der Fiogan hackte er in die Seite des Greifs. Das Tier stieß einen schrillen Adlerschrei aus und stürzte auf den Boden des Geheges, wo es sich überschlug. As’mala und Maltes wurden durch die Luft geschleudert. Entsetzt konnte Shanija nur zusehen. Aber Slintan konnte keinen zweiten Treffer landen. Shanija spürte die Erschütterungen des Bodens, als das tonnenschwere Tier aufschlug. Schwankend, grollend kam der Menschenfresser wieder auf die Beine. Langsam schob er sich auf den verletzten Greifen zu.
Shanija packte das Schwert fester. Sie fühlte, wie ihre Zunge
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