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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Innere des Haufens glühte und leuchtete in vielen Punkten, von denen sich einige bewegten. Soweit der Schatten reichte, war der Boden mit einer mehrstufigen Masse der Rattenwesen bedeckt.
    Shanija hatte vergessen, nach den Tieren zu schlagen, und zwei von ihnen hatten je eine Schulter erobert und sabberten ihr Hals und Ohren voll, mit zähem, klebrigem Rotz, und pfiffen mit schrillen Stimmchen. Der Gestank machte Shanija schwindlig, und sie musste ihren ganzen Willen zusammennehmen, um nicht einfach loszukotzen. Sie wusste, sie würde sich hinterher keineswegs besser, sondern noch schlimmer fühlen.
    Alles scharte sich um sie; wenn sie jetzt weiterging, wäre jeder Schritt eine mühsame Qual, wie das Durchschreiten von Stromschnellen. Und dann kamen die nächsten Wesen. Handgroße, ameisenähnliche Insekten wuselten mit langen dünnen Beinen über die Rattenartigen hinweg, und ehe Shanija sich versah, krochen sie ebenfalls an ihr hoch. Sie kauerten sich auf die Ratten, und Shanija hörte das Knispern und Klacken ihrer Kauwerkzeuge, und ein seltsames Schnarren und Zirpen. Lange Fühler tasteten über ihre Wangen, und sie stand starr, den Mund fest verschlossen, die Augenlider halb gesenkt. Nicht einmal der Gestank der Ratten war so abstoßend wie das Tasten dieser Fühler, das Hochstemmen der mit Haken versehenen Beine, das unentwegte Klacken der Kauwerkzeuge. Und dann hörte sie es …
    Müssen bauen müssen stark machen brauchen essen nahrung baustoff gutes material was greifbar müssen essen gutes essen warmes fleisch brauchen vorrat neue brut wächst und wächst komm komm brauchen dich alle zusammen stark und mächtig komm komm nie mehr müde traurig ängstlich hungrig komm komm

    Shanijas Kopf senkte sich leicht, ihre Augen verloren jeglichen Glanz. Ameisen und Ratten stützten sie, als sie die Arme bewegte, und halfen ihr, die Beine zu heben, eins nach dem anderen, Fuß vor Fuß, auf den Abfallriesen zu. Die Ameisen betrillerten ihren Kopf, die kleinen Ratten wuselten an ihrem Körper auf und ab, mit ihren Füßen trommelnd.
    Als Shanija nur noch wenige Meter von einem Säulenbein aus Metallrohren und organischen Fäden entfernt war, schossen aus dem Inneren des wibbelnden Haufens zwei lange Tentakelfäden hervor, wie Froschzungen, umschlangen die Frau blitzschnell und rissen sie an sich.

5.
    Mit einem Ruck kam Shanija Ran wieder zu sich und blinzelte verstört. Sie hing in Fesseln,
im
Müllhaufen, der seinen Weg fortgesetzt hatte und alles in sich hineinschlang, was in erreichbarer Nähe war.
    Sie zerrte an Armen und Beinen, doch die teils organischen, teils aus Ketten bestehenden Fesseln saßen fest an einem Metallgerüst. Selbst der Kopf war fixiert, sie konnte ihn nur zur Seite und leicht nach oben drehen.
    »Verdammt!«, fluchte sie. So schnell gab sie nicht auf, wandte alle Tricks an, die sie gelernt hatte. Doch vergeblich. Die Ameisen und die Ratten, oder wer auch immer, hatten ganze Arbeit geleistet. Wenn niemand sie befreite, würde sie hier hängen, bis sie verrottet war. Wahrscheinlich konnte sich nicht einmal ihr Skelett aus den Fesseln lösen.
    Shanija hörte, wie das Leben in den fauligen Eingeweiden des Haufens wibbelte, überall knusperte, patschte, trippelte, knisterte und knarzte es. Eine in sich geschlossene Ökologie, eine unterwegs alles fressende, alles vernichtende Maschine, die wer weiß wie viele Kreaturen beherbergte. Vorangetrieben von einem Kollektivbewusstsein und in Symbiose lebend, brachten die verschiedenen Wesen den Abfallhaufen vorwärts, konnten ihm jede beliebige Form geben, bauten aus den zivilisatorischen Resten eine fantastische Konstruktion, die ihn wie ein lebendiges Wesen erscheinen ließen.
    So zumindest reimte Shanija es sich zusammen, auch wenn selbst diese einigermaßen vernünftig scheinende Erklärung noch viel zu märchenhaft war. Für sich betrachtet eine bewundernswerte Leistung, wenn man keinen empfindlichen Magen hatte und auf Dreck und Gestank stand.
    Doch es war für sie unannehmbar, dass sie an dem Massen-Organismus nunmehr teilhaben sollte, ihn bereichern und ergänzen durch wertvolle Proteine, Kohlenhydrate, Vitamin- und Mineralstoffe. Spätestens, wenn die Sonne aufging und der Müllhaufen wahrscheinlich wieder in sich zusammensank, würde sie zu Brei zerquetscht und absorbiert – also musste sie zusehen, dass sie vorher freikam.
    Sie zappelte und wand sich, wiederholte alle Tricks und versuchte, neue zu erfinden, zu variieren. Zäh und ausdauernd

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