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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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und der ganze Rest diese Metapher anders verwendete – in Sab »Rino« Cepps Dunstkreis unterließ man es wohlweislich. Ganz abgesehen davon, dass er in militärischen Belangen recht hatte mit der Aufforderung zur Präzision.
    »Ganz Burundun«, fuhr Mun leise und umso eindringlicher fort, »wimmelt zum Weihefest vor zwielichtigen Gestalten. Auf jeden Anwärter kommen tausend Betrüger, die sich für eure Habe interessieren. Im schwimmenden Teil, in Lakara, ist es noch weitaus gefährlicher. Meidet diesen Bereich am besten ganz. In jedem Schatten lauert wenigstens eine Hand, die sich an euch bereichern will.«
    »Bereichern?«, fragte Seiya. »Was haben wir denn schon großartig an Reichtümern zu bieten?«
    Mun hob leicht die Arme. »Ein alter Burunduner Witz bringt es auf den Punkt:
Gib mir dein ganzes Geld
, sagt der Räuber.
Ich habe keins
, sagt das Opfer.
Dann gib mir deine Kleider
, fordert der Räuber.
Ich bin nackt und ein Bettler
, antwortet das Opfer.
Das
, lacht der Räuber,
ist besser als nichts
. Und er nimmt die Schale des Bettlers, schächtet ihn und geht mit der gefüllten Schale zum Markt der Fleischhauer.«
    »Und wo ist dabei der Witz?« Darren blickte verständnislos und stemmte seine Fäuste auf den Knauf des Kurzschwertes aus ELIUM-Kreischerstahl, das er vorn im Gürtel trug.
    »Und was ist schächten?« Seiya runzelte die Stirn.
    »Schächten«, antwortete Shanija dumpf, »bedeutet, jemanden ausbluten zu lassen.« Es war die widerlichste Strafe einer Straßengang von Washington-York-State gewesen. Die Opfer der B LOOD F ORGE erlebten bei vollem Bewusstsein mit, wie das Leben aus ihnen heraus rann, wie der Puls dabei immer mehr raste, kalter Schweiß aus allen Poren trat, bis die Müdigkeit einsetzte und die Todesangst letztendlich verdrängte, und wie dann die Fingerspitzen sich blau verfärbten, die Kälte in den Extremitäten hochkroch, bis der Herzschlag endlich aussetzte.
    »Und Fleischhauer machen aus Blut – Blutwurst. Er hat es ihnen für ein paar Sicheln verkauft, Darren.« As’mala machte mit Daumen und Zeigefinger die Geste des Geldzählens und rollte über seine Begriffsstutzigkeit die Augen.
    Darren sah irritiert von einem zum anderen. »Und darüber scherzen sie in Burundun?«
    »Burundunische Witze sind selten zum Lachen. Eigentlich nur, wenn sie schlecht sind.« Mun ging nicht weiter darauf ein. »Falls ihr euch verirrt, erkundigt euch nach dem Steinernen Hafen und wartet dort; gebt niemals den Namen der Herberge preis, in der wir wohnen. Wir werden uns am Steinernen Hafen wiederfinden. Jetzt kommt. Ich bin müde.« Er strich sich über seinen glatt rasierten Schädel und kniff dabei die Lippen zusammen wie jemand, der aus Versehen einen schmerzenden Zahn berührt. Die beiläufige Bewegung und das Zurückzucken der Hand verrieten Shanija mehr als jedes Wort, wie sehr er inzwischen den sogenannten
Ruf
ersehnte, jenen Befehl, der ihm die Hinüberfahrt zum Zentralarchiv gestatten würde, damit er dort die
Entbürdung
erfuhr – einen Vorgang, über den er sich in Schweigen hüllte. Auf irgendeine Weise würde ihm dabei wohl das in ihm gespeicherte Wissen entnommen werden. Und er würde nicht länger einen Zustand erleiden, den er in der vergangenen Nacht während des Fluges mit
»mir ist, als ob mir jeden Moment der Schädel platzt«
umschrieben hatte.
    Mun ist nicht nur müde
, dachte Shanija,
er ist völlig erschöpft
.
    Seiya ging mit Mun voran durch die Gasse, die zwischen schattigen Wänden durch die Häuserflut mäanderte. »Wie lange wird es dauern, bis du ins Zentralarchiv darfst?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Noch habe ich den Ruf nicht empfangen.«
    »Wie geht das vor sich?«
    »Es ist schwer zu beschreiben. Bist du je morgens erwacht und wusstest irgendwie, dass es wichtig ist, an diesem Tag etwas ganz Bestimmtes zu tun?«
    »Ja, manchmal.« Seiya blickte zu ihm auf. Sie hatte Mühe, mit seinen langen Schritten mitzuhalten.
    Sie ist besorgt um ihn
, stellte Shanija fest.
Seit Mun ihre Geister miteinander verschmolzen hat, verbindet die beiden etwas Besonderes
.
    »Etwa so verhält es sich mit dem Ruf. Von einem Moment zum anderen
weiß
ich, dass es Zeit ist, an Bord des Weihenachens zu gehen. Aber noch ist es nicht soweit.« Er zeigte nach rechts. »Hier entlang.«
    Unverhofft traten sie unter Markisen hervor ins grelle Licht. Mun überquerte eine breite Straße, die dieselbe sein könnte, die sie vorhin verlassen hatten, und tauchte an der nächsten Ecke

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