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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Einwohner beider Städte lebte von dem nicht abreißenden Strom an Pilgern und Neugierigen, die sich auch außerhalb der Weihezeit in Scharen einfanden.
    Der abgewetzte Lederbeutel, den der Adept auf dem Rücken trug, schien mit jedem Schritt schwerer zu werden. Es war nicht das erste Mal, dass er ins Archiv zurückkehrte. Er kannte die seltsame Beklemmung gut, die ihn bei der Annäherung an das gigantische Gebäude überkam, aber diesmal kam es ihm schlimmer vor als sonst. Die kolossale Ansammlung aus scheinbar willkürlich angeordneten Mauern, Gebäuden, Türmchen, Brücken, Erkern und Zinnen schien zu atmen, sich auf ihn zuzuschieben und ihn erdrücken zu wollen. Vor allem die fensterlosen Wandungen verfehlten ihre Wirkung nicht. Sie machten das Zentralarchiv zu einem massiven Block, mehr zu einem Berg, als zu einem Bauwerk, und je näher man ihm kam, desto spürbarer wurde die bedrückende Würde, die es ausstrahlte.
    Das
Weiße Portal
, der einzige Zugang zum Archiv, verdiente seinen Namen eigentlich nicht, denn der mächtige steinerne Torbogen war direkt in die Außenmauern gehauen worden und endete vor einer massiven Wand. Der rötliche Stein, den man fast überall in der Gegend um Burundun und Lakara fand, war an dieser Stelle deutlich heller, jedoch nicht weniger massiv. Diejenigen, die sich so nah heranwagten, dass sie ihre Handflächen tatsächlich auf die rissige Oberfläche des Materials legen konnten, berichteten von einer seltsamen Wärme, die sich schnell im ganzen Körper ausbreitete. Andere sprachen von kaum fühlbaren Vibrationen, die schon nach kurzer Zeit ziehende Kopfschmerzen verursachten, die manchmal tagelang andauerten.
    Der Großteil der Besucher hielt aus diesen Gründen einen respektvollen Abstand zum Zentralarchiv, sofern sie es nicht ohnehin vorzogen, die Insel zu meiden und den riesigen Komplex vom sicheren Seeufer aus zu begaffen. Auch die zahlreichen Händler und Gaukler, die während der Weihezeit das große Geschäft witterten, achteten peinlich darauf, ihre Buden und Stände mindestens fünfzig Meter von der Außenmauer entfernt zu errichten. Die Ankunft eines Adepten, der sich anschickte, das Weiße Portal zu durchschreiten, stellte dann stets so etwas wie eine Attraktion dar, und so war es kein Wunder, dass die Menge, die Mun folgte, mit jeder Sekunde anwuchs.
    Das Zentralarchiv war alt. Sehr alt. Und die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Über viele Generationen hinweg war der Bau wie ein organisches Lebewesen gewachsen, war immer wieder erweitert und umgestaltet worden. Vermutlich wussten selbst seine geheimnisvollen Bewohner, die Draawen, nicht mehr genau, aus wie vielen Hallen, Zimmern und Gängen der unüberschaubare Komplex inzwischen bestand. Die Aufzeichnungen im
Kreis der Bewahrung
reichten jedenfalls viele Jahrzehntausende zurück – und schon damals war das Zentralarchiv riesig gewesen.
    Mun setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen. Auch wenn ihn der Gang zum Weißen Portal mit Unruhe erfüllte, so wusste er doch, dass er nicht länger warten durfte. Seit er den
Ruf
empfangen hatte, wurde das Drängen in ihm immer stärker. Die Informationen, die er auf seinem langen Weg gesammelt hatte, füllten seinen Verstand bis in den letzten Winkel. Er sehnte sich nach der
Entbürdung
, dem Auslesen des geballten Wissen, das in ihm gespeichert war, ein Vorgang, der ihn ebenso befreien wie befriedigen würde. Die Entbürdung war der Höhepunkt im Leben eines jeden Adepten, das Ende einer Reise voller Opfer und Entbehrungen und gleichzeitig der Aufbruch zu einer neuen Wanderung, die möglicherweise noch abenteuerlicher und gefährlicher verlaufen würde.
    Vor ihm hatte sich eine breite Gasse gebildet. Man machte ihm Platz, wich zurück. In seinem dunkelblauen, mönchsähnlichen Mantel mit dem aufgestickten Gildensymbol war Mun schon von Weitem als Wissensträger zu erkennen. Fast überall auf dem Planeten begegnete man den Adepten des Zentralarchivs mit Respekt und Ehrfurcht. Die Mantelträger galten als unschätzbare Ratgeber und begnadete Geschichtenerzähler. Für eine warme Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf bestimmten sie den Bauern die beste Zeit zur Getreideernte, warnten vor Dürreperioden und Hungersnöten, überbrachten Nachrichten aus weit entfernten Gegenden oder unterhielten ihr dankbares Publikum mit allerlei kurzweiligen Fabeln und Anekdoten.
    Geringschätzung oder gar Gewalt schlugen den Adepten nur selten entgegen. Dennoch kam es immer wieder vor, dass

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