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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Mitglieder der Gilde angegriffen oder getötet wurden. Zwar sorgte die gewissenhafte Ausbildung im Archiv dafür, dass sich ein Adept seiner Haut erwehren konnte, doch auch seiner Kampferfahrung und Geschicklichkeit waren Grenzen gesetzt. Jedes Jahr gab es Adepten, die nicht wie geplant von ihren Reisen zurückkehrten und von denen man nie wieder etwas hörte.
    Mun ahnte die Bewegung mehr, als dass er sie sah. Auch wenn er sich voll und ganz auf das gigantische Bauwerk vor ihm konzentrierte, so blieb ein Teil seiner Aufmerksamkeit stets der unmittelbaren Umgebung zugewandt. Sein rechter Arm zuckte nach vorn, bekam ein fremdes Handgelenk zu fassen und umschloss es augenblicklich mit der Kraft einer Schraubzwinge. Der hagere Mann in der zerfetzten Kutte stieß einen kläglichen Schrei aus, verdrehte die wässrigen Augen und fiel auf die Knie.
    »Habt Erbarmen, Hoher Herr«, begann er zu winseln. »Ich bin weniger wert als der Staub unter Euren Schuhen. Ein kurzes Bad im Glanz Eurer Augen ist mehr Glück, als ich verdiene. Es war der Hunger, Hoher Herr, der vermaledeite Hunger, der mich zu meinem schändlichen Tun getrieben hat. Ich bin Eurer Vergebung nicht würdig, doch wenn Euer Herz so groß ist wie Eure Weisheit, dann hoffe ich auf Eure Nachsicht.«
    Mun ließ sein Gegenüber los und schloss die Riemen seines abgewetzten Lederbeutels, um dessen Inhalt ihn der jammernde Bettler auf so plumpe Weise hatte erleichtern wollen. Er versuchte sich das Lächeln zu verkneifen, was ihm nicht völlig gelang. Die Unverschämtheit des Mannes nötigte ihm einen gewissen Respekt ab. Nicht viele der in Lakara und Burundun zu Tausenden herumstreunenden Tagediebe hätten den Mut besessen, einen Adepten zu bestehlen. Wurden die Wissensträger schon auf ihren Reisen als so gut wie unantastbar angesehen, so galt das umso mehr in der Nähe des Zentralarchivs.
    »Wie heißt du?«, fragte Mun mit ruhiger Stimme.
    Um sie herum hatte sich eine bunte Schar Schaulustiger versammelt, die die Szene teilweise amüsiert, teilweise gespannt verfolgte. Die meisten hofften wohl darauf, dass er dem Langfinger eine deftige Tracht Prügel verabreichte. Die Wehrhaftigkeit der Adepten war ebenso bekannt wie gefürchtet und einer der Gründe dafür, warum man im Allgemeinen darauf achtete, sich die Wissensträger nicht zu Feinden zu machen.
    »Sagelot Masim, Hoher Herr«, kam die Antwort. Der Ertappte hatte sich vor Mun auf den Boden geworfen und sah ihn mit flehenden Augen an. »Euer ergebener Sklave und Diener, Hoher Herr.«
    »Steh auf, Sagelot Masim«, sagte der Adept, beugte die Knie und streckte dem Bettler beide Hände entgegen. »Und hör auf, Unsinn zu reden. Du magst ein Sklave deiner Begierden sein, gleichwohl der meine bist du nicht.«
    »Wenn Ihr es sagt, Hoher Herr«, blieb der Bettler unterwürfig, ließ sich jedoch auf die Beine ziehen. Er strich sich eine Strähne seiner fettigen Haare aus der Stirn und tänzelte nervös hin und her. Sein Blick glitt hektisch nach allen Seiten. Man sah ihm an, dass er am liebsten davongelaufen wäre, aber der Ring der Gaffer war geschlossen, eine Flucht unmöglich.
    »Du hast Hunger, mein Freund?«, fragte der Adept. Er trat an Masim heran, packte sein Kinn und hob den Kopf an, sodass der Dieb ihm ins Gesicht sehen musste.
    »O ja, Hoher Herr.« Sagelot Masim versuchte zu nicken, doch der Griff des Wissensträgers ließ das nicht zu. »Großen Hunger, Hoher Herr.«
    »Dann sollten wir etwas dagegen unternehmen.«
    Mun nahm den Bettler an der Hand und führte ihn ein Stück des Weges entlang zu einem kleinen, mit in den Boden gehauenen Holzpflöcken notdürftig abgegrenzten Gehege. Dort drängten sich acht Gareks quiekend und grunzend aneinander, die breiten Nasen schnüffelnd am Boden. Vermutlich würden die Tiere in den nächsten Tagen je nach Bedarf geschlachtet werden und als saftige Braten enden. Die vielen tausend Besucher der Adeptenweihe mussten schließlich etwas essen.
    Der Gestank, den die Gareks verströmten, war so mörderisch, dass ein Großteil der Schaulustigen freiwillig zurückblieb. Den dikken Mann mit dem wallendem schwarzen Bart und der von Blutflecken übersäten Schürze schien der Geruch nicht zu stören. Er sah Mun und dessen Begleiter mit gerunzelter Stirn entgegen.
    »Sei gegrüßt«, sprach der Adept den Bärtigen an. »Mein Name ist Mun, und das ist Sagelot Masim. Das Gehege deiner Gareks sieht aus, als könne es eine gründliche Reinigung vertragen. Mein Freund hier verlangt

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