Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
Füße, ihr faulen Säcke! Ich will, dass ihr jeden verdammten Winkel dieser stinkenden Farm von innen nach außen kehrt. Wenn der Junge hier ist, will ich ihn haben.«
    Schlagartig war die Luft von zahllosen Geräuschen erfüllt. In die Räuberbande kam Bewegung. Mun hörte lautes Fluchen, als einige der Männer von ihren Kameraden aus dem Schlaf gerissen wurden. Andere brüllten, man solle mehr Fackeln herbeischaffen. Noch lag der Brunnen im Schutz der dunklen Nachtschatten, die die Berge warfen, doch das musste sich jeden Moment ändern.
    Vorsichtig kroch Mun einen halben Meter an der Brunnenmauer entlang. Der freie Platz vor dem Haupthaus war fast leer. Die Räuber waren in alle Richtungen ausgeschwärmt. Lediglich ein einzelner, über zwei Meter großer Hüne mit langen, schwarzen Haaren und einem bis zum Bauchnabel reichenden Rauschebart stand mit in die Seiten gestemmten Armen da und beobachtete das bunte Treiben um ihn herum. Er trug einen speckigen Lederrock, bis über die Knie reichende Stiefel und eine ebenfalls aus Leder genähte Jacke mit silbernen Knöpfen. In seinem breiten Gürtel steckten mehrere Messer und eine Pistole, die so groß und schwer war, dass Mun sie vermutlich nicht einmal hätte anheben können. Das musste der Räuberhauptmann sein, der, den die anderen Gorl nannten.
    Der Riese setzte sich in Bewegung. Mun glaubte die Erschütterungen zu spüren, die seine Schritte auf dem Boden auslösten. Gorl kam direkt auf ihn zu!
    Dem Jungen blieben kaum mehr als ein paar Sekunden und er handelte, ohne zu überlegen. Behutsam zog er sich auf den Brunnen und ließ sich vorsichtig über die Mauerkrone gleiten. Seine tastenden Füße fanden den hölzernen Eimer, dessen Henkel an das über eine Laufrolle führende Seil geknotet war. Mun bekam das andere Ende des Seils zu fassen, packte mit beiden Händen zu und ließ die Mauer los.
    Sein eigenes Gewicht überraschte ihn. Keuchend klammerte er sich an dem groben Seil fest. Der Eimer, in dem er mit beiden Beinen stand, pendelte hin und her, schlug zweimal laut an die Innenseite des Brunnens. Hatte Gorl das gehört?
    Mun spürte, wie sich der Schweiß in seinen Handflächen sammelte. Das Seil drohte ihm zu entgleiten; er rutschte ab. Über ihm bewegte sich die Seilwinde, die Laufrolle quietschte leise. Wenn Gorl nicht taub war, dann
musste
er das einfach hören.
    Die Schmerzen in Armen und Schultern wurden unerträglich. Muns Griff lockerte sich, und er rutschte fast zwei Meter in die Tiefe. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte geschrien. Die rauen Fasern des Seils schnitten in seine Finger, doch noch war die Angst, in den schwarzen Schacht zu stürzen, größer als der Wunsch, einfach aufzugeben, loszulassen und sich in das Unvermeidliche zu fügen.
    Wie viel Zeit war seit seinem Einstieg in den Brunnen vergangen? Er wusste es nicht. Würde Gorl in den Brunnenschacht hineinsehen, wenn er ihn erreichte? Mun hob den Kopf und starrte auf das kreisrunde Loch über ihm, jeden Moment darauf gefasst, das bärtige Gesicht des Räuberhauptmanns auftauchen zu sehen. Der Himmel hatte sich schwarzblau gefärbt. Ein paar einsame Lichtpunkte blitzten zwischen vom Wind getriebenen Wolken.
    Erneut verließen den Jungen für einen Augenblick die Kräfte. Diesmal glitt er ein gutes Stück tiefer und schneller als zuvor. Die im Schacht herrschende Finsternis schien mit gierigen Fingern nach ihm zu greifen und ihn zu sich ziehen zu wollen. Es roch nach Feuchtigkeit und Moder.
    Das Seil raste durchs Muns Finger. Es tat so schrecklich weh und trotzdem unternahm er einen letzten und verzweifelten Versuch, sich festzuhalten. Vergeblich. Sein Fall beschleunigte sich von Sekunde zu Sekunde. Wollte dieser Schacht denn niemals enden? Wollte diese
Nacht
denn niemals enden?
    Dann kam der Schock! Das Wasser war eiskalt. Mun tauchte tief ein und ließ das Seil los. Der Eimer schwappte neben ihm wieder hoch und schwamm auf der Wasseroberfläche. Muns Hände tasteten verzweifelt nach Halt; in seiner Panik erinnerte er sich nicht mehr daran, dass ihm sein Vater im vergangenen Sommer das Schwimmen beigebracht hatte. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Auf seiner Brust lastete ein von Sekunde zu Sekunde stärker werdender Druck. Er musste Luft holen, musste atmen …
    Später hätte er nicht mehr zu sagen vermocht, warum er überlebt hatte. Als das bewusste Denken wieder einsetze, hing er quer über dem Holzeimer, der ihm gerade genug Auftrieb gab, um ihn über Wasser zu

Weitere Kostenlose Bücher