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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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hatte. Und auch diesmal hatte er keine Zeit für Trauer. Ohne Vorwarnung hüllte sich die Umgebung in ein düsteres Blau und die Tränen gefroren auf seiner Haut. An den Wänden des Lesezimmers bildeten sich Eisblumen, und Taardars Körper überzog sich mit einer hauchdünnen Reifschicht. Mun warf einen letzten Blick auf die Leiche des Draawen.
    »Lebt wohl, Meister«, sagte er laut.
    Dann machte er sich auf, um Legetar zu suchen.

»Es gibt kein Schicksal, das die Geschöpfe dieses Universums
unabhängig von ihren Handlungen ereilt. Das Schicksal schlägt nur dann zu, wenn man
nicht
handelt. Wenn du dein Schicksal also selbst bestimmen willst, handle

Aus den draawischen Zeugnissen,
Lehrstoff für Adepten im dritten Ausbildungsjahr.
7.
    Die Kälte war mörderisch. Mun hatte sich aus einer leeren Wohnzelle eine Decke besorgt und sich so gut wie möglich darin eingewickelt, doch viel half das nicht. Selbst die Wasserspender in den Speisesälen waren eingefroren und viele der Gaslampen waren erloschen oder brannten nur noch mit kleiner Flamme. Letzteres stellte allerdings keine Behinderung dar, denn die Blausicht war inzwischen längst kein rein optisches Phänomen mehr. Das Blau drang als mildes Schimmern aus Wänden, Decken und jedem Gegenstand. Selbst die Luft schien aus sich selbst heraus zu leuchten und wie Morgennebel über einer feuchten Wiese zu schweben.
    Der Adept war in den Kreis der Bemühung zurückgekehrt. Eigentlich war es egal, wo er nach Legetar suchte, denn die Versetzung in die Felsebene war willkürlich und an verschiedenen Orten erfolgt, doch die klirrende Kälte erforderte es, in Bewegung zu bleiben, um die natürliche Wärmeproduktion des Körpers am Laufen zu halten.
    Mun hatte keine Möglichkeit festzustellen, ob die von Taardar befürchtete Zeitumkehr bereits eingesetzt hatte. Vielleicht kam er zu spät, und das Zeitloch war schon invers aktiv und hatte sich auf den gesamten Kreis oder sogar das Archiv ausgedehnt, dann würde ihm auch seine Gabe nichts mehr helfen. Es wäre zu spät, denn außerhalb des Zentralarchivs würde die Zeit dahinrasen. Für etwaige Beobachter wäre Mun dann nicht mehr als eine lebende Statue, ein Standbild aus Fleisch und Blut, das sich so langsam bewegte, dass man es nicht wahrnehmen konnte.
    Wie üblich traf ihn die Versetzung ohne Warnung. Die Ebene hatte sich verändert. Der geröllübersäte Untergrund hob und senkte sich wie unter schweren Atemzügen. Die größeren Steinformationen zitterten, als wären auch sie von den tiefen Temperaturen betroffen, und die blauen Blasen wimmelten so hektisch durcheinander, dass man kaum noch einzelne von ihnen auseinanderzuhalten vermochte.
    Dann entdeckte Mun den Selachen. Legetar hockte mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden, das Kinn auf der Brust, die Hände zu Fäusten geballt. Er sah nicht auf, als Mun ihn ansprach. Erst, als der Adept ihn an beiden Schultern packte und leicht schüttelte, schreckte er wie aus tiefem Schlaf und hob den Kopf.
    »Was willst du?«, fragte er matt. »Warum lässt du mich nicht in Ruhe?«
    »Du musst damit aufhören!«, sagte Mun eindringlich. »Ich weiß, dass du niemandem schaden willst, aber wenn du nicht damit aufhörst, wirst du eine furchtbare Katastrophe auslösen.«
    Legetar starrte ihn nur verständnislos an.
    »Verlasse das Zeitloch«, beschwor ihn der Wissensträger. »Du kannst es. Konzentriere dich.
Du
beherrschst deine Gabe, nicht sie dich.
Du
entscheidest, was geschieht!«
    Das Gesicht des Selachen glühte in blauem Feuer. Winzige Lichtblitze schlugen aus Ohren, Augen, Nase und Mund, als würde sich in seinem Innern ein Gewitter entladen.
    Mun wich instinktiv zurück, als Legetar sich erhob und beide Arme nach ihm ausstreckte. Sein Körper strahlte jetzt in tiefem Blau.
    »Hilf … mir …!« Die Worte Legetars kamen wie fernes Donnergrollen aus seiner Kehle und wurden von einem wahren Feuerwerk an Lichtblitzen begleitet. Mun hatte wieder jenes Gefühl, das er bei seinem ersten Kontakt mit dem Zeitloch gehabt hatte, das Gefühl, dass etwas geschah, das die Ordnung der Welt gefährdete – doch diesmal war es um vieles intensiver.
    »Wie kann ich …«, begann er, brach ab und räusperte sich. »Wie kann ich dir helfen?«
    Um ihn herum fing es wieder an zu knistern. Auch dieses Geräusch hatte er schon gehört, damals bei seinem ersten Besuch auf der Felsebene. Das Knistern wurde lauter und lauter, schob sich als akustische Barriere zwischen ihn und den

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