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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Selachen.
    Legetar stand nach wie vor da, die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit ausgestreckt. Täuschte sich Mun, oder wurde die Gestalt des Selachen langsam transparent? Er glaubte durch ihn hindurch bereits ganz schwach eine der vielen Felsformationen im Hintergrund erkennen zu können.
    Ohne zu überlegen machte der Adept zwei Schritte nach vorn und ergriff die Arme Legetars. Der Schmerz war überwältigend. Mun wollte sich losreißen, doch der Selache ließ das nicht zu. Er klammerte sich wie ein Ertrinkender an dem Wissensträger fest. Die Lichtkaskaden, die er dabei ausschickte, schienen direkt durch Muns Fleisch zu schneiden, in ihn einzudringen und ihn zu verbrennen.
    Der Adept schrie, doch das Knistern war inzwischen so laut, dass es alles andere übertönte. Die Ebene wurde rasend schnell kleiner, als die blauen Blasen von überall her heranrollten. Vor Muns Augen wechselten bizarre Bilder in so rasender Folge, dass es ihm unmöglich war, Einzelheiten auszumachen. Einmal glaubte er Shanija Ran zu sehen, wie sie am Fuß einer mßächtigen Steinsäule stand; ihr Gesicht eine vor Angst verzerrte Fratze, die Augen weit aufgerissen, aber er war sich nicht sicher, denn die Vision verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
    Schließlich tauchte Taardar auf, der ihm mit seinen kleinen Ärmchen zuwinkte. Hinter ihm ragte ein gigantisches Netz aus Myriaden glänzender Tropfen in die Höhe, die durch hauchdünne Fäden miteinander verknüpft waren. Tausende fingerdünner, schwarzer Würmer krabbelten kreuz und quer durch das fragil wirkende Gebilde, brachten ständig neue Tropfen heran und spannen frische Verbindungsfäden aus ihren Hinterleibern.
    Das Expar!
    Niemals zuvor oder danach hatte Mun etwas Schöneres gesehen. Das Expar schien ein lebendes, atmendes Wesen zu sein, ein Meer schimmernder Tränen, durch das sich die Luuwen, das dritte und letzte Geschlecht der Bibliothekare, mit traumwandlerischer Sicherheit bewegten. Hier schloss sich der Kreis. Hier schlug das Herz des Zentralarchivs. Kein Adept im dritten Ausbildungsjahr, der zum ersten Mal das legendäre Expar mit eigenen Augen sehen durfte, vergaß je wieder diesen Anblick.
    Milliarden iDocs, jedes einzelne Wissenskügelchen bildete die Essenz jahrelanger Anstrengung, zu psimagischer Energie geronnenes Wissen, miteinander verknüpft durch ein Netz aus silbernen Fäden, dünner als menschliches Haar und doch unzerreißbar. Dazwischen die zu Tausenden wimmelnden Luuwen, Tag und Nacht darum bemüht, das unendlich komplexe Flechtwerk zu verfeinern, zu pflegen, neues Wissen zu integrieren und Überholtes zu entfernen, Zusammenhänge zu erkennen, Fakten zu ordnen und zu sortieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
    Vor vielen Sonnenzyklen, nach Abschluss seiner Ausbildung, hatte Taardar Mun in den Kreis der Bewahrung geführt und ihm das Expar gezeigt. Mun wusste bis heute nicht, wie lange er damals mit offenem Mund vor dem gewaltigen Gebilde gestanden hatte, vor dieser gigantischen Mauer aus edelsteinglitzernden Tropfen, die viele hundert Meter in die Höhe ragte und fast den gesamten Großen Turm ausfüllte. Wie viele Adepten hatten an diesem unfassbaren Schatz mitgewirkt? Wie viele hatten sich für ihn aufgeopfert, manchmal sogar ihr Leben dafür verloren? Wenn man das Expar einmal gesehen hatte, dann verstand man, warum die Mitglieder der Gilde ihre Aufgabe mit so viel Leidenschaft und Entschlossenheit verfolgten.
    Das entsetzliche Stechen in Muns Schädel riss ihn endlich in die Gegenwart zurück. Die Felswüste war verschwunden. Statt dessen badeten Legetar und er in einem Ozean aus blauem Feuer. Er hielt den Selachen inzwischen ebenso fest umklammert wie dieser ihn. Mun ahnte, dass er den Roten Adepten auf keinen Fall loslassen durfte.
    Legetar schien sich auf einmal aufzublähen. Mun spürte, wie er sich losreißen wollte, und verstärkte den Griff. Jemand schrie so laut und Mitleid erregend, dass dem Adepten Schauer über den Körper liefen. Erst nach einer halben Ewigkeit begriff er, dass er selbst es war, der seine Qual in die unwirkliche Umgebung hinaus brüllte. Das blaue Feuer zehrte ihn auf, fraß sich in ihn hinein. Er glaubte vor Schmerzen wahnsinnig zu werden, und obwohl er sich danach sehnte, endlich das Bewusstsein zu verlieren und aus diesem Alptraum zu erwachen, kämpfte er gegen die drohende Ohnmacht an.
    Glaubst du tatsächlich, dass du Legetar lediglich töten musst, um das Archiv zu retten?
, hörte er die Stimme Taardars.

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