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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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aufwiesen. Überall sickerte Blut heraus.
    Raban war stigmatisiert. Ein von Gott Berührter.

    Glaube hatte in Shanija Rans Befindlichkeit keine besondere Rolle gespielt. Im Gegenteil: Islam, Christentum, Talmud, das Fliegende Spaghettimonster oder Scientology hatten ihr niemals Antworten auf Fragen geben können, die entstanden waren, nachdem sie den Charakter ihres Vaters und dessen religiösen Wahnvorstellungen verinnerlicht hatte.
    Wunderheilungen, die Worte von Propheten und Gebete, die Erfolg zeitigten, gehörten in dieselbe Kategorie wie eben jene Stigmata, von deren Existenz Shanija sich an Raban leibhaftig überzeugen konnte. Langsam, unablässig pumpte Blut aus den offenen und sauberen Wunden. Es rann nach
oben
, entgegen der Schwerkraft, und trat an den Schultern, an denen die Kutte ebenfalls ausgeschnitten war, wieder zum Vorschein, um sich dort zu sammeln und eine breite Krustenschicht zu bilden.
    »Ich glaube, und der Glaube ist in mir!«, rief Raban mit erhobenen Händen. »Uns ist geweissagt, dass die Frau mit der Sonnenkraft kommen und uns ins Licht führen wird. Die Feinde der Wiedergänger werden vom Antlitz des Erdbodens hinweggefegt. Nur denjenigen, die wahrhaft glauben, ist es erlaubt, den Weg in die Vollendung zu beschreiten …«
    Die Worte zogen Shanija in ihren Bann. Es war nicht nur die Stimme, nein! Jede von Rabans Bewegungen drückte puren Sinn aus. Die tiefe Überzeugung, die aus ihm sprach, sein entrücktes Lächeln, die Ruhe und die Ausgeglichenheit, Selbstsicherheit – das Gesamtpaket seiner Ausstrahlung beeindruckte die Erdenfrau mehr, als sie geglaubt hätte.
    »Setz dich neben mich«, forderte Raban Shanija auf.
    Nur all zu gern folgte sie der Einladung. Sie ließ sich auf dem einfachen Stuhl nieder und blickte auf die erwartungsvollen Mienen der Gläubigen.
    Sie fühlte Stolz. Sie war
die Frau mit der Sonnenkraft
.
    Diejenige, die das Schicksal des gesamten Universums zu ändern vermochte. Nur sie konnte tun, was notwendig war, um all diese Frauen und Männer ihrer Erlösung näher zu bringen. Dank ihrer würden sie ins Elysium eintauchen und dem Einen Gott, dem großen Schöpfer nahe kommen, ohne zu verbrennen …
    Shanija schreckte vor ihren eigenen Gedanken zurück. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie dadurch die Ideen, die ein anderer ihr aufzwang, loswerden.
    »Es stand in den Prophezeiungen, dass die Frau mit der Sonnenkraft kommen würde, sobald es notwendig werde«, sagte Raban mit tragender Stimme. Seine Hand tastete über die ihre, verschränkte sich mit ihren Fingern. »Unser Gott ist ein gütiger Gott, denn er gewährt uns nach all dem Elend, das seit unzähligen Quartennien die Länder von Less durchzieht, die Gnade der Erlösung. Uns allein bleibt es vorbehalten, dafür zu sorgen. Die Wiedergänger werden von nun an in aller Demut an der Seite des Einen Gottes herrschen und Seinen Wünschen entsprechen.« Raban holte tief Atem. »Die Zeiten, da gefährliche Irrgänger wie Corundur Verwirrung über das gemeine Volk bringen, sind Vergangenheit. Er hat sich an Shanija versucht, wie wir in Erfahrung bringen konnten, und er ist an ihr gescheitert. Denn die Sonnenkraft kann und darf nur dem einen Zweck dienen …«
    Woher wusste Raban, dass Shanija dem gesichtslosen Anführer der Warner in einer Vision begegnet war, die die Fioren erzeugt hatten? Hatte sie etwa im Schlaf davon erzählt, oder hatte man das Wissen aus ihrem Kopf extrahiert?
    Shanija fand keine Gelegenheit, darüber zu reflektieren; Raban fuhr nach einer künstlich gesetzten Pause in seiner Ansprache fort.
    »Erhebt euch mit mir, meine Freunde!«, appellierte er an die Jünger. »Beweisen wir Shanija unsere Ehrerbietung! Lauschen wir ihren Worten, mit denen sie uns ihre Zuneigung kundtun wird!«
    Ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Shanija stand auf und stellte sich breitbeinig hin. Gedanken entstanden in ihrem Kopf, die nie und nimmer ihre eigenen waren. Mühsam drehte sie sich beiseite. Rabans Augen strahlten. Sie zeigten Fanatismus und Wahn, und sie weinten blutige Tränen.
    Dieser Mann hier glaubte
wahrhaftig
. Nichts und niemand würde ihn von seinen kruden Ideen abbringen können. Und er beherrschte seine Jünger. Mit einem Fingerschnippen brachte er die Massen dazu, für ihn zu tanzen und seine Wünsche zu erfüllen.
    Worte wollten über Shanijas Lippen dringen. Mit aller Beherrschung, derer sie fähig war, hielt sie den Mund geschlossen. Sie durfte hier auf keinen Fall nachgeben, musste ihre

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