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zweiten freien Galgens. Dann warf er Shanija das andere Ende des Seils zu, genau so wie bei As’mala. Kaum hatte Shanija das Seil zu fassen gekriegt, spannte sie es und stieß sich ab.
Doch ihre Sprungposition war nicht hoch genug. Sie merkte, dass sie ins Wasser eintauchen würde, wenn sie nicht am Seil ein Stück höher kam. So schnell sie konnte, hangelte sie sich hoch, konnte aber nicht verhindern, dass sie ein Stück ins Wasser eintauchte. Das war natürlich das Startsignal für die Seemonster. Das Wasser begann rings um Shanijas Beine zu sprudeln.
As’mala hatte die Armbrust in Position gebracht und schoss auf gut Glück auf eine Stelle hinter Shanija. Sie traf, denn das Wasser färbte sich rot und schäumte daraufhin noch wilder auf. Shanijas Füße tauchten in diesem Moment unverletzt wieder aus dem Wasser auf, und sie schwang sich zum Galgen hoch, an dem sie sich mit kräftigem Griff festklammerte.
Da blitzte es an einer Schießscharte des Aufbaus auf, und ein Schuss krachte. Man hatte sie entdeckt! Shanija kletterte zum Glück bereits den Galgen hinunter, und Borschkoj versteckte sich hinter einem Pfahl.
As’mala war hinter dem Schild in Deckung gegangen. Jetzt lugte sie hervor und erspähte in der Schießscharte, aus der der Schuss gekracht hatte, den im Sonnenlicht kurzzeitig aufblitzenden Lauf der Waffe, als sie neu positioniert wurde. Die Diebin kontrollierte die Armbrust, und als sie feststellte, dass diese noch mit vier Bolzen geladen war, legte sie an. Sie zielte kurz und drückte ab. Der Bolzen bohrte sich nur wenige Millimeter neben der Schießscharte ins harte Holz. As’mala ging wieder in Deckung. Nicht zu früh, denn der nächste Schuss knallte und bohrte sich in den Galgen, den Shanija als notdürftige Deckung nutzte.
As’mala brachte die Armbrust neuerlich in Schussposition und drückte ab. Auch der zweite Bolzen blieb neben der Schießscharte stecken. Sie korrigierte rasch die Armbrust und drückte ein drittes Mal ab. Diesmal traf sie! Ein nicht enden wollender Schmerzensschrei drang aus dem Inneren des Aufbaus, und die Schießscharten wurden augenblicklich mit eisernen Schleusen geschlossen.
Shanija hatte As’mala erreicht und auch bereits die Skorre vom Galgen gelöst. Sie schwang sie einmal über dem Kopf und warf sie Borschkoj zu, der sie geschickt auffing.
Inzwischen war auch der dritte Galgen in Schwingung versetzt worden. Der Gefangene flehte sie mit schriller Stimme um Hilfe an. Doch sie konnten ihm nicht helfen. Er wurde bereits an seiner Fessel ausgeklinkt, flog jedoch zu kurz und fiel ins Wasser. Augenblicklich entstand an der Aufschlagstelle der nunmehr schon gewohnte mörderische Tumult. Nur Sekunden später war alles wieder friedlich und glatt.
Die Maschinen der Fähre wurden stampfend in Gang gesetzt. Dicker Dampf qualmte aus dem Rauchfang. Das Schaufelrad setzte sich in Bewegung und drehte sich rückwärts. Die Fähre ruckte an.
»Borschkoj!«, rief As’mala. »Mach schnell, bevor es zu spät ist.«
Aber Borschkoj hatte Schwierigkeiten, denn einer der gerade abgeworfenen Ausgesetzten hatte sich mit gefesselten Händen an sein Bein geklammert. Borschkoj versuchte, sich mit Tritten von ihm zu befreien. Aber der Verbannte ließ sich nicht abschütteln und bettelte: »Lass mich nicht hier! Nimm mich mit!«
As’mala hob die Armbrust und zielte zögernd auf den Verzweifelten.
»Lass Borschkoj zurück«, sagte Shanija emotionslos. »Wir brauchen ihn nicht mehr.«
»Das ist nicht dein Ernst!«, stieß As’mala hervor.
»Er wird uns in Schwierigkeiten bringen«, fuhr Shanija fort. »Typen wie ihn verraten ihre eigenen Kinder, um ihre Haut zu retten.«
»Und wenn du dich täuschst?«
»Ich dachte, du würdest mehr Menschenkenntnis besitzen«, sagte Shanija müde. »Oder bist du schon so verknallt in den Kerl, dass du blind für alles andere wirst?«
»Ich hab dir schon mal gesagt, dass man sich in der Stunde der Not nicht im Stich lässt, erinnerst du dich?«, fauchte As’mala zornentbrannt. »Borschkoj hat uns hierhergebracht, geholfen auf die Fähre zu kommen und kann uns weiterhin nützlich sein. Er weiß möglicherweise wirklich den Weg aus dem Tal – und außerdem hast du ihm dein Wort gegeben! Gilt Ehre bei euch Militärs nichts mehr?«
»Doch«, sagte Shanija tonlos. »Aber der Mann ist zu gefährlich, As’mala, und wir würden es beide noch bitter bereuen.«
»Scheiß drauf! Ich gehe das Risiko ein und nehme ihn persönlich auseinander, wenn er
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