SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
nach ELIUM und hole Raja da raus. Nur so kannst du die Schatten der Vergangenheit besiegen und endlich neu anfangen. Du hast es dir verdient.«
Shanija brauchte sich nichts vorzumachen. Mun wusste garantiert ebenfalls über Earl Bescheid, er hatte am meisten mit Corundur zu tun gehabt, und nachdem er gestern erfahren hatte, dass Earl ebenso wie Corundur Linpha-Magier war und Earl einen Teleporter an seiner Seite hatte, waren die Schlussfolgerungen nicht mehr schwer zu ziehen. Und das hatte er schon vor ihr getan, denn Shanija hatte nicht auf die vielen kleinen Zeichen geachtet, es wahrscheinlich nicht wahrhaben wollen. Im Nachhinein setzte sich alles zu einem passenden Bild zusammen. Ihr war vorher nie der Gedanke gekommen, dass Earl und Corundur identisch sein könnten. Sie erinnerte sich an Muns Gesichtsausdruck, als Earl über seine Psimagie gesprochen hatte, und konnte ihn nun deuten. Gestern hatte sie sich nichts dabei gedacht. In jenem Augenblick aber musste Mun alles klar geworden sein. Von nun an würde er jeden Schritt von Earl misstrauisch beobachten.
Doch er würde schweigen, dessen konnte sie sicher sein. Er würde es auch ihr gegenüber niemals erwähnen, das war nicht Muns Art. Erst dann, wenn sein Eingreifen notwendig wurde, würde er es tun. Shanija hatte ihn vor Jahren einmal gefragt, was denn seine Psimagie wäre, denn das Sammeln und Speichern von Daten war allen Adepten zueigen, doch die meisten besaßen noch weitere Kräfte. Mun hatte still gelächelt und gemeint, was er besäße, habe keine Bezeichnung, sei aber genug. Nach einigem Nachdenken gab Shanija ihm recht, denn er hatte Seiya zweimal aus der Katatonie geholt.
Sie prüfte den Sitz ihrer Kleidung, ordnete die Haare und straffte die Haltung. Dann machte sie sich auf den Weg in die Halle. Mun wollte sie zwar abholen lassen, aber sie wollte weder in der Kammer noch in der Mensa bleiben. Genauso gut konnte sie im Saal warten, bis Luur gebracht wurde.
Als sie ankam, war auch Earl Hag dort und unterhielt sich mit seinem Enkel. Sie verstanden sich offensichtlich prächtig, und Shanija konnte erkennen, dass Darren zusehends Zuneigung zu seinem Großvater entwickelte. Er fasste sonst nur schwer Vertrauen zu anderen, was kein Wunder war – Shanija hatte es ihm eingeimpft, vorsichtig zu sein. Doch seinem Großvater gegenüber verhielt er sich völlig natürlich.
Earl unterbrach die Unterhaltung, als er Shanija bemerkte, und nahm Haltung an. »Deine Mutter kommt«, sagte er zu Darren. »Begrüße sie anständig, wie es sich gehört.«
»Wie denn?«, fragte Darren verwundert.
»Respektvoll«, antwortete sein Großvater streng.
»Wäre ja ganz was Neues!«, gackerte Pong, der kopfüber schaukelnd von einem Balken herab hing.
»Dir könnten ein paar Manieren auch nicht schaden!«, schlug Ping sofort in die Kerbe, während sie Rauchkringel in die Luft blies und hindurchflatterte.
As’mala stand am anderen Ende der Halle und übte sich mit Wurfmessern. Die Zielscheibe wurde von einem blassen, ängstlich keuchenden Adepten gehalten, den sie mit Kommandos herumjagte, während sie die Messer mit hoher Geschwindigkeit schleuderte.
»Was meinst du, Shanija?«, rief sie. »Wo ist es besser: am Hals, in der Mitte, am Ende? Bei diesen Wurmkörpern weiß man irgendwie nie. Ich würde ja sagen: zwischen die Augen, wenn man sie denn unter all den Falten erkennen könnte. Und dieser Daumengroße hat erst gar keine, wenn ich recht gesehen habe.« Ihr geschmeidiger, sehniger Körper war in ständiger Bewegung, katzengleich und elegant. Eine der besten Kämpferinnen dieser Welt, nahezu immer gut gelaunt, mit einem forschen Spruch auf den schönen vollen Lippen und den strahlendsten blauen Augen, die man sich vorstellen konnte. Egal wie oft sie fiel, sie stand wieder auf, unverwüstlich, unnachgiebig. Sie war eine Gefangene ELIUMS gewesen, und doch war es ihr gelungen, die Kinder zu befreien und sich dann anschließend auf die Suche nach Shanija zu machen, obwohl ihre Tochter unter den Befreiten gewesen war.
As’mala teilte die Welt ungeniert in Gut und Böse ein, »sortierte« sie, wie sie es nannte, und handelte danach. Sie machte keine halben Sachen. Und das schien auch der Adept zu wissen, der verzweifelt um eine Pause bettelte, weil er keine Luft mehr bekam und der letzte Wurf haarscharf an ihm vorbeigegangen war.
Was für ein Tag
, dachte Shanija. Und dabei hatte er noch nicht mal richtig angefangen.
3.
Wiederauferstehung
Luur wurde auf einer
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