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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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ausrollend weich wie vollgesogener Schwamm.
    Und Joseph, der es gesehen, dachte bei sich: Was hab ich mit diesem verrückten Heiden zu schaffen? Warum lasse ich’s zu, seh mir das an? Helfen kann ich dem nicht. Weiß ich denn, wer ihn treibt, wer ihn traurig macht und so rasend gegen sich selbst? Was heißt hier Verwandtschaft mit diesem? Es war doch nur Mitleid, das mich ihm zusehen ließ. Denn was wäre uns beiden gemeinsam?
    Aber immer noch saß Joseph da, angewidert und angezogen zugleich. Erst als das Blut geronnen, getrocknet auch war der Stein, und der Mann – es dunkelte schon – von neuem Befehl erhielt, und ihn ausführend, von neuem sich schlug mit dem Stein, da endlich schlich Joseph davon.
    Kapitel 19. Virdanus
    Tage darauf aber, es ließ ihn nicht los, kehrte Joseph wieder an den Ort, wo die verlassenen Grabhöhlen lagen.
    Und er trug einige Früchte bei sich, die er gesammelt, und dachte: Zu essen bringe ich ihm und will mir ansehen, mit wem er da haust.
    Und der Mann kauerte am Eingang der Grabhöhle, als Joseph erschien, sich ihm zeigte.
    Und als der Mann ihn sah, schrie er auf. Und ängstlich, in Hast, zog sich zurück in die Höhle.
    Da lief Joseph, ohne zu eilen, den Rest Wegs zum Eingang hin. Und setzte sich vor dem Grab in die Hocke und rollte zwei der Früchte hinein. Und sah hin nicht weiter, sondern aß selbst eine, geduldig, sie würden sich zeigen: Der, dem befohlen, und auch der andere, der befahl und bisher war innen geblieben.
    Da erschien der Mann, den Joseph schon kannte, und stellte sich neben ihn. Wie verändert war der, der da stand, und stand ohne Furcht. Und der Mann setzte sich Joseph gegenüber, als empfinge er einen in vornehmem Zelt, und dankte ihm freundlich und sprach:
    ›Dank im Namen auch meines Trupps. Denn an meine Soldaten hab ich die Früchte verteilt, und sind alle satt geworden davon.‹
    Da war Joseph sprachlos. Und wußte nicht, wer der Mann ist, sah aber, daß er sich nicht verstellte.
    Und Joseph zögerte, wie weiter zu reden sei mit ihm. Und fragte ihn schließlich:
    ›Du bist ein Hauptmann? Wo ist euer Lager?‹
    Da blickte ihn der Mann mißtrauisch an. Und Joseph – in Furcht, er habe dessen Zorn erregt – holte noch eine Frucht hervor, reichte sie ihm hin.
    Der Mann aber streckte aus nach der Frucht die steingeschlagene Hand, als hinge die nicht in Fetzen. Und berührte die Frucht und mühsam umschloß sie. Dabei sprach er:
    ›Unsere Legion, weiß du es nicht, lagert bei Kursi. Wir aber gehen voran, mein Trupp, der die Wege räumt der Legion und ihr voraus säubert die Dörfer von gefährlichem Ungeziefer. Hast du’s nicht schon gehört?‹
    Und Joseph antwortete: ›Gehört? Ich bin hier fremd und habe niemanden, der mir berichtet. Was hätt ich gehört?‹
    Da kam Unruhe über den Mann. Und die Frucht essend, als wolle er sich beruhigen am fruchtigen Fleisch, sprach er:
    ›Es nisten Rebellen hier, das weiß jeder. In jedem Dorf liegen sie mächtig, haben Zuhelfer da, haben dort ihre Liebchen, ganze Familien in ihre Netze verstrickt. Gemeldet wurde: Gefahr für die Legion. Es hieß: Die Rebellen planen, ihr in den Rücken zu fallen, sobald die Legion an einer bestimmten Gruppe von Dörfern vorbeizieht.
    Da erhielten wir, mein Trupp und ich, vom Boten Befehl, die Dörfer sämtlich vom Rebellengesindel zu säubern. Nur drei Tage ist’s her, daß ich ankam mit meinen Soldaten und den Rand der Dörfer erreichte.‹
    Da deutete der Mann in verschiedene Richtungen, als lägen die Dörfer im Kreise versprengt um die Grabhöhlen, und fuhr fort:
    ›Als wir aber jenen Befehl erhielten, der Legion voraus zu säubern die Dörfer, frag ich den Boten: „Gilt das auch für Frauen und Kinder?“ Und der Bote wies auf den Befehl, den ich hielt, wo’s doch hieß: „Jeder, der Waffen trägt oder zu fliehen sucht, gilt als Rebell.“ Da hatt ich die Antwort. Wir also los. Und wenig später schon näherten wir uns dem ersten der Dörfer.‹
    Hier veränderte sich die Stimme des Mannes wieder. Denn sie verlor ihre Sicherheit, als würfe sie ab das Panzernde, gäbe sich Blößen mit jedem Wort mehr, das sie erinnernd ausschritt:
    ›Gleich am Dorfeingang rannten zwei aus einem Gebüsch schreiend ins Dorf. Die Alte trug einen Stock und die Jüngere … weiß ich nicht mehr. Denn schon sandte ich zwei von den Meinen nach ihnen los, die schlugen zu. Und ich sah’s. Und wir hinterher.
    Da sprang mir entgegen, ich weiß nicht woher, ein Kind. War’s aus einer Hütte

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