Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
solch ein erster Eindruck und aus dem Stand abgegebene Einschätzungen häufig besonders präzise sind. Erfahrene Immobilienmakler/innen können berichten, dass Hauskäufer innerhalb von 30Sekunden nach Betreten des Hauses wissen, ob es das richtige Haus für sie ist.
Lange Zeit schien es außer Frage zu stehen, dass man ein Gesicht am besten wiedererkennen kann, wenn man zunächst den verbalen Prozess, das Gesicht zu beschreiben, durchläuft. Das Mädchen hatte langes braunes Haar, helle Haut, eine Stupsnase und schmale blaue Augen soll dazu beitragen, dass man ein bestimmtes Gesicht besser in Erinnerung behalten kann. Experimente fördern jedoch das Gegenteil zutage. In einer Studie wurden den Versuchsteilnehmern zahlreiche Fotos in schneller Abfolge kurz gezeigt. Dann wurden die Probanden aufgefordert, einen Knopf zu drücken, falls sie darunter ein bestimmtes Gesicht sähen, das ihnen zuvor gezeigt worden war. Diejenigen Teilnehmer, die das Gesicht vorher nur einen Moment lang zu sehen bekommen hatten, schnitten dabei besser ab als jene, die sich das Gesicht in Ruhe hatten anschauen können und genügend Zeit hatten, seine Merkmale verbal wiederzugeben. Solche Ergebnisse sind offenbar intuitiv richtig (schon wieder dieses Wort). Denn wir alle wissen, was es heißt, wenn uns jemandes Gesicht, obgleich wir es keineswegs rational in seine verschiedenen Merkmale aufgegliedert haben, nicht mehr aus dem Sinn gehen will. Daher schenken wir auch Verbrechensopfern Glauben, die erklären: » Selbst in einer Million Jahren würde ich das Gesicht noch vor Augen haben, sogar wenn ich dieser Person nie wieder begegnen würde. «
Wer nach einem siebten Sinn Ausschau hält, für den bringt Intuition in der Tat alle erforderlichen Voraussetzungen mit. Ein Sinn ist etwas Elementares, eine ursprüngliche Art und Weise, die uns umgebende Welt durch Aktivitäten wie Sehen, Hören und Berühren aufzunehmen. Noch wichtiger: Ihren Weg durchs Leben gehen Sie, indem Sie sich an Ihr » Gefühl « halten, Ahnungen folgen, wissen, was gut für Sie ist und was nicht, wo Sie Ihr berufliches Weiterkommen suchen und wo Sie eine Sackgasse vermeiden sollten, wer Sie über Jahrzehnte lieben und wer lediglich eine flüchtige Liebschaft bleiben wird.
Fragt man hochgradig erfolgreiche Leute nach dem Grund für ihren Aufstieg an die Spitze, stimmen sie mehr oder weniger in zwei Dingen überein: Sie waren Glückspilze und sie sind zur rechten Zeit am richtigen Ort gewesen. Kaum eine/r von ihnen kann allerdings erklären, was es dazu braucht, zur rechten Zeit am richtigen Ort aufzutauchen. Stufen wir aber Intuition als eine reale Fertigkeit ein, dann verstehen hochgradig erfolgreiche Menschen sich wahrscheinlich besonders gut darauf, durchs Leben zu gehen, indem sie ihrem » Gefühl « folgen.
In die Zukunft zu sehen beruht ebenfalls auf Intuition. Und wir alle sind entsprechend ausgestattet. Diese Fähigkeit gehört wirklich nicht ins Reich des Paranormalen. In einem Experiment hat man den Teilnehmern in rascher Folge eine Reihe von Fotos vorgelegt, darunter einige schreckliche Bilder von tödlichen Verkehrsunfällen oder von blutigen Kriegsszenen. Gleichzeitig wurde kontrolliert, ob sich bei den Probanden Anzeichen von Stressreaktionen zeigen, etwa eine erhöhte Herzfrequenz, steigender Blutdruck oder Schweiß auf den Handflächen. Sobald die Versuchspersonen eines der entsetzlichen Bilder zu sehen bekamen, löste dieses unweigerlich die Stressreaktion aus. Dann aber geschah etwas Eigentümliches. Bereits bevor ihnen ein schockierendes Bild gezeigt wurde, wies ihr Körper Anzeichen von Stress auf. Obgleich ihnen die Fotos wahllos vorgeführt wurden, reagierten die Menschen in Erwartung des bevorstehenden Schocks. Bei harmlosen Bildern kam es hingegen nicht zu solch einer vorweggenommenen Schockreaktion. Ihr Körper hat, mit anderen Worten, die Zukunft vorausgesehen– genauer gesagt hat ihr Gehirn das getan, denn einzig und allein das Gehirn kann die Stressreaktion in Gang setzen.
Keineswegs wollen wir einer Phase des Gehirns den anderen Phasen gegenüber eine Vorrangstellung einräumen. Allerdings ist es von ganz entscheidender Bedeutung, dass wir nicht nur, weil wir hartnäckig in Skepsis oder intellektueller Voreingenommenheit verharren, eine der Phasen verleugnen. Kontrolliert durchgeführte Studien haben die Aufgabe, die Art von objektiven Beweisen zu liefern, die der Verstand akzeptiert. Daher ist es nicht fair, wenn es auf der einen Seite
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