Super Sad True Love Story
Dienstleistungen wichtig bist.» Er schluckte zu viel Wasser und hustete in die Hand. Er hatte den gleichen Bildungs- und Berufshintergrund wie ich, doch ich bemerkte Schwielen an seinen Fingerspitzen, als würde er an den Wochenenden freiwillig in einer Strickfabrik arbeiten. «Wir wollen dich in Sicherheit wissen.»
«Ich bin gerührt», sagte ich, und das meinte ich auch so. Eine Erinnerung an die Highschool kam wieder hoch, an den Tag, an dem ich herausfand, dass eine zerbrechliche Neuntklässlerin, auf die ich stand, ein Mädchen, das noch dazu attraktiv hinkte und eine Vorliebe für Lyrik hatte, mich ebenfalls mochte.
Howard nickte. «Wir haben deinen Äppärät auf den neusten Stand gebracht. Wenn du Nationalgardisten siehst, richte den Äppärät auf sie. Erscheint ein roter Punkt, bedeutet das, sie gehören zu WapachungKrise. Du weißt schon» – er versuchte zu lächeln –, «die Guten.»
«Versteh ich nicht», sagte ich. «Was ist denn mit der
echten
Nationalgarde passiert?»
Darauf antwortete Shu nicht. «Das Mädchen da auf dem Äppärät», sagte er und zeigte auf das Image von Eunice, das über mein Display schwebte.
«Eunice Park. Meine Freundin.»
«Joshie sagt, du solltest dafür sorgen, dass du in Notfällen immer bei ihr bist.»
«Klar, Mann», sagte ich. Aber es war schön, dass Joshie nicht vergessen hatte, wie verliebt ich war.
Shu erhob sein Glas alkalisiertes Wasser zu einem scherzhaften Trinkspruch. Dann lehnte er sich zurück und trank es mit so heftigen Schlucken leer, dass unser geäderter Marmortisch bebte, und die Geschäftsleute, die sich die Kantine mit uns teilten, sahen den einer kleinen braunen Mandel nicht unähnlichen Mann mitten unter ihnen an und wollten über seine Kraftdemonstration schon loskichern, aber auch sie hatten Angst vor ihm.
Nach meinem Mittagessen mit Shu ging ich, erfüllt von neuerwachter Größe, zu Fuß von der U-Bahn -Station Essex Street zu meiner weitentfernten Wohnung am Fluss. Kaum waren mir von Eunice neue Klamotten ausgesucht worden, hatte ich wie besessen alle Mädchen in Reichweite geFECt: hübsche, durchschnittliche, dünne, dürre, weiße, braune, schwarze. Es muss wohl an meinem Selbstvertrauen gelegen haben, denn mein CHARAKTER war auf über 700 und meine ATTRAKTIVITÄT auf knapp über 600 gestiegen – sodass ich in einem geschlossenen Raum wie dem Inneren eines Busses der Linie M14, wo eine kleine Herde Trendies zwischen sterbenden Alten graste, gelegentlich bis in die Mitte der Rangliste vordringen konnte, also der fünftheißeste Typ von neun oder zehn Anwesenden war. Ich würde dir, Tagebuch, dieses absolut neue Gefühl gern beschreiben, aber ich fürchte, ich würde allzu schwärmerisch klingen. Es fühlte sich an wie eine Wiedergeburt. Als hätteEunice mich auf einem Bett aus Baumwolle und Kaschmir neu zum Leben erweckt.
Jedoch Eunice zum Treffen mit Joshie zu bewegen war alles andere als leicht. In der Nacht vor unserer Verabredung konnte sie nicht schlafen. «Ich weiß nicht, Len», flüsterte sie. «Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich weiß nicht.»
Sie trug ein langes Nachthemd aus Satin, sehr 20. Jahrhundert, ein Geschenk ihrer Mutter, das alles der Phantasie überließ, anstelle ihres üblichen Ensembles von TotalSurrender.
«Ich habe das Gefühl, du zwingst mich dazu», sagte sie.
«Ich habe das Gefühl, ich werde gedrängt.»
«Ich habe das Gefühl, alles geht zu schnell.»
«Vielleicht sollte ich wieder nach Fort Lee ziehen.»
«Vielleicht solltest du lieber mit einer richtig erwachsenen Frau zusammen sein.»
«Wir haben doch beide gewusst, dass ich dir irgendwann wehtun würde.»
Zärtlich strich ich im Dunkeln über ihren Rücken. Auf der Matratze machte ich mein patentiertes In-die-Enge-getriebene-Ratte-scharrt-hektisch-mit-der-Pfote-Geräusch, und dazu stieß ich einen vage tierischen Laut aus.
«Lass das», sagte sie. «Der Zoo ist zu.»
Ich flüsterte, was von mir verlangt wurde. Klassiker der Küchenpsychologie. Ermutigungen. Ich nahm die Verantwortung auf mich und machte mir Vorwürfe. Es war nicht ihre Schuld. Vielleicht war es meine Schuld. Vielleicht war ich bloß ein verlängerter Arm ihres Vaters. Die Nacht gehörte ihrem Seufzen und meinem Flüstern. Als die Sonne gerade über den Sozialwohnungen der Vladeck Houses aufging, wo eine erschöpfte amerikanische Flagge im Sommerwind sich selber schlug, schliefen wir endlich ein. Nachmittagsum fünf wachten wir auf und hätten beinahe den
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