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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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Bag …«
    »NEIN«, sagte ich. »Ruhe!«
    Lasse hielt sich still die Nase zu.
    »Was willst du?«, polterte ich ihn an. Dieses ostentative Leiden untergrub meine Nerven noch mehr als Linus’ Dauerquasselei.
    Lasse deutete mit den Augen auf Linus’ Leberwurst. Linus tat, als bemerkte er das nicht.
    »Ja, du bist Vegetarier«, sagte ich gereizt. »Und Linus nicht. Aber lass ihn doch seine verdammte Leberwurst essen!«
    Lasse verdrehte die Augen. »Sie stinkt, Papa.«
    »Aber deine Auberginen-Grillgemüse-Tofupaste nicht, oder was?«, konterte Linus.
    »Gemüse kann gar nicht so stinken wie Fleisch«, entgegnete Lasse, während Luna wieder reinkam und sich zurückdrängelte. Ihre Augen sahen noch röter aus. Es war wohl doch keine Erkältung.
    »Hat dein Idol kein Interesse?«, flötete Linus.
    »Halt die Klappe«, fauchte sie zurück.
    »Falsches Deo benutzt?«, fragte Linus und biss wieder von seinem Leberwurstbrot ab.
    Lasse saß immer noch mit zugehaltener Nase daneben. Wenn wir Charlottes Eltern besuchten und sie ein gegrilltes Kaninchen oder Hühnchen auf den Esstisch stellten, sagte er nichts. Er saß nur still auf seinem Platz, aß nichts und presste die Augen zu, bis das Tier wieder abgeräumt wurde.
    »Jetzt erzähl doch mal von dir, Max«, sagte Charlotte.
    Max setzte wieder seinen Dackelblick auf. Was sollte er auch tun? Erzählen, wie Theresa ihn rausgeschmissen hatte? Weil Charlotte ihr alles haarklein erzählt hatte?
    »Ich fliege Donnerstag nach Mexiko. Wir kaufen vielleicht so ’ne Reifenfirma.« Es klang, als wolle er Pilze sammeln gehen.
    »Und wie viele Arbeiter schmeißt ihr diesmal raus?«, fragte Luna.
    »Keine Ahnung«, sagte Max, der als Einziger sein Brot mit Messer und Gabel aß. »Im Moment machen die jedenfalls nur Miese.«
    Lunas grüne Augen sahen aus wie nach einem Boxkampf. Die Polizei hatte sie vorgestern erwischt, als sie »Demokratie statt Integration« auf eine blütenweiße Altbaufassade zwei Straßen weiter gesprayt hatte. Sie saß eingequetscht in der Ecke an der Wand. Und Chris wollte sie nicht treffen. Jetzt war sie zu allem fähig. Ich musste sie stoppen.
    »Wo sind eigentlich Flöte und Tröte?«, fragte ich.
    »O Gott!«, stieß sie hervor, stürzte auf den Balkon und fing unter großem Gerumpel die beiden Meerschweinchen, die sie mal wieder draußen vergessen hatte. Luna liebte die beiden bedingungslos, seit wir sie ihr vor sechs Jahren geschenkt hatten. Aber wenn ich nicht immer dran denken würde, hätten sie schon den letzten Winter nicht überlebt.
    »Sorry, Papa.« Sie drängelte sich wieder auf ihren Platz neben Max. Flöte lag auf ihrer Schulter, Tröte in ihrem Arm.
    »Also, du fliegst nach Mexiko«, sagte Charlotte zu Max mit drei Grad Begeisterung zu viel in der Stimme. »Warst du nicht letzte Woche erst in Singapur?«
    Luna kraulte Trötes schwarzweiß geflecktes Langhaar-Rückenfell. »Was unterscheidet dich eigentlich von Mengele?«, fragte sie unseren Gast.
    »Wer ist das?«, erkundigte sich Lasse.
    »Josef Mengele«, erklärte Charlotte, »war ein KZ-Arzt, der unter den Nazis jede Menge Juden gefoltert und umgebracht hat.«
    Dass Lasse jetzt wieder drei Wochen nicht schlafen konnte, kam ihr anscheinend nicht in den Sinn.
    »Na, sagen wir mal so«, Max tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Ich bin kein Arzt. Ich bin kein Nazi. Ich habe nichts gegen Juden. Und ich bringe niemanden um. Ich glaube, das waren jetzt schon die wichtigsten Unterschiede.«
    Tröte purrte zufrieden. Ein Glück, dass er die Unterhaltung nicht verstand.
    »Na ja, ich schätze, du verdienst ’ne halbe Million im Jahr«, sagte Luna und kraulte weiter. »Davon könntest du 450   000 spenden. Damit könntest du 4500 Kindern das Leben retten, die jetzt grade an Malaria krepieren. Stattdessen kaufst du dir davon italienische Schuhe. Wo ist der Unterschied, ob du die Kinder sterben lässt, indem du ihnen nicht hilfst, oder indem du ihnen eine Todesspritze gibst wie Mengele?«
    »Der gute alte Ted Honderich«, sagte Max. » Nach dem Terror. Cooles Buch.«
    »Das hast du gelesen?« Ein echter Schock für Luna. Seit vier Monaten predigte sie, was sie bei Honderich gelesen hatte: Alle Reichen sind Mörder. Und der Erste, der das Buch kannte, war ein endreicher Hedgefondsmanager. Ich sah in ihren Augen, wie ihr Weltbild einen kleinen Riss bekam, in der linken oberen Ecke.
    »Klar. Aber kennst du auch die Geschichte von George Clooney?«
    »Er hat ’ne neue Freundin«, gähnte Luna.

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