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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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schlafen!« Lasse verschränkte die Arme vor der Brust. »Da krieg ich Alpträume. Das weiß er ganz genau.«
    »Aha«, sagte ich. »Und nun?«
    Sophokles, der Vater der griechischen Tragödie, hätte es nicht besser erfinden können. Eine klassische Lose-Lose-Situation.
    »Ich sehe das überhaupt nicht ein«, wütete Linus. »Das ist immer noch mein Zimmer!«
    Auf den Satz hatte ich gewartet. Aber Lasse anscheinend auch. Ausnahmsweise war er schneller.
    »Also ich soll dafür bestraft werden, dass ich so nett war, mein Zimmer herzugeben? Was wäre denn, wenn ich nicht so nett gewesen wäre?«
    »So, ihr beiden«, sagte Max, den ich nicht kommen gehört hatte. »Linus hat vollkommen recht. Er kann nicht unter dem gleißenden Licht von Häschenlampen schlafen. Genau wie ich. Deshalb ist es bei mir im Zimmer auch stockdunkel. Garantiert häschenlampenfrei. Also wirst du, Linus, bei mir schlafen.«
    Linus verschlug es die Sprache.
    »Was ist?«, fragte Max.
    »Äh«, stammelte Linus, »ich … nee … ich bleib lieber hier.« Er legte sich schnell hin, wickelte sich in seine Star-Wars-Decke und drehte sich zur Wand.
    »Kollege!«, tönte Max. »Hier scheint die Häschenlampe.«
    Linus murmelte etwas, das wie Gute Nacht klang. Es konnte aber auch Egal oder Jaja heißen.
    Lasse grinste.
    »Schlaft schön«, flüsterte ich und schloss die Tür.
    »Also«, sagte ich zu Max auf dem Flur, »es gibt da ein Problem. Wie soll ich es sagen …«
    »Was denn?«, fragte Max leicht gereizt.
    »Wir müssen ja beide morgen früh raus. Und ich müsste jetzt wirklich dringend noch mit dir schnacken. Also, am besten würde ich das jetzt vielleicht mal mit Charlotte klären …«
    Max guckte mich verständnislos an.
    »Ja, klären«, erläuterte ich, »wie wir das jetzt machen. Also, dass wir beide … noch eben weg können …«
    Max öffnete die Wohnzimmertür einen Spalt. »Wir gehen«, rief er. »Tschüs!«
    »Äh, ach so …«, stammelte Charlotte, »klaro, äh … ciao!«
    Max hätte Coach werden sollen. Damit hätte er Millionen gemacht. Damit? Max wäre auch mit dem Verkauf von Häschenlampen Milliardär geworden.

11
    »Was du in den ersten zehn Jahren nicht schaffst, schaffst du nie. Hat ein bayrischer Kollege mal zu mir gesagt. Fonsi. Der spielt immer so ’n Postboten, kennst du den?«
    Max sah mich mit seinen großen Kulleraugen an. »Ein bayrischer Postbote?«
    »Ist ja auch egal. Aber daran muss ich jetzt immer denken. Ich brauch ’n Neustart, verstehst du? Vielleicht was mit Rollen-Comedy. Ausbilder Schmidt, kennst du den? Der immer so rumbrüllt? Der spielt ’n Unteroffizier, der seine Soldaten in der Grundausbildung zusammenscheißt.«
    »Klingt interessant«, murmelte Max und nippte an seinem Cuba Libre.
    »Oder der schwarze Putzmann, Motombo Umbokko, die Karriere ist echt explodiert. Oder der andere Postbeamte, Hans-Hermann Thielke, mal gehört? So ’n extrem bräsiger Typ.«
    Es war dunkel im Cairos, Pharaonenbilder an der Wand, der Barkeeper ein Schwarzer mit Rastalocken. Ich hatte den ersten Mojito schon fast leer und redete so viel wie sonst nur Charlotte. Aber Max, meine letzte Hoffnung, sah mich die ganze Zeit nur an, als wäre ich nicht zurechnungsfähig.
    »Ich bin ganz ehrlich«, sagte er. »Ich geh lieber zu Pierre Boulez. Und Alfred Brendel. Aber wenn ich doch mal ins Kabarett gehen sollte …«
    »Comedy«, korrigierte ich ihn, »ich rede von Comedy.«
    »Meinetwegen. Aber dann würd ich mir nicht den ganzen Abend einen Postboten ansehen wollen.«
    Ich nickte. Warum hatte ich eigentlich von den Postboten angefangen? Es fiel mir wieder ein. »Aber die kommen ins Fernsehen. Und ohne Fernsehen läuft nichts. Und dafür muss man eben aus sich selbst ’ne Marke machen. Ich könnte ’nen Hausmeister spielen … oder einen Polizisten …«
    »Oder ’n Postboten?«
    »Sehr witzig. Vielleicht bräuchte ich auch einen Künstlernamen. Am besten einen, den ich in den Programmtitel einbauen kann, so wie Dieter Nuhr mit ›Nuhr nach vorn‹. Vielleicht Robert Fast. Der Titel wäre dann: Fast perfekt.«
    Max sah mich mitleidig an. »Sag mal«, er tippte mir auf die Schulter wie eine Figur aus der Sesamstraße, »hast du mal überlegt, was du eigentlich willst?«
    »Klar. Das kann ich dir ganz genau sagen.« Ich schlürfte den Rest des süß-sauren Mojito durch den Strohhalm und behielt ihn noch einen Moment auf meiner Zunge. »Den Durchbruch. Nach sechzehn Jahren. Ich mein’, sonst schmeißt Ines mich

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