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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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die
nützlich und wichtig sind. Wir lehren sie Moral – nicht die
Moral der Schwachen, sondern die der Starken – und erziehen sie
zu einem gesunden Leben. Die besten Phänotypen gehen wieder in
den genetischen Pool ein und sorgen für die nächste
Generation, aber das überlassen wir nicht einfach der rohen
Natur. Als mit Intelligenz begabte Wesen stehen wir über dem
Zufallsprinzip.« Whirr, whirr, whirr, kommentierten Wednesdays Finger am Weinglas. »Wir wollen
starke, gesunde, intelligente Arbeiter, keine degenerierten Menschen
zweiter Klasse und Schmarotzer…«
    Mathilde beendete ihren Monolog. Offenbar hatte sie die
kühlen, leicht entsetzten Blicke der Handelskauffrau und des
Versicherungsmathematikers gar nicht bemerkt. Sie starrte Wednesday
an: »Hören Sie sofort damit auf!«, forderte sie
barsch.
    »Erzählen Sie mir erst mal, was mit den Menschen
geschieht, für die Sie keine Verwendung haben«, sagte
Wednesday mit so monotoner Stimme, dass man Angst bekommen konnte.
»Dann höre ich damit auf.«
    »Wir tun nichts…« Mathilde riss sich zusammen,
holte tief Luft und bedachte Wednesday mit einem verächtlichen
Blick. »Hin und wieder ersucht uns die Regierung eines Planeten
um Aufnahme bei den Übermenschen. Dann entsenden wir Berater,
die der Regierung dabei helfen, eine Strategie für die
Behandlung ihrer kriminellen Elemente und dekadenten
Bevölkerungsgruppen auszuarbeiten. – Hören Sie jetzt
endlich damit auf, Kind? Es stört! Ich würde sogar noch
weiter gehen und behaupten, dass es typisch für Ihr flegelhaftes
Benehmen ist, würde ich es nicht Ihrer momentanen geistigen
Verwirrung zuschreiben.« Als sie lächelte, enthüllte
sie gleichmäßige, blitzende Zähne, die ihren
versteckten Hieb Lügen straften.
    Wednesday gab das Lächeln umgehend zurück und rieb
weiter am Glasrand. Die japanische Cellistin wählte diesen
Moment, um mitzumachen und ihr Glas ebenfalls zum Klingen zu bringen,
wobei sie Wednesday – da sie aufgrund der sprachlichen
Verständigungsprobleme nichts mitbekommen hatte –
kumpelhaft zulächelte und nickte. Steffi sah Mathilde an.
Hätten Blicke töten können, wäre Wednesday
inzwischen zu einem Loch im Schott verdampft. »Wenn Sie Welten
nicht gewaltsam übernehmen«, sagte Wednesday leicht
nuschelnd, »wie schaffen Sie’s dann, dass sich die Leute
Ihnen freiwillig anschließen? Soll sagen, ich hab ja nur
ein bisschen was über die Konzentrationslager gehört, und
klar hatte der Mann einen Groll, aber man müsste doch meinen,
dass es bei all diesen Massenhinrichtungen und der Zwangsarbeit nicht
gerade populär ist, sich den Übermenschen
anzuschließen. Ungefähr so populär, als wollte man
sich freiwillig mit Tollwut infizieren.« In einem Anflug von
Belustigung, der ebenso schnell wieder verschwand, wie er gekommen
war, grinste sie Steffi breit an. Humm, humm, humm machte ihr
Weinglas.
    »Es gibt keine Konzentrationslager«, sagte Mathilde
eisig. »Unsere Feinde haben Lügen verbreitet« –
sie nahm den ganzen Tisch ins Visier, als sei niemand von dem
Verdacht ausgenommen –, »und offenbar fallen einige
Dummköpfe darauf herein.« Ihr Blick blieb an Wednesday
hängen. »Aber solch üble Nachrede auch noch
weiterzuverbreiten…«
    »Woll’n Se nen ehe…, äh, einen ehemaligen
Häftling kennen lernen?« Wednesday legte den Kopf schief. Sie ist sturzbesoffen, wurde Steffi mit einem kalten
Gefühl im übersättigten Magen klar. Verdammt noch
mal, wie hat sie das nur angestellt? Sie kommt ganz gut damit klar,
aber… Das Letzte, was sie brauchen konnte, war eine Szene,
bei der Mathilde Wednesday über die Käseplatte hinweg an
die Gurgel ging. Das konnte sie nicht zulassen, wenn sie die anderen
Passagiere der Luxusklasse bei Laune halten wollte. »Mindestens
einer von solchen Exhäftlingen ist an Bord. Sagen Se dem doch,
dass er ’n Lügner ist.«
    »Ich finde, das reicht.« Steffi zwang sich zu einem
Lächeln. »Zeit, das Thema zu wechseln, wenn es Ihnen nichts
ausmacht«, setzte sie mit einem warnenden Blick zu Wednesday
hinüber nach. Aber das Mädchen schien den Wink nicht zu
verstehen, auch wenn es ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen war.
    »Mir reicht’s schon lange«, nuschelte Wednesday und
setzte sich aufrecht hin, hielt den Blick aber weiter auf Mathilde
gerichtet. Sie sind wie zwei Katzen, die ihr Revier abstecken, fiel Steffi auf. Sie fragte sich, ob sie womöglich
dazwischenfahren musste, um eine Schlägerei zu verhindern. Nur,
dass Mathilde überhaupt

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