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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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dachten Sie
denn?«
    Der Fahrstuhl hielt, und die Türen gingen ächzend auf.
Sie befanden sich auf einem Gang, gegenüber einer kühl und
anonym wirkenden Kabinentür. Als Steffi auf ihren elektronischen
Türöffner drückte, der das Sicherheitssystem
außer Kraft setzte, schwang die Tür auf. Wednesday wusste,
wohin sie gehen – besser gesagt: torkeln – musste. Einen
Augenblick lang dachte Steffi daran, sie sich selbst zu
überlassen, doch gleich darauf folgte sie ihr seufzend ins
Zimmer. »Ihre Eltern sind tot? Möchten Sie deshalb nicht
allein bleiben?«
    Als Wednesday sich zu Steffi umdrehte, waren ihre Wangen
tränenüberströmt. Seltsamerweise hatte sich ihr
grelles Make-up nicht aufgelöst. Chromatophoren in ihrer
Haut? »Ist zwei Tage her«, sagte sie und schwankte
dabei, »dass sie ermordet wurden.«
    »Ermordet…«
    »Von… von den… von…« Gleich darauf holte
die Übelkeit sie doch noch ein, sodass sie zum Badezimmer
stürzte – halb rannte sie, halb fiel sie hin, fing sich
aber wieder. Gedankenverloren wartete Steffi draußen. Sie
hörte, wie sich Wednesday übergab. Ermordet? Also, das
ist ja wirklich interessant…

 
    Nach der Borduhr war es drei Uhr früh. Gleich würde das
Sternenschiff den ersten Sprung von Punkt A nach Punkt A’ tun,
über mehrere Parsecs flacher Raumzeit hinweg.
    Die Bettdecke war völlig zerwühlt und hing halb auf den
Fußboden hinunter. Die Deckenbeleuchtung war auf dunkelrote
Farbschattierungen eingestellt, sodass sich schmale Streifen warmen,
gedämpften Lichts über das Zimmer ergossen.
    Müde rieb sich Wednesday die Stirn. Die Schmerztabletten und
starken Leberpillen hatten die meisten Symptome des Katers kuriert,
und die ein, zwei Liter Wasser, die sie ganz bewusst und völlig
mechanisch heruntergeschluckt hatte, wirkten der Dehydrierung
entgegen. Aber alles Übrige – die Tatsache, dass sie sich
für ihr eigenes Verhalten schämte, es als peinlich empfand
und darüber hinaus auch Angst hatte – würde sich durch
die chemische Keule nicht so leicht kurieren lassen.
    »Ich bin ein Arschloch«, murmelte sie vor sich hin und
rappelte sich hoch, um zum dritten Mal in einer Stunde das Badezimmer
aufzusuchen. »Blöde. Und hässlich.
Außerdem auch ein bisschen einfältig.« Nachdenklich
blickte sie zur Badewanne hinüber. »Schätze, ich kann
mich immer noch ertränken. Oder mir die Pulsadern aufschneiden.
Oder sonst was tun.« Sollen die Mistkerle doch gewinnen. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie zur Spiegelwand
hinüber. »Ich bin eine einzige Peinlichkeit.« Die
Gestalt im Spiegel starrte zurück, eine auf tragische Weise
Gestrandete mit dunklen Augen, schwarzen Haaren, die so zerwühlt
wie ein Rattennest wirkten, und den blauen Lippen einer Ertrunkenen.
Kleine Brüste, schlanke Hüften, schmale Taille, zu lange
Arme und Beine. Während sie sich aufrichtete und musterte,
schweiften ihre Gedanken auf der Suche nach Trost zu der Party vor
ein paar Tagen zurück. Was hat Blow nur in mir gesehen? Jetzt
kann ich’s nicht mehr herausfinden. Hätte ihn danach fragen
sollen, als noch Gelegenheit dazu war… Hier war sie nun,
ganz allein und isolierter als je zuvor in ihrem Leben. »Ich bin
eine Verschwendung von leerem Raum.«
    Auf dem Rückweg ins Schlafzimmer sah sie ein Lämpchen
auf dem Schreibtisch blinken. Da sie nichts Besseres zu tun hatte,
schlenderte sie hinüber. Das Lämpchen hing irgendwie mit
ihrem persönlichen Notebook zusammen. »Was soll das?«,
fragte sie laut. »Schiff, was hat das Lämpchen zu
bedeuten?«
    »Es wurde eine Nachricht für Sie aufgezeichnet«,
erwiderte das Schiff mit beruhigender Stimme. »Telefonische
Nachrichten werden gespeichert, während die Gäste schlafen,
es sei denn, das System ist anders programmiert und lässt Anrufe
durch. Möchten Sie die Nachricht abrufen?«
    Wednesday nickte nur und rümpfte gleich darauf über die
eigene Dummheit die Nase. »Ja, ich denke schon.«
    Die Nachricht war vor sechsunddreißig Minuten eingegangen
und stammte von Frank Johnson. »Hallo, Wednesday? Nehme an, Sie
schlafen. Hätte nachsehen sollen, wie spät es ist, ich
selbst habe einen verrückten Tages- und Nachtrhythmus.
Hören Sie, die Geschichte konnte ich ohne Probleme nach
draußen schicken. Tut mir Leid, dass ich nicht beim Abendessen
war, aber ich mach mir nicht viel aus solchen gesellschaftlichen
Ereignissen. Läuten Sie durch, falls Sie irgendwann Lust auf ein
Treffen in einer der Bars haben. Tschüss.«
    »Ha! Schiff, ist Frank

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