Supernova
heftig schlugen, als Svengali ihn
mit seinen Händen umschloss. »Hören Sie mich jetzt
besser? Oder hab ich womöglich Ihr Gehirn ausgeschaltet? Du
meine Güte!« Nachdenklich betrachtete er den Schmetterling
und blies ihn an, worauf er sich in eine weiße Maus
verwandelte.
»Wow«, sagte Wednesday sarkastisch. »Das war wirklich überzeugend.«
»Wirklich? Strecken Sie die Hand aus.«
Leicht zögernd hielt Wednesday ihm die Hand hin, während
Svengali die Maus freiließ und ihr übergab. »He, die
ist ja echt!« Die verschreckte Maus demonstrierte es
eindringlich, indem sie, sehr lebensecht, einen Mangel an
Blasenkontrolle vorführte. »Igitt, ist das…«
»Ja.« Ehe Wednesday die Maus fallen lassen konnte,
packte Svengali das Tier beim Schwanz und barg es in den hohlen
Händen. Als er sie einen Augenblick später wieder
öffnete, flatterte ein Schmetterling davon.
»Wow!« Wednesday stutzte leicht und blickte mit
gerunzelter Stirn auf ihre Hand. »Ah, entschuldigen Sie
mich.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit«, erwiderte Svengali
großmütig und lehnte sich zurück, während sie
hastig aufstand und die nächste Toilette ansteuerte. Sein
Grinsen wurde noch breiter. »Auf Rückflug
programmieren«, sagte er in die Luft. »Rücksturz zur
Basis.« Als Wednesday zurückkehrte, hatte er die
Schmetterlingsmaus längst wieder in der kleinen Schachtel
verstaut, die in seiner Jackentasche steckte.
»Verraten Sie mir, wie Sie das gemacht haben?«
»Nein.«
»Rechtsanwalt, hier liegt ein Streitfall vor.«
»Bin keiner.« Svengali verschränkte unnachgiebig
die Arme. »Und jetzt erzählen Sie mir, wie Sie das gemacht haben.«
»Was, das hier?« Ihre Gesichtsfarbe wechselte langsam
von Türkis zu Himmelblau.
»Ja, das ist ziemlich gut.«
»Programmierbare kosmetische Chromatophoren.« Ihr
Gesicht nahm wieder Normalfarbe an, bis auf die leicht geröteten
Lippen und die mit Nachtblau betonten Augenlider. »Ich hab sie
mir einpflanzen lassen, als wir nach Magna gezogen sind.«
»Aha. – Haben Sie Lust auf einen Spaziergang?«,
fragte Svengali, als er merkte, dass ihr Glas fast leer war.
»Hm.« Sie sah ihn an und grinste wieder. »Versuchen
Sie mich davor zu bewahren, dass ich mich allzu sehr
betrinke?«
»Mein Job besteht darin, mich um die Passagiere zu
kümmern und zu verhindern, dass sie vor dem Schiffslazarett
Schlange stehen. Wir können ja später zurückkommen und
noch was trinken.«
»In Ordnung.« Sie stand auf. »Wohin?«
»Oh, weiß ich auch nicht«, sagte er
unbekümmert. »Wir können einfach herumlaufen. Haben
Sie das Schiff denn schon erkundet?«
Sie grinste noch breiter. »Das wäre sicher
aufschlussreich.«
Mein Gott, sie ist wirklich aufgeweckt, sagte er sich. Wenn sie genügend Mumm hat, könnte sie es vielleicht
sogar auf meinem Gebiet zu was bringen. »Sie haben richtig
getippt: Dieser Job zahlt sich keineswegs aus«, knurrte er.
»Ich soll euch alle bei Laune halten, egal, wie meine eigene
ist. Man hätte eine obere Altersgrenze für die Kundschaft
festlegen sollen. Ihr seid alle schon große Mädels und
Jungs.« Sie waren bereits auf dem Korridor angelangt, der
ebenfalls wie der Gang eines Luxushotels wirkte: Teppichboden, der
die Geräusche dämpfte, teure, handgeschnitzte
Holzverkleidungen und indirekte Beleuchtung, die alle paar Meter
wunderbar inhaltslose abstrakte Kunstinstallationen hervorhob.
»Neun Tage. Ich stell mir gar nicht gerne vor, wie Sie wohl sein
mögen, wenn Sie sich langweilen.«
»Ach, ich komm ganz gut allein zurecht.« Wednesday
steckte die Hände wieder in die langen, reichlich mit Stickerei
verzierten Ärmelaufschläge ihrer Jacke. »Bin ja kein
Kind mehr. Na ja, jedenfalls nicht überall. Die gesetzlichen
Regelungen sind in diesem Punkt unterschiedlich.«
»Ja, ja, wären Sie in der Neuen Republik geboren,
wären Sie jetzt schon verheiratet und hätten drei oder vier
Kinder. Aber das heißt nicht, dass Sie dort ein
selbstständig handelndes, erwachsenes Individuum wären. Von
mir erwartet man nicht, dass ich auf Sie aufpasse, sondern dass ich
Sie vor Langeweile bewahre. Gehört alles zum Service. Was
unternehmen Sie denn, wenn Sie irgendein billiges Vergnügen
suchen, falls ich fragen darf und das nicht zu indiskret
ist?«
»Oh, vieles«, erwiderte sie beiläufig und sah ihn
mit hochgezogener Braue an. »Aber ich glaube nicht, dass Sie das
in allen Einzelheiten interessiert. Irgendetwas sagt mir, dass ich
nicht Ihr Typ bin.«
»Aber hallo, wie gut Sie mich
Weitere Kostenlose Bücher