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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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durchschauen, Schwester.«
Svengali geleitete sie durch eine Seitenpassage, danach durch eine
Tür, die in ein Besprechungszimmer führte, und durch eine
andere Tür, die im Notfall als Luftschleuse diente, wieder
hinaus. Sie gelangten zu einer weiteren Passage. »Da müssen
sich die Jungs aber anstrengen.« Er zog eine komische Grimasse.
»Doch ganz im Ernst: Was haben Sie zu Hause unternommen, wenn
Ihnen langweilig war?«
    »Früher war ich gut im Fahrstuhl-Surfen, auch im Tunneln
durchs Vakuum. Ich hab auch Tai Chi gemacht, hab’s dann aber
irgendwie aufgegeben. Und, oh, ich lese gern Thriller mit
Spionagegeschichten.« Sie sah sich um. »Wir sind jetzt
nicht mehr im Passagierbereich, oder?«
    Hier waren keine Teppiche oder Kunstwerke mehr zu sehen; die
Türen waren breiter und bestanden aus reinem Metall, und die
Decke war flach, spiegelglatt und grell erleuchtet. »Nein, das
ist einer der Gänge für die Besatzung.« Svengali war
zwar enttäuscht, dass sie sich gar nicht verblüfft zeigte,
beschloss aber, weitere Erklärungen abzugeben. »Diese
Gänge verbinden alle öffentlich zugänglichen Bereiche
miteinander. Das hier ist ein Fahrstuhl für die Besatzung. Die
Fahrstühle werden nicht mit Kabeln betrieben, sondern sind
kleine, mit eigener Energie und eigenem Druck ausgestattete
Fahrzeuge, die sich durch die Schächte bewegen und nach Belieben
die Richtung wechseln können. Sie versuchen besser nicht, auf
diesen Wagen zu surfen – es ist zu gefährlich. Das
da« – er deutete auf eine nicht gekennzeichnete schmale
Tür, die rund fünfzig Zentimeter hoch und wie für
einen winzigen Zwerg geschaffen war – »ist der Zugang zu
einer Passagier-Suite. Diese Türen sind automatisch verriegelt,
wenn sich jemand in seiner Kabine befindet. Aber die Service-Roboter
benutzen sie, wenn Sie selbst unterwegs sind.«
    »Service-Roboter? Ähnlich wie Androiden, die als
Dienstboten eingesetzt werden?«
    »Wer, glauben Sie, hat Ihr Bett gemacht?« Während
sie den Gang hinunterschlenderten, fuhr Svengali mit seinen
Erläuterungen fort. »Räume und Möbel sind
für Leute mit annähernd menschlicher Größe
geschaffen. Man hätte auch so etwas wie eine kleine Fabrik in
jedem Zimmer installieren können oder sogar alles aus
strukturierter Materie herstellen können. Aber viele Leute
werden nervös, wenn sie intelligenter Materie zu nahe kommen.
Außerdem ist es billiger, mobile Serviceroboter mit Hilfe von
Wagen einzusetzen, als einen für jede Kabine
abzustellen.«
    »Aha. Das heißt also, dass jeder Ort auf diesem Schiff
irgendwie mit jedem anderen verbunden ist? Durch altmodische
Türen, Passagen und Schächte?« Sie machte so
große Augen, dass er es als sarkastische Bemerkung
auffasste.
    »Hätte man das Schiff so gestaltet, dass es nur mit
intelligenter Ausstattung funktioniert, würde irgendwann ganz
sicher etwas Dummes passieren. Das ist der fünfzehnte Folgesatz
aus Murphys Gesetz oder so. Dieses Schiff ist bewusst so angelegt,
dass es auch mit rein menschlicher Besatzung nach Hause fliegen kann,
wissen Sie. Das ist einer der Gründe dafür, dass die Leute
bereit sind zu zahlen.«
    Durch eine Seitentür gelangten sie zu einer Wendeltreppe. Von
Spinnenweben überzogene Stufen aus fast durchsichtigem Aerogel
führten nach oben und unten und verschwanden in trübem,
bläulichem Zwielicht. »Aufwärts oder abwärts,
Gnädigste?«
    »Zuerst nach oben.«
    »Ihnen ist hoffentlich klar, dass wir das nur tun
können, weil ich im Besitz einer Dienstmarke bin«, bemerkte
Svengali, als sie nach oben stiegen. Das Mädchen hat lange
Beine und ist gut in Form. Er selbst musste sich anstrengen, ihr
immer einen Schritt voraus zu sein.
    »Dachte ich mir schon.« Sie schniefte so, dass man es
für ein Lachen halten konnte. »Ist trotzdem toll. –
Wozu dienen diese Eingeweide?« Sie deutete auf die
geschwungenen, in die Wand eingelassenen Röhren, die neben der
Treppe verliefen.
    Sein Blick folgte ihrem Finger. »Wahrscheinlich halb massive
Abflussrohre. Man kann dieses Treppenhaus bei einem
größeren Ausfall von Schwerkraft in einen geschlossenen
Schacht verwandeln, wissen Sie.«
    »Ist so ein Ausfall nicht sehr unwahrscheinlich?«
    »Vermutlich haben Sie Recht.« Er stieg ein bisschen
höher. »Finden Sie es nicht beunruhigend, eine Treppe
innerhalb eines Gebildes hochzusteigen, das im Prinzip ein
Wolkenkratzer ist, sich aber über einer Stasis-Kammer befindet?
Dazu noch über einer Stasis-Kammer, die ein extremales Schwarzes
Loch

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