Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
die beiden technischen
Hilfskräfte, die das Schiff an die externen Versorgungsnetze
anschlossen; zum einen brauchten sie Strom, damit sie den zweiten
Generator demontieren konnten, zum anderen sollten die Unmengen von
Schiffspost über eine verschlüsselte Verbindung
weiterbefördert werden, damit der Massenpostspeicher endlich
geleert werden konnte. »Ich kann Ihnen, wenn ich sowieso
unterwegs bin, fünf Minuten einräumen, mehr nicht. Was ist
los?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, solange Sie nicht hier
sind.«
    »Was meinen Sie damit – Sie können nicht?« Steffi marschierte bereits zum nächsten Fahrstuhl, der der
Besatzung vorbehalten war. Muss noch die Kabelverbindungen
abzeichnen. Und danach den Transport des neuen Operationstisches
für Dr. Lewis organisieren…
    »Es ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte.« Elena
klang so, als wollte sie sich entschuldigen. »Ich hab hier eine
Dringlichkeitsmeldung der Stufe B-5.«
    »Eine…« Steffi kniff die Augen zusammen.
»Okay, bin schon unterwegs.« Sie stellte ihre Ringe anders
ein und befahl dem Fahrstuhl, sie zu den Schleusen zu bringen.
»Max? Hier Steffi. Ich hab ein Problem. Weißt du irgendwas
über eine Dringlichkeitsmeldung der Stufe B-5?«
    Max klang, als sei er mit den Gedanken ganz woanders. »Eine
B-5? Nein, hab nichts gehört. Du kannst ja versuchen, dich der
Sache anzunehmen, sofern sie in deinen Zuständigkeitsbereich
fällt. Falls sie dir über den Kopf wächst, melde dich
wieder bei mir. Ich bin gerade für Chi eingesprungen, deshalb
hab ich alle Hände voll zu tun.«
    »Aha, in Ordnung.« Steffi schüttelte den Kopf.
»B-5, geht’s da nicht um eine Sondergenehmigung für
Diplomaten?«
    »Kann mit Diplomaten, dem Zoll, der Polizei oder sonst was
zusammenhängen. Sollte es sich um einen Haftbefehl für
einen Passagier handeln, ist das Büro des Chefstewards
zuständig. Falls es um irgendwelche Schiffsangelegenheiten geht,
melde dich wieder bei mir.«
    »Okay, Ende.« Der Fahrstuhl drosselte das Tempo. Gleich
darauf öffneten sich die Türen zum Passagierbereich der
Andockröhre 4. Diese Ebene der Röhre – ein
Druckzylinder, der den Durchmesser eines mit
Unterschallgeschwindigkeit fliegenden Müllschlepper-Jets hatte
– bestand aus einem breiten Gang, der über eine Rampe zur
Ankunftshalle des Raumhafens verlief. Vom Heck des Schiffes aus
führten verschiedene Luftschleusen und schnelle Fahrstühle
zur Raumstation. Im Augenblick gingen einige Passagiere langsam auf
den Hafen zu. Elena und ein Besatzungsmitglied vom Büro des
Chefstewards warteten mit einem Passagier an der Barriere – halt mal, er befindet sich ja auf der falschen Seite, oder
nicht?
    »Hallo, Elena. Sir?« Steffi lächelte routiniert.
»Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?« Sie musterte ihn
schnell: dunkles Haar. Schwer einzuordnen. Sah jung aus, besaß
jedoch die Selbstsicherheit, die erst das Alter brachte. Trug
Sandalen, praktische Kleidung, ein Hemd in einem Stil, wie er zu
Hause weit verbreitet gewesen war. Gleich darauf streckte er ein
kleines Heft mit weißem Einband hoch.
    »Mein Name ist Martin Springfield«, erklärte er
zögernd. »Ich gehöre zu der diplomatischen
Sonderkommission der Vereinten Nationen, die sich derzeit in Sarajevo
aufhält.« Er deutete ein Lächeln an. »Nicky sahganz anders aus, als ich das letzte Mal an Bord war, das muss
ich schon sagen.«
    »Nicky? Wiebitte?« Elena versuchte, Steffis Blick
auf sich zu ziehen, aber es war bereits zu spät.
    »So nannten wir sie auf der Werft. Muss acht, neun Jahre her
sein.« Springfield nickte wie zur Bestätigung vor sich hin.
»Es tut mir Leid, wenn ich Sie belästigen muss, aber ich
bin hier, weil Botschafter Cho dringend Antworten auf einige Fragen
benötigt. Können wir uns irgendwo unter vier Augen
unterhalten?«
    »Unter vier Augen…« Steffi bemühte sich so
sehr, widerstreitende Instinkte miteinander in Einklang zu bringen,
dass sie fast schielte. Muss mir diesen nervenden Zivilisten vom
Hals schaffen, damit ich wieder an die Arbeit gehen kann; oh
Scheiße, es ist eine Regierungsangelegenheit! Was muss ich
jetzt tun? »Ähm, ja, ich denke schon.« Sie warf
Elena, die mit den Achseln zuckte und hilflos wirkte, einen warnenden
Blick zu. »Wenn Sie so gut wären, hier entlangzukommen?
Darf ich mir das mal ansehen, Sir?«
    »Der Ausweis ist echt«, bemerkte Elena ungefragt.
»Eine unbeschränkte Vollmacht. Er ist derjenige, für
den er sich ausgibt, das hab ich schon überprüft.«
    Steffi zwang

Weitere Kostenlose Bücher