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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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aufpassen.«

 
    Der Clown starb mit einem Grinsen auf dem Gesicht und einer noch
warmen Waffe in der Hand.
    Franz spürte ihn auf Deck H auf, wo er eine
»Geburtstagsparty« ausrichtete, genau wie die
Kommunikationsexpertin in der Operationszentrale gesagt hatte. Zuvor
hatte er die Waffe in einer Tasche verstaut und die Treppe nach unten
genommen. Er hatte Zeit haben wollen, darüber nachzudenken, wie
er die Sache angehen sollte. Schließlich war er nicht gerade
Experte darin, andere Menschen umzulegen. Im Gegenteil: Bei einem
Einsatz im Septagon zog man nur dann jemanden aus dem Verkehr, wenn
die eigene Tarnung aufflog und man schnell verschwinden musste. Zwar
gab es hier keine pedantische Aufsicht, ganz bewusst nicht, aber
sobald sich derartige Todesfälle häuften, war man einer
Überwachung ausgesetzt, die einem wie eine Giftwolke die Luft
zum Atmen nahm. Franz schauderte leicht, als er an die Risiken
dachte, die Hoechsts Team eingegangen war. Nochmals zog er die
Pläne zu Rate, die als Projektionen in seinem Augapfel
gespeichert waren. Radial 4, orangefarbener Ring, Speisesaal der
zweiten Klasse. Es gab vier Eingänge, zwei davon vom
Passagierbereich aus. Er kam zu dem Schluss, dass das sehr
ungünstig war. Auch wenn sich die Übermenschen das Schiff
unter den Nagel gerissen hatten, konnte eine Verfolgungsjagd mit
Schießerei in einem echten Schlamassel enden. Den Clown
unterschätzte man besser nicht, er war ein gerissener Kunde.
    Als Franz die Kontrollstelle auf Deck D erreichte, bedachte
Strasser ihn mit einem kalten Blick, während er die Treppe
herunterkam. »Was wollen Sie?«
    »Mich bei der Kontrollstelle melden«, grunzte Franz.
»Haben Sie gerade Zeit?«
    »Wofür?«
    »Muss was erledigen, eine Sache bereinigen. Und drei
Ausgänge sichern.«
    »Warten Sie.« Strasser griff zu seinem klobigen
Telefonapparat. »Maria? Ja, ich bin’s. Hör mal, ich
hab U. Bergman hier. Sagt, er muss was erledigen und braucht
Unterstützung. Bin ich… oh. Ja, in Ordnung, mach ich.«
Er verstaute das Telefon in der Tasche und runzelte die Stirn.
»Wozu brauchen Sie mich?«
    Franz sagte es ihm.
    »Okay, ich glaube, das lässt sich machen.« Strasser
sah aus, als überlege er etwas. »Wir haben zu wenig Leute.
Können wir das schnell hinter uns bringen?«
    »Ja, aber ich brauche noch zwei Helfer. Wen schlagen Sie
vor?«
    »Auf dem Weg nach unten können wir Colette und Byrne
einsammeln. Ich schicke sie zu den hinteren Eingängen,
während ich selbst den Eingang am roten Ring sichere. Ich gebe
Ihnen Bescheid, wenn wir auf unseren Posten sind. Sind Sie sicher,
dass Sie’s auf diese Tour erledigen wollen?«
    Franz holte tief Luft. »Ich möchte ihn nicht vorwarnen.
Wenn wir ihm Angst einjagen, rastet er aus, und wir können ja
nicht wissen, was er mit sich herumträgt. Denken Sie daran, dass
dieser Kerl öfter zugeschlagen hat, als wir warmes Essen
genossen haben.«
    »Das bezweifle ich. Ich werde dafür sorgen, dass wir in
frühestens sechs Minuten und spätestens fünfzehn auf
unseren Posten sind. Falls er abhaut, wollen Sie, dass wir zu Plan B
übergehen und ihn in seiner Koje schnappen, richtig?«
    »Richtig.« Franz machte sich auf den Weg zur Treppe.
»Holen Sie Colette und Byrne unterwegs ab; ich sag denen auf dem
Weg zu ihren Posten, was los ist.«
    Acht Minuten später ging Franz durch den Korridor im
orangefarbenen Ring, vorbei an sanft geschwungenen Wänden und
Türen, hinter denen sich Erholungsräume, öffentliche
Toiletten und weitere Gänge verbargen, die zu
Gemeinschaftsquartieren führten. Die zweite Klasse war nur
spärlich ausgestattet. Der dünne Teppich konnte das
Geräusch von Schritten kaum dämpfen, und es fehlten hier
auch die handgeschnitzten Vertäfelungen und die Skulpturen der
ersten Klasse und der Luxusquartiere.
    »Komme jetzt zum Eingang«, murmelte Franz. »Melde
mich, wenn ich so weit bin.« Er legte auf und behielt das
Telefon locker in der linken Hand. Vor ihm, hinter der Kurve, war
Radau zu hören, hohe Stimmen, die herumbrüllten. Was ist
hier los, ist es irgendein Aufruhr?, fragte er sich, während
er auf die Tür zuging.
    Als er um die Ecke bog, wurde er Zeuge einer Szene, mit der er
überhaupt nicht gerechnet hatte. Es war tatsächlich ein
Aufruhr, aber keiner der Rebellen war viel größer, als
dass er ihm bis zur Taille gereicht hätte, und alle schienen
sich prächtig zu amüsieren. Entweder das, oder es waren,
nach dem Brüllen und Kreischen zu urteilen, Seelen, die
Höllenqualen

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