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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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ein bisschen nachsichtig. Ich wäre auch nachsichtig, wenn alles nach meinen
Wünschen liefe, rief Wednesday sich warnend ins
Gedächtnis. »Was wollen Sie?«, fragte sie erneut.
»Und wo ist Frank?«
    »Ihr Freund ist nicht hier.« Portia schnaubte. »Er
befindet sich auf Deck B, in einer Suite, die, äh, nicht
geräumt wurde.« Sie grinste Wednesday kurz an und
enthüllte dabei perfekte Zähne. »Möchten Sie mit
ihm sprechen? Nur, damit Sie sich davon überzeugen können,
dass es ihm gut geht? Als ich sagte, Sie könnten ihn wieder
sehen, war das übrigens ein ehrlich gemeintes Angebot. Ich werde
Ihnen sogar noch weiter entgegenkommen: Wenn Sie ohne Wenn und Aber
mit mir zusammenarbeiten, können Sie ihn unversehrt
zurückhaben, sobald unsere Sache erledigt ist.«
    »Sie lügen. Warum sollten Sie sich daran halten?«
Kaum waren die Worte ausgesprochen, bedauerte Wednesday sie schon. Wie dumm von mir, sie zu reizen, wenn sie alle Trümpfe in der
Hand hält!
    Doch Portia nahm es ihr offenbar nicht übel. »Im Lauf
der Jahre habe ich festgestellt, dass der Ruf, mein Wort zu halten,
ein wertvolles Instrument ist: Es macht die Verhandlungen viel
leichter, wenn jeder weiß, dass auf mich Verlass ist. Sie,
äh, wissen das noch nicht, aber wenn Sie mit Ihrem Freund reden
möchten…?«
    »Ah…« Wednesday spürte, wie ihr vor Anspannung
übel wurde. »Ja, ich werde mit ihm reden.« Scheiße! Falls es ihm gut geht… Eiskalt meldete
sich eine zweite innere Stimme: Die werden euch beide beobachten,
um ein Druckmittel zu finden. Mach keinen Fehler, sie bietet das
nicht einfach an, um dir einen Gefallen zu tun.
    »Holen Sie den Gefangenen an das sichere Terminal«,
befahl Portia der Frau am Schreibtisch.
    Wednesday trat vor, um auf dem angebotenen Stuhl Platz zu nehmen.
Was das Auge der Kamera ihr zeigte, war eindeutig Frank. Sie hielt
den Atem an: Sie hatten ihn auf einen Stuhl gesetzt und seine Arme
gefesselt, er sah mitgenommen aus. Seine Haut war fahl und
ausgetrocknet. Mit trüben Augen blickte er in die Kamera und
begann zu sprechen. »Wednesday, bist du das?«, fragte er
mit krächzender Stimme.
    »Ja, ich bin’s.« Sie faltete die Hände auf dem
Rücken, damit sie nicht damit herumfuchtelte. »Geht es dir
gut?«
    Er verdrehte die Augen zur Seite, als versuchte er, irgendetwas
hinter der Kamera zu erkennen. »Nein«, erwiderte er nach
kurzem Zögern, »ich bin in meiner Bewegungsfreiheit ein
bisschen eingeschränkt.« Er schüttelte den Kopf.
»Also haben die auch dich geschnappt. Ist es meine
Schuld?«
    »Nein«, schwindelte sie, da sie sich denken konnte, wie
die Wahrheit ihm zusetzen würde. Sie sah, wie Portia, die hinter
dem Terminal stand, leicht die Lippen verzog und verkrampft
lächelte. Miststück.
    Muss prüfen, ob es wirklich Frank ist. »Was war
das Letzte, was ich in der Nacht vor, äh, vor der technischen
Panne getan habe?«, fragte sie und hoffte verzweifelt, er werde
daneben tippen. Denn dann hätte sie gewusst, dass er nur ein
Avatar war, der mechanisch antwortete, und Frank immer noch frei
herumlief, auch wenn sie selbst in der Falle saß.
    »Du hast ein Telefongespräch geführt.« Er
schloss die Augen. »Die haben mich zu lange geknebelt«,
fügte er hinzu. »Das Sprechen tut mir weh.«
    »Das reicht«, sagte Portia. Ehe Wednesday protestieren
konnte, beugte sich die Kommunikationsexpertin vor und trennte die
Verbindung. »Zufrieden?«, fragte Portia.
    »Ha.« Wednesday bedachte sie mit einem finsteren,
zornigen Blick. »Also haben Sie uns in Ihrer Gewalt.« Sie
zuckte die Achseln. »Was wollen Sie eigentlich, verdammt
noch mal?«
    Der blonde Typ hinten im Raum – es war der Mann, der sie in
der Evakuierungszone mit einem Lächeln auf den Lippen erpresst
hatte – räusperte sich. »Chefin?«
    »Sagen Sie’s Ihr, Franz.« Portia nickte
liebenswürdig, allerdings fiel Wednesday auf, dass diese
freundliche Maske blätterte, sobald sie mit ihren Soldaten
sprach. Dann verrieten ihre Augen eine eisige Kälte.
    »Sie haben etwas von seinem Platz genommen und anderswo
verstaut, was, äh, unseren Vorgängern gehörte«,
sagte Franz, der sich offenbar nicht wohl dabei fühlte.
»Wir wissen, dass Sie es auf der Raumstation versteckt haben,
und wollen es wiederhaben. Wenn Sie es uns zurückgegeben haben,
müssen wir nur noch ein paar Dinge erledigen, dann brechen wir
wieder auf.« Er zog eine Augenbraue hoch.
»Chefin?«
    »Wir treffen eine Abmachung«, sagte Portia locker.
»Sie führen uns zu den Sachen,

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