Susan Mallery - Bakery Sister - 03
fühlen. Aber während er die beiden so ansah, wusste Matt einfach, dass sie nie etwas miteinander gehabt hatten. Der alte Mann war lediglich das, was sie gesagt hatte. Ein Freund.
Eigentlich sollte er sich nun besser fühlen, aber er tat es nicht.
Jesse wusste, dass sie wohl lieber auf eigenen Füßen stehen sollte, aber es war so gut, sich bei Bill anlehnen zu können, auch wenn es nur für ein paar Minuten war. Er war immer für sie da gewesen, und gerade im Augenblick tat es gut, einen Freund zu haben.
Matts Vorwürfe klangen ihr noch in den Ohren. Sie kam sich klein vor und kleinlich zugleich.
Natürlich irrte er sich. Er musste sich irren. Sie hatte sich nicht an ihm gerächt, indem sie ihm den Sohn entzog. Oder doch? War es etwa möglich, dass sie tief in ihrem Innern den Wunsch gehegt hatte, ihm heimzuzahlen, dass er sie verletzt hatte, auch wenn sie es bewusst nie als Motiv erkannt hatte? Hatte sie ihn verletzen wollen, so wie er sie verletzt hatte? War sie wirklich eine so schreckliche Person?
Es war zu viel für sie, darüber nachzudenken, also konzentrierte sie sich auf Bill. Sie gingen zum Haus hinüber, und Matt folgte ihnen. Als sie Bill hineinführte, kam auch Gabe schon angerannt und warf sich dem alten Mann in die Arme.
„Onkel Bill! Onkel Bill!“
Die Freude des Jungen ließ sich unmöglich übersehen. Jesse sah zu Matt hin. Seinem Gesicht waren keine Gefühle zu entnehmen, aber sie bemerkte den verkniffenen Kiefer und seine steife Körperhaltung. Bill hatte Gabe sein ganzes Leben lang gekannt. Er war ein Teil von all dem, was Matt versäumt hatte, und möglicherweise war das ihre Schuld.
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Matt, es tut mir leid.“
Er sah sie an, und seine Augen sprühten vor Zorn, so wie sie ihn noch nie gesehen hatte. „Glaubst du etwa, dass das auch nur annähernd ausreicht?“, fragte er sie, drehte sich um und verließ das Haus.
14. KAPITEL
Fünf Jahre früher …
J esse räumte die letzten Teller in den Schrank und trat dann zurück, um das ordentlich gestapelte Geschirr in Augenschein zu nehmen. Es hatte nicht viel Hausrat gegeben, den Matt zu transportieren hatte. Daher war in der Wohnung, abgesehen von seiner Kleidung und einigen persönlichen Gegenständen, alles neu. Das Geschirr, die Töpfe und Pfannen, das Sofa, die Schlafzimmereinrichtung, einfach alles. Es war neu und hübsch und hatte den leeren Raum schon beinahe in ein Heim verwandelt. Jedenfalls würde es so sein, sobald die Möbel eintrafen.
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Alle Anlieferungen sollten zwischen zehn und eins erfolgen. Matt und sie hatten beschlossen, alles auf einmal hinter sich zu bringen, und Jesse hatte sich bereit erklärt, einen Tag freizunehmen, denn in einer leeren Wohnung zu sitzen war immer noch besser, als in der Bäckerei mit Nicole aneinanderzugeraten.
Während sie nun durch die Zimmer schlenderte, versuchte sie sich vorzustellen, wie es aussehen würde, wenn Matt wirklich hier lebte. Wenn sie wirklich hier lebte.
Schon bei dem Gedanken daran musste sie vor Freude lächeln, und gleichzeitig zitterte sie vor Angst. Matt hatte sie sofort, nachdem er den Kaufvertrag unterschrieben hatte, gefragt, ob sie mit ihm zusammen dort einziehen wollte. Gemeinsam hatten sie alle Möbel ausgesucht, sich über die Farbe der Handtücher gestritten und darüber, wer das Kochen übernehmen sollte. Auf dem Teppichboden hatten sie Liebe gemacht, und er hatte ihr versprochen, dass er sie für immer lieben werde.
Trotz ihrer zahlreichen sexuellen Erfahrungen hatte Jesse noch nie einen wirklichen Freund gehabt. Keinen, der auch tatsächlich anrief, wie versprochen, der nicht grundlos explodierte, der sie wirklich so sehr zu lieben schien, wie er behauptete. Es war wunderschön … und erschreckend. Sie konnte einfach nicht damit aufhören, sich zu fragen, wie lange es wohl dauern würde, bis sie alles vermasselt hatte.
Das war ihr Muster. Ihr ganzes Leben lang. Ihre Schwester sagte ihr ständig, dass sie schon geradezu professionell darin war, die Dinge zu vermasseln. Bislang hatte Jesse sich nicht viel daraus gemacht, denn es gab ja nichts zu verlieren. Aber jetzt? Matt bedeutete ihr alles. Sie wusste nicht, ob sie es überleben würde, wenn sie das zerstörte, was sie hatten.
Deshalb hatte sie auch noch nicht zugestimmt, bei ihm zu wohnen. Es war mehr als Angst. Die Liebe, die in ihr brannte, war so stark, so real, sie gehörte zu ihr wie ihr eigener Herzschlag. Was, wenn sie einen
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