Susan Mallery - Buchanan - 01
sich, ihr zu glauben. Keine Chance, dass dieses alte Miststück einen Keil zwischen Cal und sie treiben würde.
Natürlich wusste sie, dass er nur vier Monate im Restaurant arbeitete. Er hatte es ihr von Anfang an gesagt und war auch nicht mehr der Mensch, der er vor drei Jahren gewesen war. Er hatte keine Geheimnisse mehr vor ihr. Sie wusste über Lindsey und Dani Bescheid und auch, warum er versucht hatte, sie aus dem Familienunternehmen herauszuhalten. Und nach Glorias letztem Besuch schienen seine Gründe ehrenwerter denn je.
Aber er hatte nichts davon erwähnt, dass er mit dem „Daily Grind“ im Osten des Landes expandieren wollte.
„Nein“, sagte sie und richtete sich auf. „Nein, nein, nein. Das lasse ich ihr nicht durchgehen.“
Cal zog nicht fort. Er hätte es ihr gesagt. Sie waren Freunde geworden. Sie schliefen miteinander. Ihre beiden Leben waren miteinander so sehr verbunden, wie nie mehr seit der Scheidung. Sie bedeutete ihm etwas. Es musste so sein, denn sie war total in ihn verliebt.
„Alles in Ordnung“, sagte sie laut. Aber die Worte hörten sich unecht an und überzeugten sie selbst nicht.
Sie hasste sich dafür, dass sie sich von Gloria verrückt machen ließ. In ihrer untersten Schreibtischlade fand sie ein altes Telefonbuch, aus dem sie die Nummer der Daily-Grind-Firmenzentrale heraussuchte. Als sich die Telefonzentrale meldete, erkundigte sie sich, wer für die Unternehmens-Expansion zuständig war.
Cal saß in seinem Büro und dachte über sein Leben nach. Als er in Gedanken seine Gewinne und Verluste Revue passieren ließ, erkannte er, dass sie sich ungefähr die Waage hielten. Was bedeutete, dass er eine neue Strategie brauchte.
Dani war wütend auf ihn – und zu Recht. Er hätte es ihr schon viel früher sagen müssen. Er hätte wissen müssen, dass sie stark genug war, um die Wahrheit zu erfahren. So schmerzhaft es für sie auch war – es wäre besser gewesen, sie hätte es von jemandem gehört, der sie liebte, statt von Gloria, die ihre eigenen, widerwärtigen Ziele verfolgte. Dani würde es überleben, aber das Timing war – so kurz nach Hughs beschissenem Verhalten – lausig gewesen.
Er hätte auf Penny hören sollen.
Kopfschüttelnd wandte er sich seinem Computer zu. Doch statt des Bildschirms sah er Pennys lächelndes Gesicht vor sich. So viel war in so kurzer Zeit passiert, dachte er. So viel hatte sich verändert. Nach der Scheidung war er davon ausgegangen, dass sie für immer aus seinem Leben verschwunden sein würde. Er hatte Bedenken gehabt, den Job im „Waterfront“ anzunehmen, weil er nichts mit Gloria zu tun haben wollte. Aber sie hatte ihn gezwungen, und deswegen waren er und Penny …
Was waren sie? Wieder zusammen? So würde er es nicht bezeichnen. Aber sie bedeuteten einander viel. Wieder hatte er sich in ihr Lächeln verliebt, in ihre Klugheit und in ihr Talent. Sie war witzig, schön und mutig.
Sie war stark und hatte beschlossen, allein ein Kind zu bekommen. Damit hätte er nie gerechnet, obwohl er gewusst hatte, wie sehr sie sich Kinder wünschte. Sie würde eine wunderbare Mutter werden.
Er stand auf und ging zum Fenster. Von seiner Seite des Firmengebäudes war der Lake Union zu sehen. Während er den wolkenbedeckten Himmel betrachtete, dachte er daran, wie das Baby in ihr größer und größer wurde. Und daran, dass sie es auf die Welt bringen würde … allein.
Nein, nicht allein. Naomi würde da sein und auch Dani. Reid … Würde er dabei sein? Würde er mit ihr im Zimmer sein wollen, ihre Hand halten und ihr sagen, dass sie atmen und pressen sollte?
Diese Frage lähmte seine Gedanken. Was wollte er von Penny?
Sofort kam ihm Lindsey in den Sinn. Doch zum ersten Mal grübelte er nicht darüber nach, was ihm alles entgangen war, weil er sie weggegeben hatte. Stattdessen dachte er über ihr Leben nach. Wie sehr ihre Eltern sie liebten. Es war ihnen gleichgültig, dass sie nicht ihr leibliches Kind war.
So könnte es sein, dachte er. Mit ihm und Pennys Baby. Ein Kind zu lieben, hatte nichts mit Biologie zu tun. Es hatte mit dem Herzen zu tun.
Vor siebzehn Jahren hatte er die einzig vernünftige Entscheidung getroffen. Rückblickend war ihm nun klar, dass es so richtig gewesen war. Er hatte sich bestraft, indem er sich selbst verwehrt hatte, glücklich zu sein.
Er fluchte leise. Diese Blindheit hatte ihn seine Ehe gekostet.
Wie lange hatte er sein Herz schon verschlossen, damit er nicht verletzt wurde? Sein ganzes Leben? Vielleicht
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