Susan Mallery - Buchanan - 03
Lager, oder sind die Ihnen spontan eingefallen?“
Lori sah ihre Patientin an. Das Positive an der ganzen Sache war, dass Gloria plötzlich reges Interesse an ihrer Umgebung zeigte, sie selbst inbegriffen. Das Negative daran war, dass sie bei Lori dabei ein paar wunde Punkte traf.
„Was wollen Sie von mir?“, fragte Lori. „Verfolgen Sie einen bestimmten Zweck, oder dienen diese Bemerkungen nur Ihrem Vergnügen?“
„Ich möchte gern, dass Sie normale Kleidung tragen. Jeans und ein Sweatshirt. Dieses Ding, in dem Sie immer herumlaufen ...“
„Mein Kittel.“
„Ja. Sie in diesem Kittel zu sehen deprimiert mich. Ich möchte mein Ableben nicht beschleunigen, indem ich mir Ihre hässliche Kleidung ansehen muss.“
Lori hob ihr Kittelhemd an und tat so, als suche sie nach etwas. „Ich finde hier keine Warnung, dass Schwesternkittel tödlich sein können.“
„Unverschämtes Kind.“
„Griesgrämige alte Schachtel.“
Gloria presste die Lippen aufeinander, wie um ein Lächeln zu unterdrücken. „Ab morgen werden Sie normale Kleidung tragen.“
„Dazu können Sie mich nicht zwingen.“
Gloria überging ihre Bemerkung. „Und dann werde ich bereit sein, eines meiner Enkelkinder zu empfangen.“
Es war ein Sieg. Dafür lohnte es sich, Jeans zu tragen. „Abgemacht.“
Gloria bedachte ihre Frisur mit einem Blick. „Wegen Ihrer Haare müssen wir uns auch etwas einfallen lassen.“
„Eher unwahrscheinlich. Dafür müssten Sie schon Karaoke singen.“
Dani wartete im überfüllten „Daily Grind“ in der Innenstadt auf ihren fettfreien Caffè Latte.
Das war ihre Lieblingsfiliale der Ladenkette in Seattle. Es war die erste, die ihr Bruder Cal eröffnet hatte. Sie hatte sich am Eröffnungstag, als Cal hinter der Theke stand, in der Schlange angestellt, um zu sehen, wie der Laden anlief.
Und er lief gut. Mittlerweile gab es „Daily Grind“ an der gesamten Westküste. Das Unternehmen expandierte und bildete inzwischen eine ernst zu nehmende Konkurrenz für „Starbucks“.
Natürlich sieht mein Leben verglichen mit Cals Erfolg noch armseliger aus, dachte Dani mit einem traurigen Lächeln. Langsam musste sie eine Entscheidung treffen. Obwohl... eigentlich stimmte das nicht. Sie hatte die Entscheidung schon längst getroffen. Sie musste sie nur noch in die Tat umsetzen.
Der Barmann rief ihren Namen, und sie holte sich ihren Kaffee. Sie musste jetzt endlich im „Waterfront“ kündigen und sich einen neuen Job suchen. Einen Job, in dem sie scheitern oder sich bewähren würde aufgrund ihrer Leistung und nicht aufgrund ihres Stammbaums.
Als sie sich umdrehte, rempelte sie von hinten jemand an. Sie blickte über ihre Schulter und sah einen nett aussehenden Mann.
„Sorry“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Ich hätte in die andere Richtung ausweichen sollen.“
„Ist schon okay“, sagte Dani.
„Ich hoffe, Sie haben nichts verschüttet?“, fragte er.
Er inspizierte ihre Jacke nur mit Blicken, anstatt die Situation auszunutzen und sie anzufassen. Sehr erfreulich.
„Nein. Sie sehen gut aus.“ Er trat einen Schritt zurück. „Entschuldigung. So wollte ich das nicht sagen. Nicht dass Sie nicht gut aussehen. Ich wollte Ihnen nur kein Kompliment machen. Nicht dass das nicht angemessen wäre, aber ...“
Er stand da, und man sah ihm an, wie unwohl er sich fühlte. Dani vergaß ihre selbst auferlegte Regel, nie mehr mit einem fremden Mann zu sprechen, der jünger als fünfundsiebzig war.
„Es ist alles in Ordnung“, sagte sie mit einem Lächeln. „Ich weiß, was Sie sagen wollten. Meine Jacke hat keine Kaffeeflecken abbekommen.“
Seine blaugrauen Augen ließen Erleichterung erkennen. „Genau. Sie haben nichts verschüttet.“
„Gut.“ Instinktiv streckte sie ihm die Hand entgegen. „Ich bin Dani.“
„Gary.“
Sie schüttelten sich die Hand. Sie empfand nichts dabei. Nicht das kleinste Anzeichen eines Knisterns. Absolut nichts. Gott sei Dank.
„Hier ist es immer so elend voll“, sagte sie. „Ich würde gern mal den großen Ansturm umgehen, weiß aber nicht, wann das sein soll.“
„Ich auch nicht.“ Ein Paar kam ihnen entgegen, und Gary machte einen Schritt auf Dani zu. „Ich komme mehrmals pro Woche hierher für meine Tasse Mut.“
Sie steuerte in eine weniger hektische Ecke. „Sie trinken sich mit Kaffee Mut an? Das geht?“
„Ja, das macht das Koffein. Ich unterrichte hier in der Nähe, und meine Nachmittagsschüler sind ziemlich heftig. Da muss ich eben ein
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