Susan Mallery - Buchanan - 03
trotz ihrer strikten Ablehnung das Gefühl, dass er sie anmachte. Und das gefiel ihr sicher nicht – was ihn wiederum auf eine merkwürdige Art fröhlich stimmte. In jedem Fall machte es Spaß, sie zu ärgern.
Aber sie war weder in der Küche noch im Wohnzimmer. Er versuchte es in Glorias Zimmer.
„Wo ist denn Lori?“, fragte er, als er die Krankenschwester auch dort nicht antraf. „Sie versucht doch nicht, mir aus dem Weg zu gehen?“
Seine Großmutter nahm die Brille ab, legte ihr Buch beiseite und schaute ihn an. „Es wundert mich ja auch, aber komischerweise dreht sich nicht die ganze Welt um dich, Reid. Loris Schwester ist krank, und Lori hat sie zum Arzt begleitet. Sie ist in etwa einer Stunde zurück. Schaffst du es so lange allein, oder soll ich den Notarzt rufen?“
5. KAPITEL
L ori kam gegen vierzehn Uhr zurück. Als sie das Haus betrat, wartete Reid schon auf sie.
Am liebsten hätte sie kehrtgemacht und sich im Auto versteckt. Sie war verlegen wegen ihres letzten Auftritts – und weil sie Jeans trug statt ihrer Schwesternkluft. Natürlich waren Jeans und Pulli nichts Besonderes, aber vielleicht erweckte dieser Aufzug bei ihm den Eindruck, sie wolle ihm damit gefallen.
Oder auch nicht, dachte sie dann. Wahrscheinlich beachtete Reid sie diesbezüglich überhaupt nicht. Er hatte Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel für pornografische Fotos zu posieren.
Sie schloss kurz die Augen. Nein, das war nicht fair von ihr. Er konnte nichts dafür, dass sie so hoffnungslos für ihn schwärmte. Sie musste ihr altes Ich wiederfinden. Nicht einmal ihr letzter Besuch bei „Dilettante Chocolates“ hatte sie heilen können – trotz all der himmlischen Leckereien.
„Sie waren weg“, stellte Reid fest, als sie ihre Handtasche auf das Regal im Flur stellte.
„Stimmt. Und jetzt bin ich wieder da.“
Sie richtete sich auf und sah ihn an. Warum sah er bloß so unverschämt gut aus? Warum war er nicht hässlich oder wenigstens so ein Durchschnittstyp? Warum vergaß sie alles um sich herum, wenn sie seine Augen sah, und warum erweckte sein Mund beinah unanständige sexuelle Bedürfnisse in ihr?
Sie versuchte sich an ihm vorbeizuschieben. Als er nicht aus dem Weg ging, sagte sie: „Ich muss nach Gloria sehen.“
„Ich war gerade bei ihr. Sie schläft. Ich muss mit Ihnen reden.“
Panik stieg in ihr hoch. An einer Unterhaltung mit ihm hatte sie kein großes Interesse.
„Ich habe zu tun. Ein andermal.“
Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Was haben Sie zu tun?“
„Alles Mögliche. Wichtige Dinge.“ Sie stöhnte innerlich. Meine Güte, fiel ihr nichts Besseres ein?
Sie war ihm heute nicht gewachsen. Sie war immer noch total durcheinander von der letzten Begegnung mit ihm, und heute fühlte sie sich wegen der Krankheit ihrer Schwester Madeline besonders angreifbar.
Sie ließ resigniert die Schultern sinken und sah Reid an.
„Also gut. Worum geht’s?“
„Sie können doch nicht einfach so einlenken“, sagte er. „Da stimmt doch was nicht.“
„Beschweren Sie sich darüber, dass diese Runde an Sie geht? Vielleicht sollten Sie Ihre Prioritäten noch mal überprüfen.“
„Nein, da stimmt was nicht“, sagte er noch mal. „Was ist los?“
Sie wandte sich ab. „Nichts.“
„Ich kenne die Frauen gut genug, um zu wissen, dass das genau das Gegenteil bedeutet. Und jetzt soll ich mich anstrengen, es herauszufinden.“ Er packte Lori am Arm. „Erzählen Sie s mir.
Sie hatte nicht vor, ihm irgendetwas zu erzählen. Obwohl sie niemanden hatte, mit dem sie reden konnte – das war ja das Schlimme. Madeline fiel aus, sie hatte genug mit sich selbst zu tun, und ihre Mutter ebenso. Sie war für solche Dinge nicht sonderlich geeignet.
Lori war kurz davor, Reid ihr Herz auszuschütten, und hasste sich dafür. Gleichzeitig war sie sich der Berührung seiner Finger auf ihrem Arm mehr als deutlich bewusst, und auch dafür hasste sie sich. Durch den Ärmel ihres Pullovers hindurch konnte sie seine Wärme spüren. Eine Welle der Begierde durchflutete sie.
„Lassen Sie mich“, sagte sie. Ihr fiel auf, dass sie sich langsam, aber sicher anhörte wie Gloria.
„Vielleicht kann ich ja helfen.“
„Wie Sie all den Kindern geholfen haben, die Ihnen geschrieben haben?“, fragte sie, machte sich los und funkelte ihn böse an. „Besser nicht. Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Meine Schwester wird sterben. Sie leidet an einer schweren Form von Hepatitis C, die sie sich vor etlichen Jahren durch
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