Susan Price
sie. Weitere Kissen und Felle flogen durch die Luft. Eines traf das dünne Dach und fiel auf Aldgytha. Sie quietschte. Morcar stand mühsam auf, was in dem engen Haus mit den vielen Fellen und Kissen auf dem Boden nicht einfach war.
Elfling schaute ihn an. Als Morcar etwas sagen wollte, schnitt er ihm das Wort ab. »Dies ist mein Haus. Meine Leute schlafen hier, wo sie immer schlafen. Aber ich bin großzügig; sie können den Raum mit euch teilen.« Danach wandte Elfling Morcar den Rücken zu und verließ mit eingezogenem Kopf das Haus.
Morcar wollte ihm folgen, doch Owen stellte sich ihm in den Weg. »Ich würde ihn in Ruhe lassen, Herr.« Morcar versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, aber Owen fuhr fort: »Heiler können ebenso verwunden wie heilen, Herr.« Morcar zeigte Einsicht und ging zurück zu seiner Frau. Er befahl seinen Dienern, ihre Sachen in den hinteren Teil des Hauses zu schaffen, um für Elflings Leute Platz an der Tür zu machen. Er setzte sich neben Aldgytha, legte den Arm um sie und sagte ihr, sie brauche keine Angst zu haben. Ebba bot ihnen von dem noch warmen Brot an. Da hörte sie, wie er sagte: »Schau, der Mann ist schlichtweg ein Flegel und weiß nicht, wie man sich benimmt. Aber ich werde ihn schon überreden. Du wirst schon sehen.«
Ebba ging zu Hild zurück und sagte: »Ich werde Elfling sein Essen bringen.«
Hild blickte sie scheel an. »Du lässt auch keine Gelegenheit aus, was?« Aber sie füllte eine Schale mit dem Eintopf, fügte ein paar Stücke Brot hinzu und gab alles Ebba, die es nach draußen trug.
Hinter dem Haupthaus war Elflings kleines Haus, das eigentlich nur eine Hütte war. Ebba stapfte durch den Schlamm und hielt Schüssel und Brot dabei krampfhaft fest. Bei der Hütte klemmte sie beides in die Armbeuge und klopfte mit der anderen Hand an die Tür. Dann hob sie den Riegel und stieß die Tür auf.
Drinnen war es dunkel, sodass sie kaum etwas sah. Es brannte kein Feuer.
»Ich habe dir etwas zu essen gebracht, Herr.« Die kleine Hütte hatte eine Schlafbank aus festgestampfter Erde. Sie stellte die Schüssel an ein Ende und legte das Brot daneben.
Sie wartete auf eine Aufforderung, doch erst nach geraumer Zeit ertönte Elflings Stimme aus der Dunkelheit. »Danke, Ebba! Das ist sehr freundlich von dir.«
Ebba errötete und sehnte sich danach, noch mehr Lob zu hören. »Es ist kalt, Herr. Ich könnte dir Feuer aus dem Haus holen. Soll ich?«
»Geh jetzt, Ebba.«
»Soll ich nun Feuer holen, Herr?«
»Ebba. Geh!«
Ebba zog die Tür zu und ging über den Hof zurück ins Haus, aber sie beschloss, ihm Feuer zu bringen, ob er es wollte oder nicht. Das würde ihm zeigen, wie sehr sie ihn liebte, selbst wenn er zornig wurde.
Im Haus sagte sie zu Hild, Elfling wolle Feuer.
»Und warum hat er keines mitgenommen, verflucht noch mal?«, meinte Hild. Aber sie sammelte aus der Feuerstelle Glut ein und ein paar brennende Scheite, legte alles in einen Topf und schickte Ebba damit über den Hof.
Draußen zitterte Ebba im kalten Wind und klopfte wieder an die Tür der Hütte. »Ich bringe dir Feuer, Herr.«
Von drinnen war ein Geräusch zu hören, dann öffnete sich die Tür. Ebba konnte Elfling nicht sehen, weil es zu dunkel war. Sie ging mit dem Feuertopf hinein. Elfling schloss die Tür hinter ihr. Im Herd war bereits Holz aufgeschichtet – wie immer –, und sie kniete nieder und entzündete es mit der Glut aus ihrem Topf. Als das Feuer brannte und den kleinen Raum erhellte, wollte sie gehen; aber Elfling lehnte, von einem goldenen Lichtschein umgeben, am Türrahmen.
»Soll ich bleiben?«, fragte sie und lächelte ein wenig einfältig. Sie sollte bleiben. Das war alles, was sie in der Welt wollte. Ebba war glücklich.
Drüben im Haupthaus schliefen die Knechte und Mägde, satt und nach einem langen Tag erschöpft, schnell ein. Sie hatten sich unter den Decken aneinandergedrängt und schnarchten seelenruhig vor sich hin.
Für Morcar, Aldgytha und Begleitung war die Nacht nicht so gut. Das elende kleine Haus war nicht das, was sie gewohnt waren, und ihr Besitzer schien ein jähzorniges Gemüt zu haben. Kein Wunder, dass sie sich in ihrer Haut nicht wohlfühlten. Außerdem waren die Flöhe im Haus des Heilers viel aktiver als ihre eigenen und schienen den Geschmack neuen Bluts ausgesprochen zu mögen.
Morcar schwor sich, morgen den Heiler dazu zu zwingen, seine Frau zu heilen. Danach würden sie diesen Ort so schnell wie möglich verlassen. Heute hatte ihn der Heiler
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