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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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kniete auf dem stroh- und kräuterbedeckten Boden und versuchte, mit seinem Dolch ein kleines Fass zu öffnen. Es war eins der vielen Geschenke, die Elfling an diesem Morgen erhalten hatte.
    Godwin schaute aus seiner Ecke zu, wie der Dolch am Spund herumwerkelte, und dachte, dass dieses Faß seinem Vater gehören sollte. Sein Vater hätte Hof halten sollen. Wäre sein Vater hier, dann würde er in dem Stuhl sitzen wie ein König, und Athelric fände seinen Platz auf einem Hocker. Aber sein Vat er war ein König und benahm sich auch wie einer – nicht wie ein Bauer, ein Bastard, ein Ding!
    Der königliche Hof hatte Ähnlichkeit mit einem Jahrmarkt besessen. Der Hof war immer gut besucht, aber an diesem Morgen war der Saal so überfüllt gewesen, dass die Adligen in ihren goldenen, fransenbesetzten Tuniken gegen Bauern in Wolle und Leder gequetscht wurden und Edeldamen von stinkenden Schafhirten in ihren aus Gras gewobenen Mänteln angerempelt worden waren – oder sogar von Sklaven und Bettlern, von Menschen, die ihre Füße in Lumpen wickeln mussten. Die meisten von ihnen hatten keinen Grund, am Hof zu sein, nichts, was zu verhandeln wäre, kein Anliegen vorzutragen. Sie waren einfach nur gekommen, um einen Blick auf die Elfenbrut zu erhaschen.
    Die Schäfer und Bauern und Leibeigenen hatten ihre Frauen mitgebracht, und kein Einziger von ihnen wusste, wie man sich am königlichen Hof zu benehmen hatte. Nicht nur, dass sie gafften und mit ihren dreckigen Fingern auf andere Leute zeigten. Sie hatten gepfiffen und gejohlt, mit ihren Händen gewedelt, laut »Elfling!« gebrüllt und sogar »Elfie!«
    Ihr unaufhörlicher Krach war unverzeihlich gewesen. Dreimal musste Athelric als Hofverwalter den Wachen befehlen, ihre Schilde zu schlagen, bis die Menge zur Ruhe kam. Doch jedes Mal war die Stille einem stetigen Flüstern gewichen, das lauter und lauter wurde, bis Rufe und Geschrei und Pfeifen die Luft erfüllte und der Lärm genauso schlimm war wie vorher.
    Die Menge hatte unzählige Dinge in Richtung des Throns geworfen – Beutel mit Nüssen, Stoffballen, zusammengerollte Tuniken, Borten, mit denen sich Ärmel und Säume verzieren ließen, und Stränge farbiger Wolle. Mehrere Wächter und Schreiber waren getroffen worden, und Wulfweard, der sich an die Rückenlehne des Throns gelehnt hatte, musste einmal in Deckung gehen, als ein Bündel an seinem Kopf vorbeiflog.
    Einige Leute hatten es geschafft, die Wachen zu umgehen und den gesamten Vorgang durcheinanderzubringen, indem sie zum Thron rannten, um Elfling eigenhändig Bier- und Metflaschen, Käse, Spanferkel, Fisch und Apfelsäcke zu schenken. Als Athelric bekanntgab, dass die nächste derartige Unterbrechung bestraft werden würde, hatten sie ihre Geschenke einfach den Wachen überreicht und versucht, sie zu überreden oder gar zu bestechen, ihre Geschenke in ihrem Namen abzuliefern. Diese Leute kannten kein Schamgefühl. Nichts würde sie dazu bringen, sich ordentlich zu benehmen. Und das lag alles an Elfling. Die brüllenden und plärrenden Bauern und Sklaven waren nur wegen Elfling so zahlreich erschienen.
    Das gemeine Volk wusste, er war einer von ihnen – soweit er überhaupt menschlich genannt werden konnte –, denn er war von Leibeigenen aufgezogen worden. Und er begünstigte sie. Bei jeder Anhörung entschied er zugunsten der Bauern und gegen die Adligen. Die Bauern und Leibeigenen jubelten ihm zu, und ihre Frauen hatten gejohlt, und ihr Lärm hatte die Vögel dermaßen aufgeschreckt, dass sie panisch kreischend zwischen den Dachsparren umherflatterten. Selbst mit seinen jungen Jahren wusste Godwin, wie dumm es war, die einfachen Leute so zu umschmeicheln. Sollte Elfling doch beim nächsten Krieg versuchen, eine Armee aus Bauern und Leibeigenen auszuheben! Er würde schon lernen, wie schnell und willens die Krieger der Zwölfhundert einem König folgen würden, dem Leibeigene wichtiger waren als sie.
    Wulfweard schaffte es endlich, dem kleinen Fass ein Rinnsal zu entlocken, und sein Freudenschrei weckte Elfling, der auf den Knien herumkrabbelte und die Becher holte, die auf einer Truhe neben ihnen standen. Ein König, der auf Händen und Knien im Stroh herumkroch, um wie ein Diener die Becher gefüllt zu bekommen!
    Elfling drehte sich auf seinen Knien, um Athelric einen wohlgefüllten Becher zu reichen. Als er Godwin in der Ecke sitzen sah, rief er: »Wo ist der Welpe?«
    Godwin schaute auf, nur um das Ding lächeln zu sehen – dieses schüchterne

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