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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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triumphiert.«
    Daraufhin bewegten sich die Männer vorwärts und sammelten sich um Elfling. Seine Augen bewegten sich und schauten sie an, aber sie hatten ihre Kräfte verloren. Sie konnten sehen, wie sich die Muskeln unter seiner Haut bewegten, als er sein Schwert zu heben versuchte, doch sein Arm verweigerte sich dem Befehl. Sie lösten seine Finger einen nach dem anderen vom Schwertgriff, doch weder traten noch schlugen sie ihn. Zu groß war ihre Angst vor ihm, selbst jetzt.
    Die Zuschauer verließen die Mauer des Gräberfelds. Ebba eilte an Uds Seite, und Godwin lief zu Unwin. Beide schauten auf Elfling hinab, der im aufgewühlten Schlamm lag, auf Schnee und Graberde. Godwin lachte seinen Vater an, der lächelte und ihm die Hand auf den Kopf legte. Ebba verbarg ihr Gesicht in Uds Mantel, und er streichelte ihren Kopf, ohne seinen Blick von Elfling zu nehmen.
    »Hebt ihn auf«, sagte Unwin.
    Die Männer packten Elfling an den Armen und stellten ihn auf die Beine. Der Lichtschein einer Laterne fiel auf sein Gesicht. Unwin betrachtete es eingehend und bemerkte gelassen, wie ähnlich es seinem Bruder sah, und er war froh, dass er sich seiner bald entledigen konnte. »Ich werde dich zu Woden schicken. Danke mir.« Als Elfling ihm nicht antwortete, schlug Unwin ihm mit dem Handrücken quer über das Gesicht. Dann nickte er den Männern zu, die Elfling vom Gräberfeld wegzerrten, zurück zur Burg.
    Ud nahm Ebba an die Hand und zog sie mit sich, als er den Soldaten folgte. Niemand sah, als sie gingen.

WODENS VERSPRECHEN

    Eine sächsische Frau lag, in ihren Mantel gehüllt, tot auf der kalten Erde. Unwin zerrte daran und rollte die Leiche mit dem Fuß weg. Er trug den Mantel hinüber zu Wulfweard, der immer noch nackt an der Gräberfeldmauer stand, von walisischen Wachen umringt. Unwin hielt ihm den Mantel hin.
    Wulfweard betrachtete Unwins Gesicht: die Falten auf seiner Stirn, die Strenge seiner Wangenknochen und wie der Bart den Umriss der Lippen betonte. Er erkannte die Ähnlichkeit zum Gesicht seines Vaters, und die ganze Zeit dachte er: Wie kann dies mein Bruder sein? Er liebte seinen Bruder. Nicht diesen Mann.
    »Zieh ihn an«, sagte Unwin.
    Wulfweard wandte sich ab.
    Unwin warf der nächsten Wache den Mantel zu. »Sorg dafür, dass er ihn anzieht.«
    Die Wache schüttelte den Mantel aus und hielt ihn Wulfweard hin. Der wich ihm aus, doch ein weiterer Krieger hielt ihn fest. Er blieb stehen und ließ sich den Mantel umlegen. Was immer er auch tat, es wäre ohnehin geschehen. Ihm wurde sofort wärmer, und er starrte zu Boden, wütend, dass er solche Behaglichkeit genoss – und dass sie von Unwin kam.
    »Bist du verletzt?«, fragte Unwin.
    Wulfweards Faust raste auf ihn zu. Unwin wich ihm aus. Die Wächter packten ihn an den Armen und rissen ihn zurück. Der Mantel fiel zu Boden.
    »Verhext«, sagte Unwin.
    Godwin blickte um seinen Vater herum auf Wulfweard. Da war keine Hexerei zu sehen, dachte er sich. Wulfweard war ein Verräter und ein Feigling, der sein eigenes Blut verraten und sein Gelübde dem Herrn gegenüber gebrochen hatte, weil er glaubte, die Elfenbrut könnte ihn besser schützen. Er verdiente den Tod, genau wie der Elfengeborene. Godwin fragte sich, ob solche Worte ihm Lob einbrächten. Doch sie auszusprechen fehlte ihm der Mut.
    Eine Gruppe Männer näherte sich aus der Dunkelheit jenseits der Fackeln: Männer aus Unwins altem Heer. Sie trugen eine Leiche bei sich, die sie Unwin vor die Füße warfen.
    Es war Athelric. Godwin stellte sich neben den Kopf und schaute neugierig auf die blutbespritzte Tunika und die starr dreinblickenden Augen. Kendidra versuchte, nach ihm zu greifen, als ob sie ihn zu sich rufen wollte, doch ihre Wachen drängten sie zurück.
    Godwin starrte sie wütend an. Sie würde lernen müssen, dass er nun kein Baby mehr war und nicht mehr mit den Frauen leben konnte. So schlimm war es gar nicht. Er konnte es sich anschauen. Es war merkwürdig, Athelrics Gesicht so zu sehen. Er hatte immer schnell gebrüllt. Jetzt war er tot. Aber Athelric war ein Verräter.
    Als er aufblickte, sah Godwin Wulfweard, dessen Lippen in einer Art zurückgezogen waren, dass es nichts mit einem Lächeln zu tun haben könnte. Innerlich triumphierte Godwin. Wulfweard konnte den Anblick einer Leiche nicht halb so gut ertragen wie er selbst. Feigling!
    Unwin nahm eine Axt von einem Dänen neben sich und kauerte dann über der Leiche, als ob er ihr die Augen schließen wollte. Er nahm den rechten Arm, der

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