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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Schlafbank hinab, auf der Wulfweard lag. Er hatte einen Arm unter seinen Kopf gelegt und die Augen geschlossen. Er trug nur eine dünne Wolltunika, und es musste ihm kalt sein.
    »Atheling, ich habe mit aller Kraft gebetet«, sagte der Priester, »aber der Teufel steckt immer noch in ihm. Er hat weder gesprochen noch gegessen.«
    Unwin drehte sich um und schaute auf die andere Bank im Raum, wo ordentlich gefaltete Kleidung neben einem Teller Brot und einem Bierkrug lag.
    »Ich fürchte, Atheling, dass Gebete allein hier nicht ausreichen werden.«
    Unwin betrachtete Wulfweard eingehend. »Leg eine Hand an meinen Bruder, und deine Hand wird nichts mehr anfassen!«
    Der Priester senkte den Kopf. Er gehörte zum Hof Unwins, seit sie König Lovern verlassen hatten, und wusste, dass seine Worte keine leere Drohung waren.
    »Lass uns allein!«, sagte Unwin.
    Als sich die Tür schloss, setzte sich Unwin neben die zusamengefaltete Kleidung und betrachtete den langen regungslosen Umriss seines jüngeren Bruders. Vor allem sein Gesicht, das sich ihm verschloss. Es sollte ihn nicht mehr an Elfling erinnern, tat es aber doch.
    Wulfweard wusste von Unwins Anwesenheit. Er hatte alles gehört. Es verlangte ihn nicht danach, Unwin zu sehen oder mit ihm zu sprechen, und daher hielt er die Augen geschlossen, obwohl er immer wieder vor seinem inneren Auge das Bild von Athelrics Leiche sah, wie man sie zu Boden fallen ließ, wie sie sich wie ein Schwein im Schlamm wälzte. Wenn er sich von dieser Vorstellung freimachte, sah er die Äxte auf Elfling einschlagen. Es schien ihm fast, als ob er ihr Gewicht und ihre Klingen auf den eigenen Rippen spürte. Je länger er seine Augen geschlossen hielt, umso heller und lebensechter erschienen ihm die Bilder, bis die Schmerzensschreie in seinen Ohren nachdröhnten. Vor Unwins Ankunft hatte er zuweilen die Augen geöffnet, um mit leerem Blick das goldene Herz des Kerzenlichts anzustarren, denn dann verklangen die Geräusche, verblassten die Bilder ein wenig. Er hörte das eintönige Gemurmel des Priesters, ohne seine Worte zu verstehen. Das Gemetzel hatte sich in verblassten Farben vor seinen Augen fortgesetzt.
    Unwin war für dies alles verantwortlich. Es war schlimmer, als wenn er es selbst getan hätte. Denn dann hätte er es wenigstens verstanden, wie es geschehen konnte.
    Elflings Scheitern schürte keinen Zorn in ihm, nur Trauer, dass er nicht mehr war. Die treuesten Menschen, so sangen die Dichter, verraten ihren Freund, wenn seine Haut erkaltet und seine Leiche die kühle Erde als Begleiter erwählt. Doch der Verrat war von Freya ausgegangen, nicht von Elfling. Wulfweard betete, dass sie ihm den Mut geben würde, zu sterben, wie es schon Athelric und Elfling getan hatten.
    Er wusste, dass sein eigener Tod nicht mehr fern war. Unwin würde ihn töten, so viel war klar. Sie waren beide Athelinge, Söhne desselben Vaters. Beide könnten zum König gewählt werden. Lebend wäre er Unwin immer ein Rivale, ihm immer eine Bedrohung, und Unwin würde ihn nur so lange tolerieren, solange er der verhätschelte, geliebte jüngere Bruder war, der sich bei Unwin einschmeichelte, genau wie Godwin.
    Er legte seinen Arm über die Augen, als ob er die Erinnerung an die Zeit, da er Unwin noch bewundert hatte, verdrängen könnte. Diese Zeit war Vergangenheit. Dass er und Unwin Brüder waren, ließ sich nicht ändern, aber sie würden sich nie wieder vertrauen. Also würde Unwin ihn umbringen – oder den Befehl dazu erteilen.
    Er könnte höchstenfalls darauf hoffen, ein Schwert in die Hand gedrückt zu bekommen und im Kampf zu sterben. Vielleicht würde er dann, wenn er sich auf dem trostlosen dunklen Heidemoor wiederfand, endlich die Halle erreichen, wo sein Bruder Hunting an der Tür auf ihn wartete. Athelric wäre auch dort. Und Elfling?
    Unwin, der mitbekam, dass Wulfweard sich den Arm über die Augen legte, setzte sich aufrecht hin – aber nach dieser Bewegung lag Wulfweard wieder still.
    Unwin verspürte die Qual der Unentschlossenheit, die ein Jäger auf der Spur eines Hirschs im Waldgebiet empfand, wenn er sich vor jedem Zweig und jedem Ast in Acht nahm, die unter seinen Füßen zerbrechen oder rascheln könnten. Würde eine zu langsame und vorsichtige Verfolgung die Gelegenheit zunichte machen und der Beute die Flucht ermöglichen? Würde eine zu plötzliche Bewegung sie in Panik versetzen und in die Flucht jagen?
    Ohne ein Wort zu sagen, nahm er den Brotteller und durchmaß leise den Raum, bis er

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