Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
Vom Netzwerk:
unter ihm, befreite sich und rannte zum Dolch. Es folgte ein verzweifelter, brutaler Kampf auf dem harten Fußboden, der Staub und Stroh in die Luft wirbelte – mit aufgeplatzten Knien, geprellten Hüft- und Handgelenkknochen, Schlägen mit Fäusten, Ellbogen, Knien und tiefem Grunzen, wenn die Schläge landeten. Unwin schnappte nach Luft, schmeckte das Blut einer gebissenen Zunge in seinem Mund und spürte, wie Feuer in seiner Lunge brannte. Seine Arme wurden schwächer, und überrascht stellte er fest, dass er vielleicht diesen Kampf nicht gewinnen würde. Nach dieser Erkenntnis trieb er sein Knie hart in Wulfweards Unterleib. Wulfweard blieb der Atem weg, und sein Körper erschlaffte. Er warf verzweifelt den Kopf nach hinten und schnappte nach Luft, die nicht in seine Lunge wollte.
    Unwin brach neben ihm zusammen und keuchte schwer. Als das Gewicht von ihm herabfiel, rollte sich Wulfweard zusammen, zog die Knie an und schlang die Arme um seinen Bauch. Sein Atem ging nur stoßweise und keuchend. Unwin legte dem Jungen die Hand auf den Kopf. Er wusste, wie es sich anfühlte, so einen Schlag abzubekommen: wie die Luft, die man mit aller Kraft einsog, einem im Hals stecken zu bleiben schien und nie die schmerzende Lunge erreichte. Seine Arme und Beine zitterten von der Anstrengung, sein Herz schlug viel zu schnell. Er schüttelte den Kopf, und hätte er frei atmen können, er hätte fast gelacht. Er hatte nie geglaubt, dass dieses dünne Hemd von einem Bruder jemals auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn gehabt hätte – bis jetzt. Und das alles mit der Absicht, ihn umzubringen. Das Temperament hatte er von Woden – oder von dem Elfenjüngling.
    Unwin kniete sich hin, packte Wulfweard unter den Armen und stemmte ihn hoch. Er hielt ihn fest, während er sich rückwärts über den Boden schob, bis er an der Wandbank lehnte. Wulfweard zerrte an Unwins Händen, die um seinen Hüfte geschlungen waren, obwohl sein Hinterkopf noch auf Unwins Schulter lag. Er atmete immer noch unregelmäßig.
    Unwin sagte: »Ich konnte es dir kaum gestatten, mich niederzustechen, aber –«
    Wulfweard hörte auf, sich aus Unwins Griff befreien zu wollen. Er legte seine Arme über Unwins und zog die Knie an. Er lehnte sich an Unwin, drehte aber den Kopf zur Seite.
    »Komm zurück zu mir, Wulf.« Unwin schob Wulfweards verschwitzte Haare aus seinem Gesicht. »Leiste mir den Eid.« Keine Antwort, aber der Junge konnte ja auch kaum atmen. »Es war ein Teufel, Wulf. Du hast das nicht sehen können – du warst verhext. Ich musste es töten. Hör mir zu. Ich werde eine Kirche errichten lassen, und ich werde sie zur Messe segnen lassen. Nimm die Hostie an, und dann leiste deinen Eid.« Er hielt inne, denn er hoffte auf eine Antwort – wenn nicht das Gewicht seines Bruders, der sich an ihn lehnte, die Antwort war. Wulfweard schien wieder regelmäßiger zu atmen. »Wulf. Ich will dich nicht töten.«
    Wulfweard rollte seinen Kopf auf der Schulter und wandte ihm den Blick zu. »Tu es selbst.«
    Unwin versuchte, nicht vor Freude zu lachen, weil Wulfweard mit ihm geredet hatte. »Was tun, Wulf?«
    »Bezahl keinen der Dänen dafür.«
    Unwin schob ihn zur Seite und stand auf. Seine Knie zitterten, als er durch den Raum und hinaus in den Vorraum ging. Der Priester wartete und wirkte entsetzt, als er das Blut auf Unwins Tunika und sein geprelltes Gesicht sah.
    »Was würdet Ihr tun«, fragte Unwin, »um diesen Fluch aufzuheben?«
    Der Priester verschränkte die Hände in seinen schwarzen Ärmeln. »Es gibt nur einen Weg, Atheling. Der besessene Körper darf kein leicht zu beherrschender Platz für den Geist sein, der ihn übernommen hat. Verweigert ihm das Essen – das wäre zumindest ein Anfang.«
    »So soll es geschehen«, sagte Unwin und ging.
    Wulfweard war allein. Er drehte sich auf die Seite, zog die Knie an und schlang die Arme um seinen Bauch. Ein altes Lied ertönte in seinem Kopf.
    Wieland kannte Schmerz, in Banden geschlagen:
    Störrischer Jarl, dem Unrecht geschah,
    In Eiseskälte, in der Verbannung wärmten sich
    Leid und Sehnsucht an seinem Feuer –
    Doch das ging vorüber, auch dies geht vorbei.
    Es ging vorüber. Dies, mag sein, auch.

DAS RUNENLIED

    Elfling fiel hinauf in flammenumtostes Licht, tauchte tief ein und stieß mit dem Kopf durch die schillernde Oberfläche eines brennenden Sees, dessen leuchtende Wellen gegen ihn brandeten, aber ohne seine Haut zu verbrennen. Über und um den See herum befand sich nichts. Die

Weitere Kostenlose Bücher