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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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viel Reichtum, so viel Macht!
    »Gütiger Jesus!«, stieß Unwin hervor. »Genauso gut könnte man eine Kuh fragen!« Doch dann erhob er sich von dem Schemel und ging zu dem Mädchen. Als es seine Nähe fühlte, zuckte es zurück, jedoch ohne den Kopf zu heben. »Nein, nein«, sagte Unwin, plötzlich freundlich. »Hab keine Angst.« Er zog einen goldenen Ring vom Finger und hielt ihn Ebba auf der offenen Handfläche vor die Augen, damit sie ihn sehen konnte. »Erzähl uns, was du weißt, dann bekommst du das – als eine Belohnung für das Überbringen der Mitteilung.«
    Ebba starrte den Ring an. Es war alles, was sie sah: der Ring, der im Schein der Lampe rot, gelb und weiß glänzte und auf den dicken Schwielen in der Hand des Mannes lag. Aber das war ja nicht nur ein Mann, nein, das war einer von Wodens Söhnen. Sie zitterte am ganzen Leib wie im Fieber. Es war ein grausamer Scherz. Nie und nimmer würde man ihr so ein kostbares Kleinod schenken.
    »Hier.« Unwin löste einen der dünnen Arme und entfaltete die kleine Hand, welche keinerlei Widerstand leistete, legte den Goldring hinein und schloss die Finger darüber. »Er gehört dir. Und jetzt erzähle uns, was du auf dem Hof gesehen hast.«
    Sie hatte den Ring! Sie spürte die Härte in der Hand. Aber man würde ihr nie erlauben, ihn mitzunehmen. Sie spürte eine warme Berührung auf der Schulter, als Wulfweard seine Hand darauflegte. Sie musste etwas sagen. Sie konnte nicht schweigend vor den Söhnen Wodens stehen. Atem zu schöpfen war schwer. Ihre Stimme klang erstickt und bebend. »Bitte, töte mich nicht!«
    Unwin lachte und fragte: »Weshalb sollte ich dich töten wollen?« Seine Verachtung war tröstlich. Sie stellte sie so tief unter ihn, dass sie außerhalb seiner Reichweite war. Er hatte ihr den Ring gegeben, weil dieser für ihn nichts bedeutete. Das begriff sie. Weshalb sollte er sie töten wollen? Sie bemühte sich, die Gedanken zu ordnen und zu verstehen, was die Männer von ihr wissen wollten. Sie war so verwirrt, dass es ebenso gut darum gehen könnte, wie viele Eier die Hühner auf Elflings Hof legten.
    Ruhig, mit einem Hauch von Ungeduld, fragte Unwin wieder: »Wieso ist der Hof in Flammen aufgegangen?«
    Sie bemühte sich, diese Frage zu beantworten. Elfling hatte den Hof angesteckt, nachdem … Es folgten weitere Fragen, und sie beantwortete diese, wobei sie sich verhaspelte und verwirrt wurde; aber sie antwortete, und niemand wurde zornig, niemand schlug sie, obwohl sie jederzeit auf einen Schlag eingestellt war … Langsam fühlte sie sich sicherer, hob sogar den Kopf ein wenig, und ihre Antworten wurden klarer und geordneter. »Und dann ist Elfling hinter der Frau aufgesessen – auf ihrem Ross –, und sie sind fortgeritten«, endete sie. »Ich meine, nicht fort. In die Luft. Heraus aus dieser Welt.« Ihr Blick streifte flüchtig Unwins harte Züge, sofort schlug sie die Augen wieder nieder. »Das ist alles. Alles, was ich weiß. Ich bin einfach beim Hof geblieben, während er abgebrannt ist.«
    Im Raum herrschte Schweigen, und Ebba zitterte wieder, weil sie fürchtete, die Männer würden ihr zürnen. Und in der Tat, einer der Wodengeborenen – nicht der, welcher ihr den Ring gegeben hatte, auch nicht der Alte, sondern der dritte Mann, den sie nur aus dem Augenwinkel gesehen hatte – sagte: »Der Bastard hat Hunting ermordet!« Die Wut in seiner Stimme jagte Ebba Angst ein.
    Der alte Mann lachte. »Und das, als Hunting ihm sicheres Geleit anbot!«
    Der Hüne neben Ebba sagte: »Der Bastard hat den Sohn deines Bruders getötet!« Die Bedeutung seiner Worte war für alle verständlich, sogar für Ebba. Die Pflicht der Rache für das Leben des Neffen fiel auf den alten Mann: Er musste Elfling töten.
    Ebba wurde noch mehr klar: Der Mann, den Elfling getötet hatte, der Mann mit der kostbaren Rüstung, war ein Mitglied der königlichen Sippe gewesen! Jetzt hatte sie zu viel Angst, um zu zittern. Sie war zu Eis erstarrt.
    »Hier«, sagte der dritte Mann, und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr etwas zu geben. Sie schaute auf in sein Gesicht – und erstarrte mit offenem Mund. Magie, dachte sie. Elfling! Vor ihr im Lampenlicht stand Elfling. Er war aus der Anderswelt zurückgekehrt.
    Wulfweard amüsierte sich über ihr verblüfftes Gesicht und lächelte. Da wusste sie, dass er nicht Elfling war – dennoch war sie über die Ähnlichkeit erstaunt. »Hier«, sagte er nochmals und schenkte ihr auch einen Ring. Trotz ihrer Angst und

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