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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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weder Tage noch Nächte länger geworden, und die Bäume im Wald standen immer noch in Blüte und trugen gleichzeitig Früchte. Elfling vermochte nicht zu sagen, wie lange er hier auf Jarnseaxas Insel schon weilte.
    Die Halle war klein und schlicht. Auf der einen Seite befand sich neben dem Eingang ein Stall, wo nachts Schweine Schutz fanden. Auf der anderen Seite des kleinen Raums waren Schlafbänke, eine Feuerstelle und am Ende ein großer Alkoven mit dem Bett.
    »Du schläfst beim Feuer. Das Bett gehört mir«, erklärte Jarnseaxa.
    Elfling legte seinen ledernen Umhang auf eine Bank, grinste und fragte: »Und wann darf ich im Bett schlafen?«
    Sie setzte sich auf eine Bank und antwortete: »Wenn du mit geflochtenen Haaren durch den Wald rennen kannst, verfolgt von dreißig bewaffneten Männern, und nicht gefangen wirst, nicht einmal verwundet, und nicht ein einziger Zopf zerzaust ist. Wenn du über einen Stock springen kannst, der so hoch ist wie dein Kopf, und unter einem hindurchlaufen kannst, der so niedrig wie dein Knie ist, und du dabei nicht an Geschwindigkeit verlierst. Wenn du dich nur mit Schild und Stab gegen dreißig bewaffnete Männer verteidigen kannst, ohne eine Wunde davonzutragen – dann Elfling, mein wunderschöner Junge, darfst du in meinem Bett schlafen.«
    Elfling saß auf seiner Bank, blickte sie an und glättete den Lederumhang.
    »Ich mache es mir lieber hier bequem«, meinte er.
    Sie lachte und warf ihm den Lederbeutel zu, der stets mit Brot gefüllt war.
    Anfangs hatte Elfling gedacht, sie würde das Brot backen, aber jetzt, da er in der Halle lebte, hatte er herausgefunden, dass jeden Morgen ein Rabe auf dem Dach der Halle landete, krächzte und den Beutel vor die Tür fallen ließ. Elflings Aufgabe wurde es, wann immer sie Fleisch brauchten, ein Schwein abzustechen. Die Haut mit den Borsten wurde sorgfältig abgezogen und beiseitegelegt. Auch die Knochen durften nie gebrochen werden. Sobald sie sauber abgenagt waren, wurden sie in die Schweinehaut gelegt, zusammengebunden und draußen hingelegt. Am nächsten Tag, bei Sonnenaufgang, erwachte das Schwein zu neuem Leben und trottete davon, um mit dem Rest der Herde zu fressen. Elfling hatte sich darüber gewundert, aber dann hatte er nur mit den Schultern gezuckt und gedacht: Ich bin ins Land meiner Mutter gekommen.
    Seine Ausbildung ging weiter. Er aß die Früchte der Anderswelt und die Fische, die in diesen Seen und Flüssen schwammen, und das Fleisch der Vögel, die in der Luft flogen, ebenso das Wild aus den Wäldern. Dieses Essen verändert jene, welche es essen. Darüber war er froh. Er hatte in der Welt seines Vaters eine Rechnung zu begleichen, aber sobald das erledigt war, würde er in die Welt seiner Mutter zurückkehren, um für immer dort zu leben, wo die Apfelbäume blühten und gleichzeitig Frucht trugen, immer in der stets gleich bleibenden Jahreszeit.
    Jarnseaxa nahm ein Bündel Stöcke aus einer Ecke der Halle und warf sie in die Luft. Als sie fielen, verwandelten sie sich in eine Schar kräftiger Männer, mit Speeren und Schwertern bewaffnet. Elfling konnte vor ihnen die Flucht ergreifen oder sie bekämpfen. Es war ein verzweifelter Kampf, bis Jarnseaxa die Worte rief, welche die Männer wieder in Stöcke verwandelten. Dann behandelte Jarnseaxa seine Wunden; aber die Wunden schmerzten, und er schämte sich ihrer. Jede Wunde, selbst der kleinste Kratzer, bedeutete, dass er immer noch auf der Bank schlafen musste – und die Walküre erschien ihm jeden Tag noch schöner.
    Mit der Zeit kräftigte sich sein Körper, und immer länger vermochte er den Männern zu entrinnen – obgleich Jarnseaxa immer mehr Männer zu dem Haufen hinzufügte, der ihn verfolgte. Schließlich konnte er ihnen den ganzen Tag über entkommen, ohne einen Kratzer oder eine Beule davonzutragen. Wieder eine Zeitlang später gelang es ihm, sich gegen sie zu verteidigen, auf den Knien, nur mit dem Schild und einem Stab bewaffnet. Ihnen gelang kein Streich.
    Jarnseaxa fing an, seine Haare zu flechten, welche so lang wie die Haare eines Athelings gewachsen waren. Sie flocht sie in zahllose kleine Zöpfe. Nach einer Hetzjagd strich sie ihm über den Kopf und sagte: »Hier ist ein Zopf in Unordnung – da noch einer. Du bist offenbar an einem Zweig hängen geblieben. Nein, heute Nacht schlafe ich allein.«
    Elfling musste nicht nur den Männern und ihren Waffen entgehen, sondern sich auch ducken und Zweige abwehren – und trotzdem die Speere fliegen und die

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