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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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einen Kloß im Hals gehabt oder so, aber irgendwie … ich weiß nicht.
    Ich sah nur auf seine Hand, die groß und dunkel war, selbst gegen das schwarze Leder meiner Jacke. Für einen Toten hatte er einen verdammt festen Griff. Für einen Lebenden auch. Er folgte meiner Blickrichtung und sah ebenfalls auf seine Hand hinunter, die mein Handgelenk umklammert hielt.
    Dann ließ er mich ganz plötzlich los, als hätte er sich verbrannt oder irgendwas in der Art. Ich kletterte aus dem Fenster. Nachdem ich es erfolgreich aufs Dach der Veranda und von dort aus ganz nach unten geschafft hatte, blickte ich zu meinem Zimmerfenster hinauf.
    Aber Jesse war natürlich verschwunden.

KAPITEL
10
    D ie Nacht war kühl und klar. Vom Vorgarten aus konnte ich den Vollmond wie eine Glühbirne am Himmel leuchten sehen – vielleicht nicht hundert-Watt-hell wie die Sonne, aber immerhin wie so ein Fünfundzwanzig-Watt-Birnchen in einer schwenkbaren Schreibtischlampe. Aus der Entfernung sah der Pazifische Ozean glatt wie Glas aus und tiefdunkel. Die schwarze Fläche wurde nur durch ein gleißend helles Band aus reflektiertem Mondschein zerteilt, weiß wie Papier.
    Im Mondlicht war auch die rote Kuppel der Missionskirche zu erkennen. Doch die scheinbare Nähe trog: Die Mission Academy war über zwei Meilen entfernt. Ich tastete in meiner Tasche nach den Schlüsseln des Rambler, die ich eine halbe Stunde zuvor stibitzt hatte und die durch meine Körperwärme angewärmt waren. Der Rambler, der bei Tag türkis war, schimmerte nun gräulich in der Einfahrt.
    Ja, ich weiß , ich hab keinen Führerschein. Aber wenn Hatschi es schafft …
    Okay. Am Ende kniff ich. Aber war es nicht besser, aufs Fahren zu verzichten, wenn ich doch nicht weiß, wie es geht? Ich meine, natürlich weiß ich, wie es geht, aber ich hab eben noch nicht viel Gelegenheit zum Üben gehabt, bei meinem bisherigen Leben in der Welthauptstadt des öffentlichen Nahverkehrs.
    Na egal, ich wandte mich jedenfalls ab und ging zur Garage. Irgendwo musste es doch ein Fahrrad geben. Bei drei Jungs! Mindestens ein Rad sollte doch aufzutreiben sein.
    Und tatsächlich fand ich eins. Es war natürlich ein Jungsrad, mit der blöden Stange in der Mitte und so einem richtig, richtig harten Sattel. Aber es schien in Ordnung zu sein. Zumindest waren die Reifen prall gefüllt mit Luft.
    Dann dachte ich: Na super – komplett schwarzes Outfit und dann im Dunkeln Fahrrad fahren. Noch leichter konnte ich es keinem machen, mich zu überfahren.
    Ich zweifelte daran, ob ich auf die Schnelle Reflektor-band oder so was finden würde, aber dann fiel mir ein, dass ein Fahrradhelm vielleicht reichen könnte. In der Garage hing auch netterweise gleich einer an einem Wandhaken. Ich schob mir meine Kapuze vom Kopf und stülpte mir den Helm auf. Ja, so bin ich: stylish und trotzdem auf Sicherheit bedacht.
    Und schon brauste ich die Einfahrt runter – na ja, Kies ist nicht gerade der ideale Untergrund zum Fahrradfahren, vor allem nicht auf abschüssiger Strecke. Und da das Haus am Hang dieses majestätischen Hügels stand und auf die Bucht hinausblickte, war sozusagen die komplette Strecke abschüssig. Mir war auch klar, dass bergab noch besser war als bergauf – den Rückweg würde ich auf dem Drahtesel garantiert nicht schaffen, vermutlich müsste ich die meiste Zeit schieben –, aber diese Schussfahrt war trotzdem ziemlich beängstigend. Ich meine, der Abhang war so steil, der Weg so gewunden und die Nachtluft so kühl, dass mir praktisch die ganze Zeit das Herz in der Hose hing und mir vom Fahrtwind die Tränen über die Wangen liefen. Und dann diese Schlaglöcher …
    Aua! Der Sattel brachte mich bei jedem Schlagloch echt um.
    Aber der Hügel war nicht das Schlimmste. Unten angekommen sauste ich ungebremst über eine Kreuzung, was der totale Horror war, da trotz nächtlicher Uhrzeit genug Autos auf den Straßen unterwegs waren. Ein Fahrer hupte mich wütend an. Aber ich konnte doch nichts dafür! Ich war auf der Schussfahrt so schnell geworden, dass ich bestimmt mit dem Kopf voraus über den Lenker gesegelt wäre, wenn ich versucht hätte zu bremsen. Also brauste ich mit dem Mut der Verzweiflung weiter, wich um Haaresbreite einem Lieferwagen aus und bog schließlich irgendwann – ich weiß gar nicht, wie ich es schaffte – auf den Parkplatz der Schule ein.
    Bei Nacht sah die Mission Academy ganz anders aus als bei Tag. Erstens war der Parkplatz tagsüber voller Lehrer-, Schüler- und Touristenautos.

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