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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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Jetzt stand hier kein einziger Wagen, und es war so still, dass man die Wellen hören konnte, die am fernen Carmel Beach an den Strand klatschten.
    Zweitens waren da diese Außenscheinwerfer, die man – vermutlich wegen der Touristen – rund um das Gebäude aufgestellt hatte und die bestimmte Teile, zum Beispiel die Kuppel und die Kirchenfassade mit ihrem riesigen Rundbogenportal, grell erleuchteten. Auf der Rückseite hingegen, da wo ich gelandet war, war alles in Dunkelheit getaucht. Was mir nur recht war. Ich hängte den Helm an den Lenker, versteckte das Rad hinter einer Mülltonne und schlich zu einem Fenster. Da die Mission zu Zeiten errichtet worden war, als Klimaanlagen und Zentralheizungen noch längst nicht erfunden waren, hat ten die Menschen nur eine Möglichkeit gehabt, die Gebäude im Sommer kühl und im Winter warm zu halten: indem sie richtig dicke Mauern bauten. Was zur Folge hatte, dass die Fenster der Mission von innen wie von außen je fast einen halben Meter in den roten Pueblostil-Mauern versenkt waren.
    Ich kletterte auf einen dieser breiten Fenstersimse hoch und vergewisserte mich erst mal, dass niemand mich sah. Aber bis auf zwei Waschbären, die auf der Suche nach Überbleibseln vom Mittagessen um die Mülltonnen herumschlichen, war nirgendwo jemand zu erkennen. Ich legte beide Hände an die Schläfen, um im Mondlicht besser sehen zu können, und spähte durchs Fenster nach innen.
    Ich hatte Mr Waldens Klassenraum erwischt. Im Schein des hereinsickernden Mondlichts konnte ich seine Handschrift an der Tafel ausmachen und an der Wand das Plakat von Bob Dylan, seinem Lieblingsdichter.
    Ich brauchte nur eine Sekunde, um das Glas in einem der kleinen altmodischen, schmiedeeisernen Fensterrahmen zu durchstoßen, reinzugreifen und das Fenster aufzumachen. Das Problem am Fenstereinschlagen ist gar nicht das Einschlagen selbst, auch nicht das Reingreifen. Die Schnittwunden holt man sich erst beim Rausziehen der Hand. Ich hatte mir meine besten Geisterjäger-Handschuhe übergezogen, die dicken schwarzen mit den verstärkten Gummieinsätzen an den Knöcheln, aber ich hatte es schon oft genug erlebt, dass mein Ärmel sich in den Glasspitzen verhakt hatte und mein Arm am Ende ganz zerschrammt gewesen war.
    Diesmal passierte mir das nicht. Außerdem hatte ich es diesmal nicht mit einem Fenster zum Hochschieben zu tun, sondern mit einem, das nach innen aufschwang, und zwar gerade weit genug, dass ich locker hindurchpasste. Ich bin schon ein paarmal in Gebäude eingebrochen, die dummerweise über eine Alarmanlage verfügten – was mir eine unbequeme Fahrt auf dem Rücksitz einer piekfeinen New-York-Police-Karosse ein brachte –, aber die Mission Academy besaß noch keine solchen Hightech-Sicherheitssysteme. Ihr Sicherheitssystem bestand daraus, Fenster und Türen abzuschließen und das Beste zu hoffen.
    Was mir nur recht war.
    Ich kletterte also in Mr Waldens Klassenraum und schloss das Fenster hinter mir. Ich konnte niemanden entdecken, der hier Wache schob oder mir auflauerte – klar, warum auch. Im hellen Mondschein war es ein Kinderspiel, sich zwischen den Pulten durchzuschlängeln. Auch als ich aus dem Zimmer auf den Kreuzgang hinaustrat, brauchte ich keine Taschenlampe – der Hof war hell erleuchtet. Vermutlich war die Mission für Besucher bis spätabends geöffnet, denn große gelbe Scheinwerfer warfen ihr Licht aus Ecken auf verschiedene besonders interessante Bereiche der Anlage: die höchste Palme, den üppigsten Hibiskusbewuchs am Fuß einer Palme, den Springbrunnen, der auch jetzt noch in Betrieb war, und natürlich die Statue von Pater Serra – auf den waren sogar zwei Strahler gerichtet, einer auf seinen Kopf und der andere auf die Köpfe der Indianerfrauen zu seinen Füßen.
    Also wirklich! Ein Glück, dass Pater Serra schon tot war. Sonst wäre ihm das Denkmal bestimmt oberpeinlich gewesen.
    Der Kreuzgang war genauso menschenleer wie der Innenhof. Außer dem Plätschern des Springbrunnens und dem Zirpen der Grillen war auch nichts zu hören. Es überraschte mich, wie friedlich der Ort war. So idyllisch war bisher noch keine meiner Schulen gewesen. Ich genoss die friedliche Stille – bis hinter mir plötzlich eine Stimme fragte: »Was hast du denn hier zu suchen?«
    Ich wirbelte herum und da stand sie. Sie lehnte mit verschränkten Armen an ihrem Spind – Entschuldigung, meinem Spind – und starrte mich an. Sie trug eine anth razitfarbene Hose – eine richtig hübsche – und ein

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